Die vierundvierzigste Fabel.
Vom Fuchs und dem Jäger.
Der fuchs ward gejagt von eim jäger
Uber ein berg aus seinem läger;
Ward müd, daß er zoh langsam her;
Ein holzhauer fand ongefer.
[40]Den bat er, daß er in verbürg,
Daß in der jäger nit erwürg.
Er sprach: »Verkriech dich in mein hütten;
Da bistu frei, wil dein wol hüten.«
Der jäger folget eilend nach,
Denn nach dem fuchs war im so gach.
Er sprach zu dem: »Hast nit vernomen
Den fuchs? ist er nit hieher komen?«
Er sprach: »Ich weiß sein, trauen, nit.
Wo er sich da nicht hat verhütt,
So weiß ich euch nit anzuzeigen«,
Und tet sich nach der hütten neigen.
Der jäger merket nicht die wort;
Er eilet und zohe immer fort.
Der fuchs kam raus, macht sich von dan
Und trollet sich den berg hinan.
Der man schalt in und rief im nach,
Lestert den fuchs mit worten hoch
Und sprach: »Du bös, undankbar tier,
Hab dich verborgen hie bei mir;
Laufst so davon, für alles das
Sprichst nit einst Deo gratias!«
Er kert sich umb und blieb bestan
Und sprach: »Du bist ein frommer man,
Und blieb dein frumkeit unverrückt,
Wo du dich da nicht hetst gebückt.«
Mancher under dem schein des glauben
Sein nehsten tut des seinen brauben,
Rümet sich doch der tugent frei
Under dem schein der gleisnerei.
Wirft im heimlich ein stein in garten,
Des doch jener nit tet erwarten,
Und sehe gern, daß ein ander het
Die axt im kopf und im we tet,
Dennoch also, daß im nicht selb
Wurd gsehen in der hand das helb.
Das sein die schädelichsten katzen,
Die vorn lecken und hinden kratzen.