[125] 145. Der Teufel als Musikant.
Ein Weber aus Gischow bei Bützow brachte einmal am ersten Mai um die Abendzeit Leinewand nach einem benachbarten Dorfe. Auf dem Rückwege verirrte er und kam in einen großen Wald. Es war Mitternacht, als er ein Haus erblickte, in welchem Licht brannte. Er ging in dasselbe hinein, hörte, daß daselbst zum Tanze aufgespielt wurde und sah viele Personen tanzen. Neben einem Musikanten setzte er sich nieder. Dieser fragte ihn nach einer Weile, ob er nicht ein wenig für ihn blasen wolle. Als der Weber erwiderte, er verstehe sich nicht darauf, antwortete der Andere, er brauche nur immer Wind in das Instrument zu stoßen, die Melodie würde von selber kommen. Und so geschah es auch. Der Weber schlief endlich ein bei seinem Blasen. Als er am andern Morgen erwachte, befand er sich auf einem hohen Berge, hielt eine Katze in der Hand, und auf deren Schwanz blies er. Nun trat er eiligst seinen Heimweg an. Unterwegs begegnete ihm ein Mann, der ihm androhte, nichts von diesem Vorgange zu erzählen, oder er hätte sein Leben verwirkt. Eine ganze Reihe von Jahren schwieg der Weber nun wirklich; dann aber erzählte er es eines Abends seinem Nachbar. Bald darauf fühlte er sich unwohl, wurde mit jedem Tage schwächer und starb nach kurzer Zeit.
Seminarist A.G.; vgl. Müllenhoff S. 216.