Die dreiundachtzigste Fabel.
Vom Brunnen und seinem Ausfluß.
Es war ein kleiner waßerfluß
Aus einem brunnen worden groß,
Von dem er het seinen anfang:
Des wist er im gar keinen dank,
Sondern tet in mit schelten letzen,
Mit worten weidlich an in setzen
Und sprach: »Du stest im winkel still,
Kein fisch in dir nicht wonen wil:
So rausch ich durch das grüne gras,
Bedeck das felt und mach es naß;
Vil schöner bäum neben mir stan,
Die fisch in mir ir futrung han.«
Solch hohmut tet dem brunnen leit,
In verdroß die undankbarkeit,
Wolt nicht wer waßers von sich gießen:
Bald hört der strom auch auf mit fließen,
Verschwand zustund derselbig bach,
Daß man noch fisch noch waßer sach.
[268]Kein frommer den verachten tut,
Von dem gunst hat und alles gut;
Die alten den baum in ern hatten,
Der für die sonn gab külen schatten.