630. Wunderbares Strafgericht Gottes.
In den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts explodirte der Wismarsche Pulverthurm durch einen Blitzstrahl. Obgleich dadurch in der Nähe und Ferne gräßliche Verwüstungen angerichtet wurden, so blieb doch die Schildwache, die unmittelbar vor dem Thurme in ihrem Schilderhäuschen gestanden hatte, wunderbar am Leben. Hieran knüpft sich folgende Sage.
Der wachthabende Soldat war ein frommer Christ, und als das Gewitter drohend über seinem Haupte stand und schon anfing, sich zu entladen, stimmte er in seinem Schilderhäuschen, in das er sich geflüchtet hatte, ein geistliches Lied an und befahl sich dem Schutze Gottes. Ein vom Felde kommender Soldat eilt vorüber und als er das Singen der Schildwache hört, ruft er dieser spöttisch und lästernd zu ›Wat schęrt di de leiw God?‹ In demselben Augenblicke trifft ein furchtbarer Blitz den Pulverthurm und mit gräßlichem Getöse fliegt dieser in die Luft. Die Schildwache wurde eine große Strecke vom Pulverthurme entfernt mit ihrem Schilderhäuschen unversehrt, wenn auch etwas betäubt, gefunden; von dem Spötter hat man nie wieder eine Spur entdeckt.
Seminarist Barby in Neukloster.