Stärker als Feuergluten
„Frau Maria, ich liebe dich!
Ich lieb deiner stolzen Lippen Pracht,
Deiner wilden Locken dunkle Nacht,
Deiner Nüstern geheimnißvolles Zittern,
Deiner Augen leuchtendes Ungewittern.
Frau Maria, werde mein Weib!“
Sie drehte die goldene Spindel
Als er warb um sie mit heißem Blut,
Sie rief mit freiem Liebesmut. -
„Feind war dein Vater dem meinen.
Willst du mich küren, verlaß die Deinen,
Deine Burg betret ich nicht.“
[12]„Frau Maria, ich liebe dich!
Tot sind die Alten, tot ihr Haß,
Mutter und Schwestern im Frauengelaß
Weben für dich das Hochzeitsgewand,
Frau Maria, deine Hand, deine Hand!
Die Myrthen wollen nicht warten.“
Sie schüttelte leise das Haupt.
„In der Halle wo er zum letzten mal
Der Tochter zutrank aus mächtigem Pokal,
Wo die Ahnen zechten in fernen Tagen,
Wird die Hochzeitstafel aufgeschlagen.
Die Burg verlaß ich nicht.“
. . . . . . . . . . . . . . .
Die Schwestern umschlangen ihn zärtlich,
Die Mutter küßte den blassen Mund,
„Mein Sohn, o werde wieder gesund!“
Er kehrte sich gen die Mauer,
Und hauchte im Fieberschauer:
„Frau Maria, ich liebe dich!“
Auf schnaubendem Rosse kam er gesaust,
Den blitzenden Helm in der stählernen Faust
Trat er vor sie: „den Lohn, den Lohn,
Nicht Bruder bin ich mehr, noch Sohn,
Um — deinetwillen, Weib.“
Sie sah ihn lange an.
„Fort mit der Rüstung, sie kleidet euch schlecht,
Dem Herrn ziemt sie, nicht dem — Knecht.“
Seine Augen sprühten Flammen,
Er preßte die Zähne zusammen,
Raste davon.
[13]Sie drehte die goldne Spindel,
Da kam ein stummer Bettelmann
Den Saal herein, und — sah sie an. —
Sie kniete vor ihm nieder,
Küßte, und küßte ihn wieder,
Und ging still mit ihm hinab.
„Mütterlein, habt mich lieb!
Laßt mich schnell in euern Garten,
Die Myrthen sollen nicht warten,
Mein Ritter begehret mich.“
„Frau Maria, wie lieb ich Dich!“
Ein Lied des Lebens
Nach Swinburne
Ich fand im Traume einen Ort der Rast
Mit süßen Blumen, duftigem Gerank;
Im weichen Sommerwinde bog sich schwank
Mit lieblichem Geflüster Ast zu Ast.
Inmitten saß ein Weib, weiß angethan,
In meinen Adern flammte und gerann
Das Blut, denn sie war wundersam;
In ihren Augen glomm ein sanftes Weh,
Auf ihren Lippen lag ein Glück von eh,
Ein milder Gram.
Sie hielt in ihrer Hand ein Instrument,
Das war von Gold und glänzte zauberhaft,
Aus eines Spielmanns Hinterlassenschaft
Vielleicht, den längst die Nachwelt nicht mehr kennt.
Die Saiten hatten Namen, Kräften gleich
In Menschenbrust. Die erste schien so weich,
Sie hieß Barmherzigkeit und weinte blos;
Die andern waren Traum, Glück, Leid benannt
Und Liebe, dem Erbarmen so verwandt
Und so erbarmungslos.
[107]Drei Männer hielten sich im Hintergrund,
Gehüllt in rote Mäntel, Gold daran;
Gold klebte auch an ihren Schuhen, und
Gepflückte Ähren hingen ihnen an.
Des ersten Mannes Haar war auf sein Haupt
Wild hochgeknotet, sein Gewand verstaubt,
Die Wangen glühten fieberisch und hohl,
Und seine Brauen waren halbverdeckt
Von einem Tuch in Fetzen und befleckt:
Der Lust Symbol.
Schmach hieß der Zweite. Fahl war sein Gesicht
Wie grünes Holz, an dem die Flamme zehrt,
Die dünnen Füße wankten wie beschwert,
Als trügen sie die leichte Bürde nicht;
Sein Antlitz war uralten Grauens voll,
Mit jedem Kreislauf seines Blutes schwoll
Das Unmaß seiner Qual. Dem Dritten lag
Das Haar ins Auge; dieser war zu schaun
Starr wie der Tod, er war das Graun,
Der Blutsgenoß der Schmach.
Da sprach in mir mein Herz: O wunderbar!
Kein Blick ins All kann staunenswerter sein,
Ja selbst der Sonne Huld nicht — wenn es wahr,
Daß auch der Sünde gilt ihr milder Schein;
O seltsam Rätsel! Und ich frug danach
Die Frau'n, die Jener huldigten. Da sprach
Von den drei Männern erst das Graun: „Sieh mich,
Ich bin gestorbene Barmherzigkeit.“
Sprach Schmach: „Ich bin getröstet Herzeleid.“
Sprach Lust: „Die Liebe ich.“
Hierauf berührte sie ihr Saitenspiel
Und sang in fremden Lauten lieblich leis,
[108]Und alle Angesichter wurden weiß
Von süßem Schmerz, und alle weinten still.
Von den drei Männern aber fiel das Kleid
Des Elends ab, die Augen wurden weit.
Durch ihre Wangen floß in frischem Lauf
Das Blut, die Glieder füllte neues Mark,
Als ständen sie von den Begrabnen, stark
Und jung, zum Leben auf.
Da sprach ich: Wahrlich, Herz, nun sei gewiß,
Daß meiner Herrin leuchtet Gottes Huld,
Daß Gott verklärt der Erde Bitternis,
Der Erde Tod und Sündenschuld,
Daß meine Herrin heilig ist und rein
Wie ihrer Stirne, ihrer Lippen Schein,
Dran meine ganze Seele bebend hängt,
Und daß ich selber ohne Fehl gleich ihr,
Wenn sie nur bis zum Tode mir
Ihr Mitleid schenkt.
Hinan, mein Lied! mein stolzes Lied, hinan!
Nimm Rosen in den Arm, so viel er trägt,
Dein purpurgolden Sängerkleid leg' an,
Das königliche Falten um dich schlägt —
So tritt vor meine Herrin hin und sprich:
„Borgia, dein golden Haar brennt mir im Sinn,
Nach deiner Lippen Glut gelüstet mich,
Küss' mich so vielmals, als ich durstig bin!
Borgia, sieh hier mein duftend Angebind,
Küss' mich so vielmals, als hier Rosen sind!“
Vielleicht, wenn sie so hold und stolz dich sieht,
Daß sie sich lieblich zu dir niederneigt,
Wie eine schlanke Rebe dich umzweigt,
Dich lachend küßt auf Wang' und Mund, mein Lied;
Vielleicht, mein Lied...
Ein Lied des Todes
Nach Swinburne
[109]O Liebe, nieder in den Staub, und Flor
Um dich! Umgürte deine Lust mit Qual,
Und mit dem Widerhall
Von Wehgeschrei und Klage füll' dein Ohr!
Mach' ein Gewand aus Seufzerdunst und Harm,
Und hülle dich wollüstig fest
In sein Gewebe ein,
Und schmiede Ketten dir für Hals und Arm
Aus spitzem Schmerz und jeglichem Gebrest
Und Höllenpein!
O Lebensharfe, die du im Gefild
Der Todeslande hangen bliebst verwaist,
Zeit, Liebe, Sünde, Buhlen wild,
Wie habt ihr einst von Ihrem Ruhm gekreißt!
Herolde meiner Inbrunst, die sich jach
Aus euerm Schooß riß, gleich dem Flammenguß,
Den Feuerberge spein:
Auf ihren Pfaden wurden Lenze wach,
Und süß und heiß war ihres Mundes Kuß
Wie Wein!
O Liebe, sag', ob sie dir lieblich däuchte!
Zeit, fändest du in deinem weiten Reich,
Bis du aus Händen wirfst die Sonnenleuchte,
Ein Weib ihr gleich?
Und Sünde, wurde nicht dein frecher Mut
Auf ihren reinen Lippen scheu und zag?
Schmolz dein Gelüst
Nicht hin an ihrer Scham, hold wie die Glut,
Die über Rosen gleitet, wenn der Tag
Sie auf die Wangen küßt! —
[110]Nachts trat zu mir Frau Venus; Todesschweiß
Bedeckte ihre Stirn, darunter schlich
Langsam und siech
Das Blut, und ihre Schläfen glühten heiß.
Des Meeres Schein und goldenes Geflirr
Und seine Woge war in ihrem Haar,
Im Auge schwamm
Ein wellenfeuchter Glanz, unstät und irr,
Und das Gestein an ihren Füßen war
Leuchtend und wundersam.
In ihr Gewand gewoben war der Liebe
Mysterisch Alphabet, ihr Sinn und Sein
Und tausendfach Getriebe,
Draus Wonne lachte, wie aus Trauben Wein.
Schämige Lippen, Wangen weich und glatt,
Blutende Herzen, die Cupido traf
Mit seinem Pfeil,
Und weinende Gesichter, todesmatt
Von taumelndem Genuß, lüstern nach Schlaf
Und ewig geil.
Sie weinte, weinte; durch das helle Naß
Der Thränen rollte dunkelrotes Blut,
Flüssige Glut,
Die auf mein Antlitz fiel und es zerfraß.
Sie sprach zu mir: „Fürwahr, es blieb dir nichts“ —
Selbst sie, für die der höchste Preis, den nur
Die Erde beut,
Ein einziger Strahl in einer Welt des Lichts,
Ein einziger Strahl nur, eine flüchtige Spur
In trunkner Ewigkeit;
Selbst sie, auf deren herrischen Befehl
Die Liebe lauscht, der Könige ehrfurchtsvoll
Sich nahn, den Zoll
[111]Der Schönheit bietend, Wein und würzig Öl;
Selbst sie, auf deren Mund der Kuß zu Brand
Und Weihrauch wird und purpurn wie der Gleisch
Im Sonnenlicht;
Sie, deren Haar wie königlich Gewand
Und deren Auge wie der Morgen keusch,
Wenn er der Nacht entbricht! —
Da traf mein Blick zu meiner Rechten, weh,
Das Abbild der Geliebten, still und tot.
Noch süß, doch nicht mehr rot
War der geschloss'ne Mund, so siegreich eh;
Und süß, doch trüb wie mattes Gold ihr Haar,
Und süß die Lider, deren Kern das Licht
Der Seele trug,
Und süß, doch fremd in seinen Farben war
Ihr Leib, um den ein dunkler Schatten dicht
Die Schwingen schlug.
Weh, meiner Thränen Fluten rannen heiß
Auf ihrer Brust erstarrte Blume hin,
Die marmorn schien
In ihrem kalten, fleckenlosen Weiß;
Weh, meiner Thränen heiße Welle floß
Auf die erstarrte Blüte, deren Duft
Nun, ach, verflog,
Die Blüte, die sich lieblich einst erschloß
Wie eine Lilie, die aus Frühlingsluft
Den Atem sog.
O, in den Tagen, da mir Gott noch Huld
Erwies, war jeder Teil an ihr geweiht,
Ihr Mund Barmherzigkeit,
Des Mundes Lächeln reinigend von Schuld.
Zu jener Zeit, da wir in Gottes Hut
Gewandelt, goß auf ihren Leib
Sein Licht der Liebesstern,
[112]War ihre ganze Hülle schön und gut
Und frommer als in jedem andern Weib
Der Seele Kern.
Flieg aus, mein Lied, such' einen geilen Ort,
Den niedrig wucherndes Gewächs umflicht,
Brich Distelkraut und Dornensträucher dort,
Verfaultes Gras und mild Vergißmeinnicht,
Und sammle roten Mohn und Rosmarin —
So suche dir des Todes Angesicht
Und tritt, dich tief verneigend, vor ihn hin
Und laß ihn sehn, wie du dich härmst und weinst.
Und sprich zu ihm: „Mein Herr, der dermaleinst
Der Liebe Lehnsmann war, verspricht sich Euch!“
Doch zaudre nicht auf deinem Wege, fleuch;
Denn wahrlich, eh der Sonnenball versinkt,
Blickt er vielleicht von selbst zur Thür herein
Und starrt und grinst und harrt schon mein
Und winkt und winkt...
Erstes Kapitel aus Alfred de Musset's „Rolla“
[138]Ruft ihr nach der Zeit, wo diese Erde
Noch ein Glanzgeschlecht von Göttern trug;
Wo der Salzflut Tochter, Astaroth,
Jungfrau noch, von Mutter-Thränen triefend,
Weltenschwängernd ihre Haare wand?
Ruft ihr nach der Zeit, wo geile Nymphen,
Durch besonnte Wasserblumen schwimmend,
An den Ufern schallenden Gelächters
Stumpfe Faune neckten, Schilfrohrschläfer;
Wo vom heißen Kuße des Narziß
Quellen bebten, drin sein Bild er schaute;
Wo die ewige Gerechtigkeit
Herkules im blutigen Löwenmantel
Nord- und südwärts durch die Schöpfung führte;
Wo aus Eichenrinden Spottsylvane
Huschten, mit dem Winde sich zu wiegen
Auf dem grünen schwankenden Gezweig,
Und des Wandrers Lied im Echo äfften;
Wo noch göttlich Alles, selbst des Menschen Weh;
Wo die Welt gehuldigt, wenn sie heute mordet;
Wo viel Tausend himmlische Gestalten
[139]Keinen einzigen Gottesleugner fanden;
Wo noch glücklich Alles, nur Prometheus nicht,
Satans ältrer Bruder, der gleich ihm gestürzt?
— Und als Alles sich verwandelt hatte,
Erd und Himmel und des Menschen Jugend,
Als der Welt die Wiege ward zum Sarg,
Als ein Sturm, aus dunklem Norden fegend,
Seine Schneesturzfluten südwärts rollte
Und das Trümmerfeld von Rom begrub, —
Ruft ihr nach der Zeit, wo aus Verwildrung
Eine neue goldene Ära wuchs,
Früchtereich, voll niegekannter Schöne?
Wo die alte Welt mit Lazarus
Ihres Riesengrabes Stein gesprengt
Und verjüngt aus der Verwesung schritt?
Ruft ihr nach der Zeit, wo ihre Flügel
Unsre alten Goldromanzen dehnten,
Ihrer Welt ein Staunen und Entzücken;
Wo, was wir geschaffen und geglaubt,
Seiner Unschuld weißen Mantel trug;
Wo das ganze Leben neu ersproß
Unter Christi stiller Friedenshand;
Wo von Fürstenschloß wie Gotteshaus,
Bergentwachsen, himmelwärts sich türmend,
Niederleuchtete dasselbe Kreuz;
Wo fernab in Steingewändern knieend,
Notre-Dame, Sankt Peter, Straßburg, Köln
Neuer Welt ihr Hosianna brachten
Zum Gedröhne ungezählter Orgeln
Betend hingeworfner Völkerschaaren?
Nach der Zeit der Wunder und Legende,
Wo des Kruzifixes Elfenbein
Von geweihtem Altar niederstreckte
[140]Milchweißlautre Arme, weltumfangend;
Wo das Leben jung noch war, der Tod
Reich an Hoffen — ruft ihr nach der Zeit?
Nimmer trag ich, Christus, bange Bitte
Andern gleich in deine stummen Tempel;
Nimmer nah ich dem Kalvarienberg,
Deine blutigen Füße dort zu küssen;
Aufrecht steh ich da in düstren Hallen,
Wenn dein gläubig Volk, gebetemurmelnd,
Beim Tedeum-Brausen tief sich bückt,
Wie beim Nordwindwehn ein Schilfrohrvolk.
Nimmer glaub ich an die Heiligkeit
Deines Worts: bin allzuspät
In die allzualte Welt gekommen.
Ein Jahrhundert ohne Hoffnung muß
Ein Jahrhundert ohne Furcht gebären;
Unsrer Leuchtgestirne greller Glanz
Scheuchte alle Himmelsvölker fort.
Aufgewacht aus ihren Wähnen irrt
Jetzt die Welt am Strand des Unbekannten,
Von der Gottheit „Ohngefähr“ geleitet;
Und der Vorwelt Geist, um Trümmer kreisend,
Stürzt dein Engelheer, verstümmelt schon,
In den Gähneschlund der Ewigkeit.
Kaum noch tragen dich des Kreuzes Nägel
Und dein göttlich Grabmal brach zusammen:
Tot dein Ruhm, o Christ! auf unsrer Kreuze
Schwarzem Ebenholz zerfiel dein Leichnam.
Wohl! so sei's vergönnt, den Staub zu küssen,
Einem minder glaubensfrohen Sohn
Des Jahrhunderts, dem der Glaube fremd.
Und die kalte Erde zu beweinen,
Die von deinem Tode lebte, Christ,
[141]Doch zum Sterben deiner nicht bedarf!
Oh, nunmehr, wer soll ihr Leben bringen,
Wie du's einst mit reinstem Blut verjüngt?
Wer soll wieder thun, was du gethan?
Uns, die Greise, Gestern erst geboren,
Wer in weiter Welt soll uns verjüngen?
Just genau so alt, wie deine Zeit,
Harren wir und haben mehr verloren.
Todeskälter starrt zum zweitenmal
Lazarus im ungeheuren Sarg.
Wo der Heiland, der die Gräber sprengt?
Wo Sankt Paulus, der zu Römern redet,
Noch mit Götterfetzen Völker ködernd?
Wo das Abendmahl? die Katakomben?
Wen umstrahlt ein Glorienfeuerschein?
Wessen Fuß salbt Magdalenas Öl?
Wo die Luft, drin Geisterstimme flüstert?
Wer von uns geht hin, ein Gott zu werden,
Wer von uns? — Genau so alt und morsch
Ward die Welt, genau so hoffnungsbar
Schüttelt sie ihr Haupt, wie in den Tagen,
Da Johannes Rufwort in der Wüste
Ihr mit eins den siechen Leib durchrieselt
Und sie neues Leben in sich pochen fühlte.
Der Neronen Tage kehrten wieder;
Mit der Zeit zugleich starb Alles hin
Und verdorrt ist ihrer Kinder Blutstrom.
Aber müde ward die Menschen-Hoffnung,
Übersatt zu neuer Mutterschaft,
Und die Brust von vielem Säugen schlapp
Ward sie unfruchtbar und nennt es Ruhe.
Der souveräne Herr
[143]Kam über einen Kirchhof daher,
Hört' ich es flüstern kreuz und quer,
Bald ein Gelächter, bald Wimmern und Weinen,
Alles im Wisperton klangs von den Steinen.
Schwül war die Nacht und ich blieb stehn,
Ließ mich von seltsamen Schauern umwehn.
Welkende Kränze und bleichende Bänder,
Sinkender Rasen, gesunknes Geländer,
Glitzer und Glaster, vom Rost zerfressen,
Dunkle Pinien und schwarze Cypressen,
Und Alles vergessen.
Und aus den Lüften brachs brausend herab,
Da gings erst recht los von Grab zu Grab.
Flügelt mir, springt mir, webt mir ums Haupt,
Daß ich mich wahnsinnig fast geglaubt.
Beugte mich, bückte mich, hielt mit den Händen
Stirn mir und Augen als Schützer und Blenden.
Es stolpert, es strauchelt, es wippt und es wappt,
Taumelt und torkelt und foppt sich und schnappt.
Und um die große Mittelpunktlinde
[144]Segeln und jagen die Geister im Winde,
Huschen und haschen sich, schweifen und schwärmen.
Herr des Himmels, war das ein Lärmen,
War das ein Tumult und Alles uneins,
Trotz des verehrlichen Knochenvereins.
Da schlug es Eins.
Und wieder ein Flüstern kreuz und quer
Kam von den Gräbern und Hügeln her,
Bald ein Gelächter, bald Wimmern und Weinen,
Alles im Wisperton klangs von den Steinen.
Hob ich mich langsam und schaute scheu,
Ob der Tanz begönne aufs neu.
Doch das Gepolter ward stiller und schwächer,
Aus dem Gezeter: Gezitter, Gefächer,
Sie legten sich in den Särgen zurecht,
Herrin und Zofe, Gebieter und Knecht.
Dann war der große Aufruhr vorbei,
Und Alles wieder im Einerlei.
Über die Gräser und Blumen und Blätter
Faulenzt ein Gähnen als Schreckenserretter
Und Unrastglätter.
Als ich mich trollen wollte nach Haus,
Überlief mich wieder ein Graus.
Neben mir war mit dem groben Spaten
Der Totengräber hingeraten:
Du hast noch nichts gehört und gesehn,
Warte, wir bleiben hier einmal stehn.
Ich rufe jenen her und diesen,
Den ich mir grade will erkiesen.
Die stellen sich dann vor uns hier auf
Und erzählen uns ihren Lebenslauf.
Ich konnte nicht fort, ich stand wie gebannt.
Da hat er schon einen Namen genannt:
[145]Der kluge Mann soll kommen, ich bitte,
Nur immer etwas rascher die Schritte.
Und alsobald, was er laufen kann,
Kommt, ein Skelett, der kluge Mann:
Mir hatte Natur viel Verstand gegeben,
Das hab' ich ausgenutzt im Leben.
Merkte vor Allem, daß mit Schweigen
Wir viel erreichen und höher steigen.
Nun ward mir die Welt eine milchende Kuh.
Freilich gehörte auch noch dazu:
Daß ich mit der „Richtung“ ging,
Kirchenbesuch, mich mit Flitter behing,
Niemand meinen Geist ließ fühlen,
Immer spielte den Kalten, den Kühlen.
Doch muß ich offen das bekennen,
Viel kann ich nicht aus den Tagen nennen,
Das mir behagte: das ewige Schweigen,
Dies zum Schein vor der Dummheit sich neigen,
Die furchtbare Vorsicht, wollt' ich einmal
Mich heimlich vergnügen im Narrensaal.
Denn Neid und Scheelsucht passen auf
Und hindern uns den freien Lauf.
Besonders auf der Liebe Wegen
Umzäunt ich mich mit Stachelgehegen.
That ich für ein Schätzchen entbrennen,
Entführt' ich es schleunig in die Ardennen,
Wo ich ein einsam Schlößchen besaß,
Worin ich den Tamtam der Welt vergaß.
Die Liebe von allem hat mir im Leben
Einzig köstliche Stunden gegeben.
Suchte Nachts ihr Arm im Traume mich
Und wenn ihre Hand mir die Haare strich,
Und sie dann, immer im Traum noch ganz,
Verschlafen mich liebkoste: Eia, eia, mein Hans,
Und sie sich, im Traum immer, an mich drängte,
[146]Und ich sie, lächelnd, fest an mich zwängte,
Ihr Götter, wie war ich überreich,
Dem kommt euer siebenter Himmel nicht gleich.
Und mögen auch die Philister schelten,
Nur heimlich genossenes Glück laß ich gelten.
Sonst wär ich jetzt, käms noch einmal vor,
Gern ein den Menschen trotziger Thor.
Die Nähmamsel, schrie des Maulwurfs Vetter.
Und alsbald ein schnelles Gekletter,
Da kommt sie schon das zarte Gerippe,
Hätts lieber gehabt mit roter Lippe.
Vortragen! brüllt der Gräber sie an,
Und sie fing zu erzählen an:
Wohnte mit den Eltern im Hinterhaus,
Gehörte uns nicht Katz noch Maus,
Mußte nähen den ganzen Tag,
Und keiner fragte mich, ob ich auch mag.
War ein jung Ding, erst sechzehn Jahre,
Trug gern Rosen im blonden Haare,
Sehnte mich nach Sonnenschein,
Nach Lust und Liebe im Kämmerlein.
Mein schönster Tag, ich vergess' es nie,
War in den Wald eine Landpartie.
Unter uns tischlerte ein Gesell,
Ein frischer Junge, sang klar und hell,
Der sang sich mir ins Herz hinein.
Und einer Stunde war ich sein.
Ich wollte nicht auf die Mutter hören,
Ließ mich von meinem Knaben bethören,
Ertränkte mein Kind — mehr weiß ich nicht,
Und das ist meine ganze Geschicht.
Der Dumme her, der Dumme soll kommen,
Wirds bald, das Gebein in die Hand genommen.
[147]Nun heraus mit der Sprache, wie erging es dir?
Ich graste wie das liebe Thier,
Schlug mir den Wanst voll und spielte Skat,
Gab willig jedem, der mich bat,
Hatte den Nacken immer im Joch,
Mußte für andere schwitzen und doch:
Käm' ich noch einmal auf Erden an,
Blieb ich ganz gern derselbe Mann.
Der Scheerenschleifer, Schockschwerenot,
Wo steckt der Kerl mit dem knappen Brot.
Hier bin ich, ich schliff am Tage die Scheeren,
Um Nachts zu saufen, im Krug zu verkehren.
Der Dichter heraus mit dem langen Haar,
Deß wird er selbst im Sarge nicht bar.
Von all den verrückten Menschengeschöpfen
Gehört er zu den possierlichsten Tröpfen.
Nun schüttle die ambrosischen Locken,
Und bleib in deiner Rede nicht stocken.
Ach, ich hatt wenig im Garten zu pflücken,
Mußte für jeden Groschen mich bücken
Vor dem verehrlichen Publikum,
Griff immer ins Vocabularium
Für Hochzeitsschmaus und Siegeskranz,
Für Geburtstagskind und Firlefanz.
Doch wollt' ich mich in die Lüfte schwingen,
Schrien sie alle, der Narr will springen.
Seht ihn, herunter, braucht Gewalt,
Daß er den Hungergurt strammer sich schnallt.
Und in meiner Tannentruhe
Ließen sogar sie mich nicht in Ruhe,
Lärmten und lachten hinterher:
Da wird begraben der große Homer.
[148]Der Gelbgießer jetzt, her mit dem Schuft,
Etwas gewandter aus deiner Gruft.
Erzähl' uns deine Heldenthaten,
Wie hat dich das Dasein beraten.
Meine Herren, das ist nicht viel,
Bald kam ich zum gewünschten Ziel,
Freite ein Weib, wir hatten uns lieb,
Und ich muß sagen, daß es immer so blieb.
Unsere Kinder gediehen gut,
Daß ich zuletzt im Übermut
Mir ein Häuschen konnt' erwerben,
Hatten genug zum Leben und Sterben,
Waren immer zufrieden, gesund,
Weiter kann ich euch thun nichts kund.
Die Hure heran, wo liegt das Aas,
Daß ich sie auch bis jetzt vergaß.
Kein Genieren, das muß ich loben,
Hast es nicht vergessen von oben.
Ich ward schon im vierzehnten Jahre verführt,
Hab' nichts von Schönem und Edlem verspürt,
Fiel immer schneller, bis ich gelassen
Mich jedem anbot auf Plätzen und Gassen,
Hat sich keiner um mich bekümmert,
Sind Seel' und Leib mir rasch zertrümmert.
Nun der Minister, Potz Siebensachen,
Donner und Doria, Kerl, will er machen.
Vorwärts, wie that es dir gefallen,
Als du mußtest im Odem wallen.
Ach, meine Herren, noch einmal auf Erden,
Würd' ich niemals Minister werden,
Was hatt' ich für all meinen Fleiß, meine Plage,
Verdrießliche Jahre und fiebrige Tage,
Wäre Karrenschieber...
[149]Halts Maul, Kamel,
Willst du noch mehr sehn, ich steh zu Befehl,
Wendet der Schaufler sich mir zu.
Um der Heiligen Willen, laß mich in Ruh'.
Sonst, wie gesagt, wollen wir wandern,
Von einem Kirchhof gehts zum andern.
Findest immer die gleiche Sippe,
Findest immer dasselbe Gerippe,
Nur ist vielleicht höchst edel und wacker
Der Scheerenschleifer auf dem nächsten Gottesacker.
Während dort vielleicht als Saufaus und vertiert
Der Gelbgießer sich vor uns präsentiert.
Und so gehts fort durch alle Stände,
Durch jeden Rang, durch alle Verbände;
Dem hat die Natur das geschenkt,
Ihn so veranlagt, ihn so gerenkt,
Den schuf sie sich aus anderm Teige,
Zum schnellen Fall, zum Lorbeerzweige,
In ihren sonderbaren Launen,
Was kehrt sie sich an euer Staunen.
Nur bleiben stets sich gleich im Gefuge,
Paß auf, der dumme Mensch und der kluge.
Von den klugen dann, über das Millionenvieh,
Herrscht ein einziger wieder, das Genie.
Der hat, ob durchs Schwert, ob durch Verstand,
Unter sich das ganze Land,
Und muß sich doch zu mir bequemen
Und Platz in meinen Kammern nehmen.
So geht denn jedes Wachsen und Werden
In meinen Schlund bei euch auf Erden,
Und nicht nur hier, im ganzen All
Bin ich der Generalfeldmarschall.
[150]Du scheinst mir das nicht recht zu glauben,
So werd' ich mir einen Spaß erlauben.
Und es gab mir der Tod einen Schlag,
Daß ich kopfüber am Boden lag.
Am andern Morgen erwacht' ich am Strande
In einem mir gänzlich fremden Lande.
Vor mir dehnt sich ein großes Meer,
Ohne Wellensturz, heilig und leer.
Der Küstensand, auf dem ich geruht,
War von Gold und rot wie Blut,
Überschimmert von bläulichem Licht
Zweier eirunder Sonnen, die dicht an dicht
Über der See am Himmelsrande
Sich zeigten mit purpurnem Wolkenbande,
Das sie leicht überfällt und ungezwungen,
Als wärs um zwei Rococospiegel geschlungen.
Ich konnte, ohn' mit den Augen zu blinken,
In ihren milden Flammen ertrinken.
Dünn, wie meines Spazierstocks Lauf,
Schossen nah hinter mir Bäumchen auf,
Sechs an der Zahl, gut ausgerichtet,
Nur in den Gipfeln blattverdichtet,
Schlank und lang; in deren Kronen
Sah ich eine Blume wohnen,
Glockenartig, zeisiggrün
Schienen die seltsamen Kelche zu glühn.
Sonst war die Gegend um mich her
Von aller Daseinsfreude leer.
Nein! Eine ungeheure Eiche
Stand in diesem Zauberreiche
Kaum einen Steinwurf entfernt meinem Haupt,
Mit Überfülle, verschwendrisch belaubt.
Und in den Zweigen, fast überviel,
Schoß ein reizendes Gaukelspiel.
[151]Das waren nicht Menschen, das waren nicht Affen,
Was waren es denn, wie wars beschaffen?
So ähnlich, als wenn wir mit erstem Triebe
Fühlen die erste Kinderliebe,
Ich meine, ja wie denn, solche Gestalten,
Solche Gesichter, die wir behalten
Als Erinnerung an unsre Schülerzeit,
Voll erster süßer Entzündlichkeit.
Die warfen sich mit silbernen Bällen.
Und wie sie durchs Geäst sich schnellen,
Hintereinander, in Sprung und Geglitscher,
Mit Lachen, das klang wie Vogelgezwitscher,
Da bemerkte mich eins der Knospenwesen,
Und fort, wie weggekehrt mit dem Besen,
Hockten sie alle auf einem Ast,
Wie von unnennbaren Schmerzen erfaßt,
Und schauten dann voll Neubegier
Auf mich hinab aus dem schwanken Revier.
Und ich wandte mich wieder den Sonnen zu:
Ich stand auf den Inseln der ewigen Ruh.
Und wie mich ihr sanftes Leuchten beglückte,
Und wie mich ihr herrlicher Glanz entzückte,
Spannt' ich die Arme dem Schöpfer aus,
Ich wohnte in seinem Vaterhaus.
Da taucht aus fernster Ferne her
Ein Punkt auf aus dem unendlichen Meer.
Der Punkt wird größer, er nähert sich mir,
Grad auf mich zu, ein Fabeltier?
Doch kann ich nun ein Boot unterscheiden,
Ein schwarzes Segel, sturmgebläht,
Und hat doch nicht ein Lüftchen geweht.
Und dies schwarze Segel am Vorderbug
Verhüllt das ganze Schifflein klug.
Und dies schwarze Segel, wie ich sah,
Stößt an den beiden Enden der Raa,
[151]Wie Oriflämmchen, zwei Rauchwölkchen fort,
Unaufhörlich trieb sichs dort.
Jetzt ists mir nah, und ein schriller Pfiff
Ertönt vom geheimnisvollen Schiff.
Die Stengen fallen, frei ist der Bord,
Und hinten steht aufrecht der große Lord,
Der Tod.
Die Arme sind untereinander geschlagen,
So seh ich den Gewaltigen ragen.
Ein holländisch Kalkpfeifchen steckt ihm schräge
Im vortrefflichen Zahngehäge.
Ich hör sein Gelächter — und kein Entrinnen,
Ich fiel in den Sand und verlor das Besinnen.
Pietà
[155]Wie kommt hierher Maria mit dem Leichnam?
Er liegt im Sand, am Ufer hart auf Muscheln,
Und unbegrenzt dehnt sich die See hinaus.
Der Abendhimmel zeigt Gewitterstimmung,
Und bis zum Wasserspiegel reicht die Wolke,
Die einzige, große, schwarze Wolkenmasse.
Ganz schwache Wellen, ohne Mützchen selbst,
Die träge spielen, spülen an den Strand,
Und lassen einen schmutzigen Schaum zurück,
Der längs der Küste wie ein Strich hinzieht.
Auf harten Muscheln liegt der Crucifixus.
Die Füße sind, die noch gekrümmten Hände
Mit weichem Tuch umwickelt, daß die Male
Der Nägel nicht, die schrecklichen, zu sehn.
Und über ihn neigt sich Maria hin
In ungeheuerm Gram, und kann es nicht
Und kann es nicht begreifen, daß wir Menschen
So schändlich ihren Sohn verraten konnten.
War er die Liebe nicht? War nicht sein Trieb,
Sein einziger Trieb auf seinem Lebenswege
Versöhnung, Friede, Herzenslauterkeit?
„O Haupt voll Blut und Wunden“, und Maria,
Mit ihren Thränen wäscht den Staub sie ab
Von seinem Antlitz; und mit ihren Fingern
Kämmt, trocknet sie den Bart vom Todesschweiß.
Am Horizont, wo nun die Sonne scheidet,
Die hinter dickem Dunste sich verbirgt,
Bricht Licht hervor, doch nur zurückgeworfnes.
Und dieses Licht ergießt sich übers Meer
Und geht in Streifen schnell darüber hin,
Und trifft das Ufer und die Leidensgruppe
[156]Bis sich der Himmel plötzlich wieder schließt.
Ein Augenblick ists dunkelschwerer Nacht:
Da lodert in der Ferne, landeinwärts,
Ein Flammenchaos: Städte, Länder brennen,
Und wüstes Schreien, Lärm von Schwert und Schilden
Dröhnt her, und Roßgestampf und Kriegsmusik,
Und gen einander tobts: In Jesu Namen!
Die Sonne sank, die Dämmerung beginnt,
Ein linder Westwind hat sich aufgemacht
Und streichelt sanft den spitzen Dünenhafer,
Und kühlt die Augen unsrer lieben Frau,
Und küßt die Schmerzenszüge des Erbarmers,
Und gibt der Woge leichten Plätscherton,
Der sich verbündet mit dem leisen Weinen,
Das unaufhörlich auf den Heiland tropft.
Sphinxgeburt
[175]Auf dem Meeresgrunde, da träumte das Nixenweib,
Die Wellen spülten um ihren weißen, schimmernden Leib,
Und rauschten und raunten geheimnisvoll,
Wie wenn es aus tigerfleckigen Muscheln quoll;
Ein Murmeln der Träumenden leis und bang
In die perlengeschmückten Ohren drang...
Da hob sie lauschend den Kopf empor,
Mit offenem Munde und horchendem Ohr,
Doch wie sie auch spähte scharf in die Flut,
Sie sah nur der Fische lautlose Brut,
Seesterne und Farren, Korallen wie Blut,
Nur stolze Algen mit roten Zweigen
Plätschern und auf- und niedersteigen,
Veilchenfarb' zitternde Blütentangen,
Die lüstern um ihre Brüste gehangen...
Da lachte sie unmutsvoll,
Daß es gedämpft durchs Wasser scholl,
Und warf sich wieder auf schlanken Rücken,
Und griff nach Perlen, den Hals zu schmücken,
Und lachend griff sie nach grünen Krystallen,
[176]Und lachend zerdrückte sie milchweiße Quallen
Und lachend zerbrach sie die roten Korallen
Und warf sie den glotzenden Fischen hin.
Und glitt durch die Wellen mit schläfrigem Sinn...
...Und wie sie griff nach grünen Krystallen,
Und wie sie zerdrückte die milchweißen Quallen,
Und wie sie zerbrach die roten Korallen,
Da rauschte wieder das leise Rauschen,
Das Wellenmurmeln, das Wogenbauschen,
Und stärker wurde das Murmeln und Raunen! —
In bangem Erstaunen
Läßt sie die Perlen und roten Korallen
In die Woge fallen,
Um zu lauschen...
Auch schaut sie in die Meerflut über sich,
Die einem klaren Riesenbergkrystalle glich,
Da sieht sie durch das helle Meeresgrün
Pfeilschnell einen Schatten ziehn,
Der immer tiefer und tiefer dringt
Und schwer zu ihren Füßen sinkt.
Silberne Bläschen drängen perlend nach oben,
Unruhig murmeln die Wellen und toben
Und spülen um den toten Leib,
Der lag vor dem jungen Nixenweib. —
Angstvoll schaut sie im grünlich zitternden Licht
Des Toten Angesicht;
Das starrte mit Augen, seltsam-offen,
Als hätt' ihn ein großes Wunder getroffen...
Ein Staunen ging durch das stille Meer
Vom Toten zur Nixe hin und her,
[177]Und strich die Wellen glatt und eben;
Nun lagen sie regungslos, ohne Leben.
Noch ein Atmen, tief und schwer,
Und es schlief das weite, schweigende Meer...
Aus offnen verglasten Augen,
Aus denen das Rätsel rann,
Da wollte sie Kunde saugen,
Kunde vom bleichen Mann.
Vom Haupt die Korallen lohten
Blutrot auf den bleichen Mann,
So saß sie zu Häupten dem Toten
Und sann erschrocken und... sann...
Mit Steinen und Edelkorallen
Will sie dem Toten gefallen.
Der Tote schweigt und schweigt.
Perlmuschel und stolze Tangen
Hat sie für ihn gefangen.
Der Tote schweigt und schweigt.
Seerosen und Anemonen
Pflückt sie, mit Purpurkronen.
Der Tote schweigt und schweigt.
Da drückt sie in bangem Gelüste
Sein Haupt an die runden Brüste.
Der Tote schweigt und schweigt.
Da klagt sie Tag und Tage, —
Lautlos verklingt ihre Frage.
Der Tote schweigt und schweigt...
[178]In den kühlen Meereswogen
Lag sie still und träumeschwer;
Und die Sehnsucht kam gezogen
Durch das dunkelgrüne Meer.
Ihre großen Träumeraugen,
Blickten müde in die Flut.
Ach, das Spiel will nicht mehr taugen:
Muscheln, Perlen, Korallenblut.
Achtlos, wenn von Purpurtangen
Gold auf ihre Brüste rann,
Hielt ein Traum sie weich umfangen,
Traum von einem bleichen Mann.
Achtlos, wenn das Meergewimmel
Sie liebkosend überfällt,
Träumte sie vom blauen Himmel.
Einer andern Wunderwelt...
...Und langsam hob sich auf die warme blaue Flut,
Die Sonne lag auf den Wassern in goldner blitzender Glut,
Ein Haupt und ein Nacken, schimmernd und rund,
Und ein Arm und ein schwellendes Brüstepaar
Taucht aus des Meeres schweigsamen Grund; —
Mit Algen und Tangen im grünlichen Haar
Hob sich ein lächelndes Angesicht,
In das trunken sich wiegende Sonnenlicht;
An der blütenweißen, feuchten Brust
Blitzten Perlen in zitternder Lust.
Mit leuchtendem Leibe, wogend und rund
Und dem Staunen aus offenem lachenden Mund,
So tauchte sie auf aus der blauen Flut...
[179]...Und wie sie sich wandte um,
Da ward sie bleich und stumm,
Das Lachen fror auf den Lippen ein,
Die Perlen verloren den blitzenden Schein.
Und ein Schrei, der weit über's Meer erscholl,
Aus ihrem totwunden Herzen quoll.
Entsetzensvoll will sie rückwärts gehn;
Sie hatte dem Leben ins Antlitz gesehn! —
Doch wie sie die weißen Arme regt,
Den schimmernden weichen Leib bewegt,
Da fühlt sie die Arme müd und schwer,
Als wenn sie Erz und Felsen wär.
Regungslos liegt mit steinernem Leib
Und stieren Augen das Nixenweib.
Die Meerflut weicht und weicht zurück,
Ihr graut vor ihrem bangen Geschick;
Die Wellen rollen, um fortzufliehn,
Nachdem sie die Steinerne ausgespien.
...Still liegt sie da, die Sphinx aus Stein,
Und starrt in das ewige Leben hinein.
So ruht sie seit dunklen Ewigkeiten,
Den Blick entsetzensvoll gebannt
Mit schauerlichem Schweigen über den weiten
Regungslos dämmernden Wüstensand...
Mädchendefiliermarsch
[183]Ein fester Tritt, ein Lieutenantstritt,
Ein bauernmädelbreiter Schritt —
Der Boden ächzt und keucht und stöhnt,
Das Fensterscheibenglas erdröhnt...
Eins-zwei — eins-zwei — eins-zwei — eins-zwei —
So defiliert sie fesch vorbei.
Die Backen drall und rot wie Blut,
(Die Kleine ist mir wirklich gut!)
Ein Grübchen links, ein Grübchen rechts;
Ein Kuß, so denkt sie, ist nichts Schlecht's!
So spitzt sie denn den Kirschenmund,
Stürzt auf mich zu und — — „bleib gesund!“
Dann wieder hurtig eingereiht;
Das Hauptmannmädel flucht und schreit;
Noch einen Gruß, noch einen Blick,
Noch einmal sieht sie scheu zurück, —
Dann vorwärts marsch! und nicht gemuckt!
Und Carcerpillen fromm geschluckt!
Das blonde Haar frohlockt im Wind,
Sie läßt es lächelnd gern geschehn,
Oft läßt sie ihre Zähne sehn...
Sie weiß, daß sie ein hübsches Kind.
[184]Eins-zwei — eins-zwei — eins-zwei — eins-zwei —
So geht sie stramm in Glied und Reih.
Die Augen frühlingshimmelblau,
Darin ein winzig Perlchen Thau
Und eine buntbeflaggte Welt,
Die Hüften lebenslustgeschwellt,
Der Nacken rund und sonnverbrannt,
Und klein und dick die braune Hand,
Die Arme nackt und muskelstark,
Die Schenkel voller Glut und Mark,
Das Mieder aus geblümtem Sammt,
Der, wie sie prahlt, aus Indien stammt.
Der Faltenrock flaggt bänderschwer
Im Winde hin, im Winde her.
Ein steifer Unterrock lugt vor...
Sie siehts... wird rot... bis an das Ohr...
Geht lammfromm dann in Schritt und Tritt,
(In ihrem Herzen hüpf' ich mit)
Lacht neckisch Perlen, exerziert,
Lacht nochmals, nickt und — salutiert!
Und blickt nach mir recht ungeniert...
Die Blonde, die Blonde... —
Da ward mir just ein wenig bang;
Doch wahrte dies nicht gar so lang,
Denn eben kam, gezwängt, gedrängt,
Im müden Schritt, das Haupt gesenkt,
Die Wangen schamrot angeglüht;
Sultaninüppig aufgeblüht;
Die Augen lackschuhspiegelschwarz,
Die Locken wie aus Cedernharz, —
Die Schwarze schüchtern anmaschiert.
Wer weiß was sie hierhergeführt?
Das Röckchen gelb und kurz und glatt,
[185]D'rauf flimmert Flitter silbermatt;
Die Strümpfe schwarz, die Waden voll,
Wie Weichholz das im Regen schwoll;
Sandalen roth und goldgestickt; —
Was wohl die Kleine heut' bedrückt?
Da schritt sie, zimperlich im Gang;
Weiß Gott, ihr war so sehnsuchtsbang...
Ihr Herzchen pochte männerwild,
Ihr Herzchen trug ein glühend Bild,
Ein Bild von tropisch-heißer Glut,
Von wildphantastisch-tollem Blut,
Von Palmenwäldern, Piniensang,
Der scheu durch Blätterlippen klang,
Von sonnenklarem Himmelsblau;
Doch hier, ... hier war es kalt und rauh — —
Um ihre Lider wob ein Traum...
... Da war der Busch und da der Baum.
... Und da lag sie und dort lag er,
... Und Erdbeerbündel um sie her.
... Und da ihr Hut mit rotem Band,
... Aus gelbem Stroh und Blütenschmuck;
... Nun nahm er ihre heiße Hand...
... Und dann im Dunkeln... Geisterspuk — —
.............
Die Lider schloß sie, ging und ging —
Das Hauptmannmädel schalt das Ding,
Das närrisch Takt und Schritt verfehlt,
Und, wenn schon blöd, nicht 'mal gezählt!
Da zählte sie... eins-zwei... eins-zwei...
Eins-zwei... eins-zwei... eins-zwei... macht drei...
Sie wankte, ... fiel — — man lacht sie aus;
Da klingt aus fernem Palmenhaus
Zu ihr die welke Melodie:
„...Und da lag er... und da lag sie...“
„Auf! auf!!“ — man schreit, packt sie am Arm,
[186]„Na, auf!“ — man bläst und paukt Alarm,
Und zerrt sie auf, reißt sie empor,
Und alle kichern rings im Chor,
Das Hauptmannsmädel schilt sie „dumm!“ —
Dann wieder: eins- zwei —, bum — bum — bum —,
Bum — bum —, eins-zwei — eins-zwei — eins-zwei
Sie folgt — ihr ist es einerlei...
Die Wangen fahl... dann schamdurchglüht;
Sultaninüppig aufgeblüht;
Die Augen lackschuhspiegelschwarz,
Der Locken Glanz wie Cedernharz;
Und wieder zimperlich im Gang...
Weiß Gott... ihr war so sehnsuchtsbang..
Und wieder müd' gesenkt das Haupt,
Durchfröstelt, lichtscheu, kahl entlaubt,
Und aus den Augen greis, gebückt,
Ein frostig Winterseelchen blickt,
Und singt die Frühlingsmelodie:
„...Und da lag er... und da lag sie...
Die Schwarze, die Schwarze“ — —
Potz Blitz!! Da kommt ein toller Schwarm!
Zwölf Mädel sind es Arm in Arm;
In bunten Röcken, keck und drall
Und siegsbewußt, das ganze All,
Die Welt und Hecken, Busch und Flur,
Die farbenbunte Prachtnatur,
Die nixenkranke Grottenkluft,
Die backenrote Würzeluft,
Das thaugetränkte Glitzergras
Und das und dies und dies und das
Gehöre ihnen — sangen sie
Zur Hölle, Palmenmelodie!
Ich schließe mich den Drallen an!
[187]Mir scheint, — ich bin ein Mädelmann!
Ein Mädelmann! ein Mädelmann!
Was geh'n mich Stadtgewächse an!?
Die kranke, nervenmüde Brut,
Das bleiche, rosenbleiche Blut!? ... —
Weiß nicht, ob ich von Grund aus so,
Von Grund aus drallverliebt und froh...
Ob nicht zur Zeit in meinem Hirn
Der kränklich bleiche Wurm gewühlt
Und meine tollgehetzte Stirn
Nur blasser Farbenthau gekühlt...
Oft griff mir Sehnsucht in mein Herz
Und Marterqual schien mir — ein Scherz.
Die Seele lachte manchen Stich;
Um Nächtlichfahles wand sie sich,
Um Marmor, den der Mondstrahl traf...
Ein Eckel war mir Maulwurfsschlaf!
Zum Fenster ging ich, träumend-wach,
Und reckte mich zum Himmelsdach
In Silbersehnsucht frech empor...
Und Töne klangen an mein Ohr,
Wie stummer welker Blütensang...
Ich war gesund... und war doch krank — —
Doch manchmal schreit es laut in mir
Nach weißen Zähnen, Backenrot,
Und jeder mondscheinbleichen Gier
Posaune ich urew'gen Tod!
Weiß nicht, ob ich von Grund aus so,
So drallverliebt und landluftfroh...
Halt!! Augen links und salutiert!
Und nicht so schnell vorbeimarschiert!
[188]Zu Euch! zu Euch! ich schließ' mich an!
Kam'raden! bin ein Mädelmann!
Ein Mädelmann! ein Mädelmann!
Das Hauptmannmädel schreit: „voran!“
„Voran! und marsch! nicht umgeseh'n!“
„Und bleibt mir nicht, ihr Racker, steh'n!“
Und bum-bum — bum, — eins-zwei — eins-zwei —
Eins-zwei — eins-zwei — eins-zwei — eins-zwei —
Der Boden ächzt und keucht und stöhnt,
Das Fensterscheibenglas erdröhnt;
Noch einmal lacht der bunte Schwarm
Und pfeift und trällert Arm in Arm;
Und weiße Zähne, säbelblank,
Sie necken schelmisch den Gesang,
Der, brusterlöst, nach Freiheit lechzt — —
Dann bum-bum — bum. — Die Trommel ächzt.
Und wieder stramm: eins-zwei — eins-zwei —
In ödem blödem Einerlei. — — —
Noch einmal nicken Zwölf mir zu:
„Na, komm' do' mit! wo steckst d'nn du!?“
Dann seh' ich noch, wie Eine lacht...
Eins-zwei — eins-zwei — eins-zwei — eins-zwei —
Ich rüttle mich — — und bin erwacht...
Confirmandinnen
[212]Es war ein feuchter Novembertag,
Sankt Gertrud in dichten Nebeln lag.
Da sprang eine fröhliche Schaar mir vorbei,
Halbwüchsige Dirnen, mit viel Geschrei,
Mit roten Backen und roten Ohren.
Kamen direkt vom Herrn Pastoren,
Der die munteren Lämmlein all
Schäfern sollte in Betlehems Stall.
Waren gar schmucke Lämmlein darunter,
Eins weiß, ein schwarz, eins etwas bunter,
Eins größer, eins kleiner, eins glatt, eins gerauht,
Wie sie der liebe Hergott gebaut.
Von Andacht sah ich nicht eine Spur,
Aber viel frische, frohe Natur.
Zum Schluß eine zierliche, schlanke, blasse
Ging gesondert von der Masse.
Traumumschleierte Augen schienen
Noch immer ihrem Gott zu dienen,
In dieser frommen Kinderseele
Klangen nach des Herrn Befehle
Mit heiligem Erschauern weiter,
Der himmlische Bräutigam war ihr Begleiter.
Sittig ging sie und fromm einher,
Erfüllt von der heiligen Christenlehr,
Sah einmal, zweimal ins Buch hinein,
Woraus ein lieblicher Widerschein
Des köstlichen Inhalts sie überstrahlte,
Mit einem zarten Rot übermalte.
Sah aus wie eine Himmelsbraut,
Die ihren Bräutigam erschaut.
[213]Wie rührte mich das junge Ding,
Das so an seinem Gott schon hing.
Ich sah sie an, sie ward verlegen,
Spürte wohl, was mich mochte bewegen.
Wie schnell sie das Buch zusammenklappte,
Als ob ich auf Sünden sie ertappte,
Wie denn meistens den wahrhaft Frommen
Nichts vor allem so unwillkommen,
Als wenn man ihr christlich Thun belauscht,
Während Heuchelei gerne radschlägt und rauscht,
Und läutet vor allem Volk die Glocken
Mit Bettelsuppen und Waisensocken.
Bescheiden ging das gute Kind
An mir vorüber, wie Mailuft lind,
Wie im Nebel ein Sonnenschein,
Wie dem Sünder ein Engelein.
Da sah ich auf der Erde liegen,
Eine Strecke im schwachen Winde fliegen,
Und wieder liegen und winken mir,
Ein loses Blättchen, ein weiß Papier;
Gewiß ein Spruch, ein frommer Traktat,
Den die Vertiefte verloren hat.
Ich hob es auf: ein zierlich Couvert
Mit großen Buchstaben überquert.
Verwundert sah ich mich um, da stand
Die Kleine und lachte hinter der Hand.
Warte nur, Schelm! Was seh ich geschrieben!
Hauptpostlagernd G. F. 7.
Weltfern
[232]Ein winz'ges Inselchen blickt aus dem Meere,
Ganz weltvergessen und doch unentweiht,
Ein grünes Heiligtum der Einsamkeit,
Ringsum verteidigt durch Korallenspeere.
Da murmeln Wogen früh und spät ihr Lied
Und glucksen schläfrig in den bunten Grotten,
Durch die der Wind bisweilen schnarchend zieht,
Um ihre ew'gen Klagen zu verspotten.
Da herrscht noch frisch der Urzeit kräft'ges Leben,
Es kribbelt und es krabbelt an dem Strand:
Insekten, die mit leisem Surren schweben,
Und Krustentiere, die an Steinen kleben,
Und Schlinggewächs verschwendrisch ausgespannt.
Durch Fächerpalmen weht ein sanfter Hauch,
Daß sie sich lautlos auf und nieder wiegen;
Schneeweiße, duft'ge Blütenflocken fliegen,
Bis sie im lauen Wellenbette liegen,
Wenn sie nicht fing ein rauher Dornenstrauch.
Doch durch die Büsche springt kein muntres Tier,
Kein Vogel flötet in den schwanken Zweigen,
Nur niedre Wesen, die verdammt zum Schweigen,
Verbringen sehnsuchtslos ihr Dasein hier.
[233]Einst, mittags, wandelt übern Ozean
Der Sturm, in schwarzes Wolkenkleid gehüllt.
Die Sonne birgt sich scheu bei seinem Nahn
Und überläßt ihm ganz den feuchten Plan,
Wo er nach Herzenslust nun tobt und brüllt.
Doch gegen Abend legt sich seine Wut.
Am klaren Himmel flimmerts blaß und blasser.
Die Sonne gießt den letzten Glanz auf's Wasser,
Das, müdgehetzt, breit hingelagert ruht.
Nur kleine Wellen hüpfen noch und tanzen,
Sorgloses Leben zeigt sich wieder heiter,
Da rudern Muscheln, saugen Wurzelpflanzen,
Es kribbelt und es krabbelt lustig weiter.
Von Wellenhänden wird herbeigetragen
Manch wunderbar Gerät: Ein Mast, ein Faß,
Ein Zeitungsblatt, ein Bild und dies und das,
Wie es der Sturm mit roher Faust zerschlagen.
Und langsam schwimmt nach diesem stillen Reiche
Von irgend einem jammervollen Wrack,
Das auf dem Grund liegt — eine Mädchenleiche.
Kaum angekleidet ist sie, im Gezack
Des Spitzenhemdes schimmern Frühlingsbrüste,
Das schöne Haupt umspritzt der Meeresschaum,
Ein goldnes Kreuz glänzt auf der vollen Büste.
Ist sie auch tot? Sie scheint nur tief im Traum,
Und lässig schaukeln Wogen sie zur Küste.
Da ruht sie nun, derweil am Himmelssaum,
Den purpurhauchend er soeben küßte,
Der rote Glutball zögernd sacht versinkt
Und Abendtau an Blatt und Blume blinkt.
[234]Seltsam Getier kriecht zappelnd leis heran
Und hängt ans Fleisch sich, das so wundersam
Noch nie in diese Gegend kam,
Und gierig saugt's, wo's einen Platz gewann...
Längst brach die Nacht herein. Es schläft der Friede
Im Palmenwald. Das dunkelblaue Meer
Lullt sich in Schlaf mit einem Wogenliede.
Neugierig lugt der Mond aus Sternen her
Und spielt mit seinen zarten Silberfingern
Im goldnen Haar der marmorblassen Lady.