Erster Auftritt.
Ufer der Saale. Der Fluß ist mit bunt bewimpelten Schiffchen bedeckt, auf der einen Seite des Vordergrundes sieht man das Logengerüst für die Gäste des Lysander der das Fischerstechen gibt. Olympie sitzt in dessen Mitte auf einem hohen roten Sessel, an ihrer Seite steht ein Tisch mit Preisen, goldenen Ketten, silbernen Pokalen und silbernen Kränzen. Lysander und Viren sitzen ihr zur Seite. Durch die Menge des Volkes das den Raum unter dem Gerüste einnimmt, drängt sich der feierliche Zug der Halloren mit alten Waffen Flambergen Streitkolben und dergleichen, so wie sie sich dem Schiffe nähern legen sie ihre Röcke ab und erscheinen in zierlich weißen Schifferkleidern mit bunten Bändern geschmückt, sie ergreifen die Stechstangen und besteigen tanzend die Schiffe, wo das Stechen in der gewohnten Art beginnt, nach welchem sie sich in entgegengesetzte Parteien scheiden und einander mit den Stechstangen von den Kähnen ins Wasser zu stoßen suchen, – wer übrig bleibt hat gesiegt. Unter der Menge des Volks stehen von einander entfernt Pamphilio, Ahasverus,
Doris, Cardenio in einem Mantel tief eingehüllt, führt Celinden die mit Stolz ihm zur Seite einherschreitet. Mehrere Studenten rathen wer es sei der sie führe, während solchen Gesprächen singen die Halloren indem sie zu ihrem Marsche auf alles was rings geschieht Reime machen.
HALLOREN.
Lustig ihr kreuzbraven Brüder,
Heut ist ein Freudentag,
Wollen heut springen und stechen,
Wer ists, ders hindern mag,
Wer uns hier wohl scheel ansieht,
Kriegt ein Schmoch auf die Hutkrämpe.
[151] Wer nicht aus dem Wege geht,
Ist ein rechter närrscher Hämpe.
Weiße Hemden, blaue Bänder
Und ein grüner Kranz dabei,
Das stutzt wahrlich fein und niedlich
Und das Stechen ist heut frei.
Lange leb der Graf Lysander,
Das verliebte Rabenäschen,
Sitzt mit seinem Schatz beisammen,
Und sie machen sich ein Späschen.
Sieht nicht unser Platzknecht prächtig,
Mit dem schwarzen Mantel aus,
Recht wie Nürnberger Docken,
Was sitzt da für Volk im Haus,
Kribbelt, wibbelt allzumal,
Klettert, reitet auf den Dächern,
Vetter David, kuck einmal,
Die läßt sich von einem fächern.
Hauptmann mit dem großen Degen,
Mache deine Dinge recht,
Unser alter Trommelschläger
Lärmt mein Seele auch nicht schlecht,
Toffel wird nen lustigen Schwang
Mit der neuen Fahne machen,
Daß wir mit der gnädgen Frau
Werden übern Fähnrich lachen.
EINER AUS DEM VOLKE.
Ist das nicht Cardenio?
EIN ANDERER.
Ich dachte es eben auch, es fehlt ihm nur ein bischen so ist ers, er ist es aber nicht.
[152]CARDENIO
vor sich.
Kaum wag ich meine Augen zu erheben, sie möchten ihr begegnen die oben thront, wie schäm ich mich vor ihr so jämmerlich daß sie mich möchte sehen an Celindens Hand: der bravste Hundsvott ist der Mensch. He da!
PAMPHILIO.
Sieh da, dich hätt ich kaum erkannt.
CELINDE.
Sie thun als kennten Sie uns nicht.
PAMPHILIO.
Wer will das schlimmste gleich vermuthen.
CELINDE.
Ich kenne euch ihr Herrn, ihr geht von einem wie die Katz vom Taubenschlag und sehet euch nicht um.
CARDENIO.
Laß das Celinde, das war schon wieder eine von der theuern Mutter Redensarten. Pamphilio führ doch Celinden an den besten Ort zum Zusehn, ich habe einen Spaß mir vorgenommen.
CELINDE
leise zu ihm.
Ich wollt, du ließest ihn, ich werde schrein vor Angst wenn ich dich fallen sehe, hör nur du Wildfang, du schonst dich gar zu wenigSie giebt ihm einen Kuß. ich sags dir immer aber du läßt dir nichts sagen, nun sag was ziehst du jetzt den Mund zurück da ich dir einen Kuß will geben und heute Morgen war dirs nie genug; es siehts ja niemand.
CARDENIO.
Es ist so heller Himmel, ich bitte dich laß mich jetzt nur allein, geh mit Pamphilio.
Celinde und Pamphilio treten auf ein Gerüst.
[153]CARDENIO.
Macht das die öde Nacht, der liederliche Morgen; – Celinde schien nur eben ganz verwandelt, der heftge Aufruhr der mich bei ihrem Anblick gestern wild durchdrang, ist wie ein Meeresschaum im Sonnenlicht zerplatzt, und keine Göttin steigt daraus hervor. O lichte Himmelswelt von der ich abgefallen, in deiner Höhe ist nur Dauer, ich steige wie ein schwarzer schwerer Rauch der Lerche nach die in der Höhe schwebt und jeder Windstoß senket mich hinab, so blicke ich zu dir Olympie und meine doch, es sei mir ganz verboten. Da sitzet sie am höchsten Platze und wo sie sitzt da ist der Höchste; sie ist heut schöner noch als je, ihr Auge glänzt und ihre Wangen blühen.
Seh ich zu dir hinauf,
Siehst du zu mir hinuter,
So geht das Herz mir auf
Und alle Sinne unter,
Ich bin ein schwarzer See
Am Fuß von grünen Hügeln,
Zugleich in Lust und Weh
Magst du dich in mir spiegeln.
Wie alle ihre Schönheit so in stiller frommer Liebe reichlich aufgegangen ist, ach weil sie immer ist dieselbe, darum ist sie mit jedem Augenblicke schöner. Noch einmal will ich vor ihr erscheinen im Glanze meiner Kraft, den Preis aus ihren Händen mir gewinnen oder untergehn vor ihr in diesen Fluthen. [154] Er wirft den Mantel ab den ein Knabe bewahrt und erscheint ganz wie ein Hallore gekleidet. Ich meine, daß ich jetzt von den Halloren schwer zu unterscheiden bin, die Locken hab ich schon dem Feuer heut geopfert, sie waren mir zu heiß in dieser Zeit. Erkennen sie mich auch, wohlan so wird das Fechten um so schärfer, der Sieg so schöner und der Tod so freier. Ich bin der Alte noch und lächelnd stell ich mich der Welt entgegen. Er geht mit dem Zuge der Halloren auf die Brücke, ergreift eine Stechstange und stellt sich auf ein Schiff.
HALLOREN.
Lustig ihr Thalbrüder lustig,
Marsch auf die Brück hinan,
Müßt all und über runter
Brave Kapriölchen schlahn;
Seht ihr wie die großen Frauen
Sich auch freuen und brav lachen,
Lugenhiebe kriegt ihr heut,
Wollt ihr euch nicht lustig machen.
David kriegte auch jetzunder
Einen achtzehnlöthgen Stoß,
Und der Köter macht sich wunder
Mit der Stärke gar zu groß,
Zacharies hats ihm wohl gesagt
Daß er nicht sollt trocken bleiben
Doch der Blitzer wird den Streich
Sich schon hinters Ohrchen schreiben.
DORIS.
Wie der Lysander mit dem Fräulein jetzt so schöne thut, ein Händekuß ist ihm jetzt gar nichts gar nichts mehr, sonst hätte er sich wohl vier [155] Wochen lang darnach die Beine abgelaufen, sie scheint nun auch mit allem ganz zufrieden! Wer hätte das gedacht, als sie dem Herrn Cardenio das Band geschenkt an seine Zitter? Wie der Lysander ihre Hand so festhält, mir hat er sie voll Geld gedrückt – ich dachte doch er würde mich einmal besuchen, mir von der Hochzeit etwas schicken, er hat mich heut nicht einmal mehr gegrüßt als ich ihm früh begegnete. Sie weint. Und dann will er mir noch befehlen daß ich schweige wie ich ihn habe in das Haus gelassen und wie sich alles hat begeben. – Nun sollen es auch alle Leute wissen und müßte ich darüber auch ins Zuchthaus kommen, säh ich nur den Cardenio, der wird sich ärgern. Was soll ich seine und des Fräuleins Ehre schonen wenn sie mir alle Ehre nehmen, mich Knall und Fall wie eine Diebin aus dem Hause stoßen, es war ein gar kommoder Dienst, das Fräulein machte sich fast alles selber. – Ei Gott, wie er sie küßt! – Was schreien denn die Leute, das Volk wird doch von Tag zu Tage unvernünftiger, was wird es großes sein, mir macht das alles keinen Spaß. Die fallen recht ins Wasser, – jetzt stehen zweie ganz allein, die drängen sich wie Brummelochsen, wie Frösche schreien die andern aus dem Wasser und hetzen sie zum Kampf. – Plumps! – Da fiel der Dicke, der andre stützt sich ganz er schöpft auf seine Stange.[156] – Ein schöner Herr, der gleichet dem Cardenio – gewiß ists kein Hallor.
DIE MENGE.
Glück zu. Hoch. Vivat u.s.w.
EIN HALLOR.
Nun singt das Siegeslied.
ZWEITER.
Hol ihn der Teufel, es ist doch keiner von den unsern, es ist nur ein Böhnhase, da schlag der Teufel drein.
ERSTER.
Schweig still, ich schlag dir sonst aufs Maul, stellt euch nur vor, daß keiner ihn erkennt, sonst haben wir die Schande.
Cardenio ist unterdessen aufs Gerüst gestiegen und empfängt eine goldene Kette aus den Händen der Olympie.
OLYMPIE.
Dem Sieger über alle, dem Überwinder aller.
CARDENIO
ohne sie anzusehen.
Tod und Liebe!
Er empfängt die Kette und steigt herunter.
OLYMPIE
erschreckend zu Lysandern.
Es war Cardenio.
LYSANDER.
Er hat sich brav gehalten, das ist unglaublich viel, die langgeübten Stecher zu besiegen.
OLYMPIE.
Ich denk, wir gehen fort, des Wassers Kühlung zieht ein leises Frösteln durch die Glieder.
LYSANDER.
Die nächsten Preise theile doch noch aus.
OLYMPIE.
Wie du befiehlst. Sie giebt die Pokale und Kränze denen, die ihr vorgestellt worden.
LYSANDER.
Nun seid gedankt ihr starken Männer[157] für das Fest. Ab mit Olympie. Marschmusik mit Zwischenrufen.
VIELE.
Heil, Heil der Neuvermählten, den Gebern dieses Festes Heil, viel Heil der schönen Frau.
Mit großem Jubel zieht ihnen die Menge nach.
DORIS.
Alle schrein zu ihnen freudig und in Jammer ruf ich Wehe!
CARDENIO.
Die Kette drückt mich nieder – als sie mir die umhing, da war sie mir so nah, was hielt mich ab, den glühend heißen Kuß zu dem mein Leben drängt, auf ihre Lippen schnell zu drücken? Weh dieser harten Scheu die einen Liebenden vom Rasenden noch unterscheidet, daß er die schmale Grenze nicht zu überspringen wagt.
DORIS
zu ihm.
Wir beide sind die einzig Traurigen hier bei diesem prächtgen Stechen.
CARDENIO.
Was willst du, willst du Geld?
DORIS.
Ach nein!
CARDENIO.
Das ist ein wunderseltner Fall – nun sag, wer bist du? Du scheinest mir bekannt, als hätt ich dich in einem wunderbaren Augenblicke meines Lebens schon gesehn, in einer schönen Gegend in der Frühlingszeit.
DORIS.
Je Herr, ihr kennt mich wohl nicht mehr, ich schüttete ja euren Korb voll Kirschen in den meinen.
CARDENIO.
Wahrhaftig ja, das ist nun lange her und damals sah ich nur dein Fräulein an.
[158]DORIS.
Ich bin nicht mehr bei ihr. Es ist uns beiden übel mitgespielt.
CARDENIO.
Du bist wunderlich, was hatten wir wohl je zusammen, als daß wir beide dienten, beide sind entlassen.
DORIS.
Ich mags nicht sagen, doch müst ihrs einmal ja erfahren, – wenn ich nicht war, nie wären sie ein Paar geworden.
CARDENIO.
Hör zwei machen stets ein Paar.
DORIS.
Ihr könnt noch scherzen?
CARDENIO.
So wie die Katze mit der Maus, so wie der Strom mit dem Ertrinkenden, ihn hebend bald und dann herniederstürzend, im Hoffen ihn vernichtend, so spiele ich mit dir mit mir mit meiner Liebe mit aller Welt. Du sprachest von Lysandern und Olympien, daß du sie hast gepaart.
DORIS.
Je hätte ich ihn nicht ins Schlafgemach gebracht, als Ihr für ihn den Frevel solltet büßen, sie hätte ihn wohl nimmermehr genommen.
CARDENIO.
Du willst mit Fabeln meinen Sinn verwirren, ich hätte dir den Muth nicht zugetraut.
DORIS.
Nein, denkt nicht schlecht von mir, ich wills ihm in die Augen sagen, mit einem falschen Schlüssel hab ich ihn hereingelassen.
CARDENIO.
Von dir soll ich nichts Schlechtes denken und doch gestehst du mir das Schlechteste.
[159]DORIS.
Seht nur, hier ist der Schlüssel noch, ich lüge nicht, ihr könnt mir glauben.
CARDENIO.
Ich wills nicht glauben, welche Schande wärs, daß solch Glück durch Trug gewonnen werde – mich, der ichs ehrlich meinte, fromm und gut, mich hat sie nie geliebt.
DORIS.
Bei Gottes Allwissenheit beschwör ichs euch, ihr irrt, sie hat euch wohl geliebt, beim ersten Blick war sie in euch verliebt, ich hab es wohl bemerkt, sie war zu stolz, nie hätte sie euch sonst das Band verehrt – sie hat mit euch gesprochen als sie nachher allein zu sein vermeinte, ich habe sie behorcht, so zärtlich und so vornehm.
CARDENIO.
Wahrhaftig? – sprich, was sagte sie mir denn da.
DORIS.
Ich kann das nicht so nachsprechen, sie hat so ein'ge Worte, so wies in Büchern steht, so sagte sie, so wie dies Band der Saiten Wohlklang, Leben und Verstummen ans Herz ihr drücke, so möchte ihre Seele fühlen deines Herzens Schlag, mit dir gleichtönend immerdar zu werden.
CARDENIO.
Beim lichten Aug des Himmels, das muß Wahrheit sein, dein Wort hat mir den schwarzen Staar erhellet, wie war ich blind, jetzt werd ich stumm.
DORIS.
Wie kann ein also schöner Herr solch Unglück haben, solch guter Herr, ich habe Sie so lieb, ich thäte Ihnen alles gern zu liebe.
[160]CARDENIO.
Da du mir das Herz abstößt! Warum mußt du den Brand in meine Seele werfen, die so entzündlich ist zu jeder Leidenschaft – fort – aus meinen Augen fort – du bist mein ägster Feind.
DORIS.
Den Lohn hätt ich von euch mir nicht erwartet, ihr seid nicht recht gescheid, es ist ein böser Tag, das hat es mir bedeutet als ich den Strumpf heut früh verkehrt mir angezogen.
CARDENIO.
Sei nur nicht böse, denn siehe ich brauche dich, komm doch nachher zu mir. Du weiß doch wo ich wohne.
DORIS.
Ich weiß es wohl, ich wollte schon zu Ihnen kommen. Ab.
CARDENIO.
Was durch Verrath gewonnen, soll rasch durch Rache untergehn. Ich dachte alles hier gethan zu haben, nun bleibt mir noch ein Richteramt. – Sie hat mich, sie hat mich geliebt. – Lysander, Lysander, fühlst du in diesem Augenblicke keinen Druck im Herzen, so giebt es keine Ahnung! –
Celinde und Pamphilio kommen vom Gerüste zu ihm.
CELINDE.
Mein Freund, wie habe ich für dich gezittert und triumphirt mit dir, ein jeder Stoß der deinen schönen Leib getroffen, er traf mich dreifach, und jeder Siegsruf, ich hört ihn zehnfach, nichts Schönres in der Welt als seinen Vielgeliebten nach dem Kampf als Sieger zu begrüßen und zu küssen. – Was ist dir wieder? Bist du noch böse? – Wer [161] war das hübsche Mädchen hier, mit der du eifrig hast gesprochen? – Du schweigst. Ich muß es wissen.
CARDENIO.
Gemach mein Fräulein, noch hab ich Ihnen solches Recht auf mich nicht eingeräumt.
CELINDE.
Wie du dich wieder anstellst. Gieb mir nur gleich die Kette her, du möchtest sie verlieren.
CARDENIO.
Beim Himmel, die Kette, die ist mein, wie kannst du wagen dies Geschenk der Göttin, das mir auf Erden einzig ist geworden, mit unreinen Händen zu berühren.
CELINDE.
Sieh meine Hände an, ich halte viel darauf.
CARDENIO.
Ich kann mich irren, wohl, ich wünschte daß du dein Herz so rein gehalten hättest.
CELINDE.
Verdirb mir nicht mein Glück, ich bitte dich, ich war so selig eben.
CARDENIO.
Ich nicht. – Pamphilio, ich hab mit dir zu reden. – Leb wohl Celinde.
PAMPHILIO.
Mein Fräulein, heute steht veränderlich in dem Kalender, ich bitte lassen Sie ihn heute und machen andere Kalender morgen, oder diese Nacht.
Cardenio und Pamphilio ab.
CELINDE
allein.
Wer sprach mit mir, das war nicht mein Cardenio, es sprach ein böser Geist aus ihm, er ist behext von einem Mädchen, Olympie kanns nicht sein, die würdigte er zornig keines Blickes, doch dieses Mädchen das hier bei ihm stand, die hat ihm [162] etwas angethan, denn ohne Eitelkeit, ich kenne mich, ich sah mich oft im Spiegel und diese Magd von braunem Angesicht, gedrückt von harter Arbeit, ohne Zierlichkeit, – es ist unmöglich daß sie mit ihrem Reitze mich verdrängte. Auch war in ihrem Wesen ein geheimnißvolles Treiben – o meine Mutter, wie hab ich doch so oft die hohe Kunst verachtet mit der du Liebe an Liebe bannst, und muß durch solche Kunst verderben. Sie bleibt in Gedanken verloren stehn.
AHASVERUS
tritt zu ihr.
Sprich schönes Kind, wie stehst du hier verloren, dir möchten sich doch viele zur Gesellschaft biethen.
CELINDE.
Ich stehe hier am Fluß und dürste, hört alter Mann, könnt ihr mir keinen Trank bereiten, der einen Brand in meiner Seele löscht?
AHASVERUS.
Das kann ich wohl, wenn dieser Brand das Herz ergriffen.
CELINDE.
Ich seh dirs an, du bist ein großer Zauberer, bereite mir den Liebestrank, der meiner Seele ihre Ruhe wiedergiebt.
AHASVERUS.
Ich will dir mein Geheimniß gern vertrauen, nimm der Entsagung Schmerzensblatt und lösche es ab in Buße fürs Vergangne.
CELINDE.
Entsagung ist ein Wort, entsag der Welt, du mußt auf ihr doch leben, Gewährung, das ist Leben, wer sie uns schafft dem sind wir eigen, dem Guten oder Bösen.
[163]AHASVERUS.
Du bist auf zweifelhaftem Wege, ich warne dich, wende dich zu jenen finstern Mächten nicht die uns gewähren was wir nicht ertragen können, so lange du noch Trost findest am Licht. Ab.
CELINDE.
Es schmerzt mich dieses Licht, ich kann hinauf nicht schauen, mich fliehen alle und ich bleibe einsam übrig vom Gedränge, es scheuen mich die Leute schon, so unglückbringend scheint mein Angesicht. – Ach nein, da winkt ein alter Freund mir zärtlich zu, ein Blick von mir, er läg zu meinen Füßen, doch dieser Blick gehört Cardenio. Was hilft mir meiner Reize Macht, der Einzige der mich erfreuen kann, er fühlt sie nicht; wenn jedes Aug ein Brennspiegel wär, was hülf es mir? – sein Herz ist Stein, so kalt so hart wie dieser Schmuck, den er mir heute Morgen brachte; wie drückt mich dieses Halsband mit dem ich erst so stolz gegangen, das ich mit Ungeduld empfangen, – o könnt ich mich der Liebe so entreißen. Sie reißt das Halsband auf und wirft es auf den Boden. In Koth sei hingetreten falsche Liebeskette, jetzt ziehst du mich zur schwarzen Unterwelt – als er mich liebte, Hand in Hand dich mir gereicht, da sah ich thörigt in dem flammenden Rubin ein Sternenzeichen, ein Abbild jener die allnächtlich am Himmel strahlen.