[294] Die Blumen

Sieh die zarten Blüthen keimen
Wie sie aus sich selbst erwachen,
Und wie Kinder aus den Träumen
Dir entgegen lieblich lachen.
Ihre Farbe ist im Spielen
Zugekehrt der goldnen Sonne,
Deren heissen Kuß zu fühlen,
Das ist ihre höchste Wonne:
An den Küssen zu verschmachten,
Zu vergehn in Lieb' und Wehmuth;
Also stehn die eben lachten
Bald verwelkt in stiller Demuth.
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Das ist ihre höchste Freude,
Im Geliebten sich verzehren,
Sich im Tode zu verklären,
Zu vergehn in süssem Leide.
Dann ergießen sie die Düfte,
Ihre Geister, mit Entzücken,
Es berauschen sich die Lüfte
Im balsamischen Erquicken.
Liebe kommt zum Menschenherzen,
Regt die goldnen Saitenspiele,
Und die Seele spricht: ich fühle
Was das Schönste sei, wonach ich ziele,
Wehmuth, Sehnsucht und der Liebe Schmerzen.
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TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Gedichte. Gedichte. Erster Teil. Die Blumen. Die Blumen. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-55D0-3