Wünsche

Die gnädige Frau ist hell und blond,
von sommerlichem Licht durchsonnt –
sie scheint sich schlechtgeraten.
Braun will sie sein, das dumme Kind,
braun, wie Zigeunerweiber sind –
und läßt am Strand sich braten.
Jung-Deutschlands Dichter gehn zur Zeit
in Fritz von Schillers Schülerkleid –
(der war nicht so behende).
[310]
Vom Recken wird man noch nicht groß;
bleibt ruhig noch auf Mutterns Schoß:
sie hat die klügern Hände.
Alt-Deutschland macht in Politik
und zieht Bilanz aus diesem Krieg:
Indien muß badisch werden!
Ägypten her! die Ostsee auch!
Wir treten alle vor den Bauch
mit sieghaften Gebärden!
Und so hat jeder was zu schrein.
Der Neger will ein Weißer sein,
der Fußfantrist ein Reiter . . .
Wir wollen aufrecht stehn, mein Kind,
und bleiben, was wir selber sind!
Ich glaub, das ist gescheiter.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1918. Wünsche. Wünsche. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5E29-4