1.
Eines Maitagabends saß ein Weber bis spät in die Nacht an seinem Webstuhle, während seine rothäugige Frau in der Ecke saß und spann. Er hatte versäumt, Thüren und Fenster mit schwarzen Kreuzen zu zeichnen, denn
›Witts, witts, witts,
Is vör nix,
Aewers schwart
Treckt an 't Hart.‹
Die Frau trieb an, zu Bette zu gehen. Der Weber ließ sich aber nicht stören. Plötzlich stand die Frau auf, langte eine Kruke mit einem Hexenbrei aus dem Schrank, salbte sich damit vor dem Herzen und murmelte:
›Quadpoggen, Elditzen un Padden,
Unken, Katten un Madden
Up un dorvan,
Na 'n Blocksbarg ran.‹
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›Gun Abend, Fru Abenblank,
Wist du nich to Ringeldanz?‹
›Schön Dank, Frölen Watersank,
Ik mag nich to Ringeldanz.‹
›De Scharnwewer,
De Schmutzklewer,
Schull mi von Breitfaut,
Ik weit wo mi 't verdraut.‹
Da schlug es zwölf auf dem Kirchthurm, auf einmal flog der Webstuhl mit dem Weber zum Fenster hinaus und dem Blocksberg zu. Wie er hinkam, ging es lustig zu, es wurde gegessen und getrunken, Drachen schleppten die schönsten Sachen herbei. Es wurde dann getanzt, und der Weber, der viele Bekannte sah, aufgefordert, daran Theil zu nehmen. Es wurde ihm ein schönes Horn in die Hand gegeben, wie Gold glänzend, auf dem blies er gar wunderschön. Zuletzt legte er sich in ein prächtiges Himmelbett und schlief ein. Als er erwachte, sah er, daß er auf einem Pferdegerippe lag und einen Katzenschwanz statt des Hornes in der Hand hatte.
Lehrer Lübstorf in Raddenfort.