121. Die Einsamkeit mit Gott
Mel.: Sieh, hier bin ich, Ehrenkönig ...
1.
Gott der Frommen, Darf ich kommen,
Darf ich nahen ohne Scheu? –
Lass' denn sinken Auf dein Winken
Kreatur und Phantasei.
Heilig einsam, Gott gemeinsam
Wandeln stets, allein und frei!
[586] 2.
All mein Stöhnen, Warten, Sehnen,
Geht nach dir, mein Gott, allein;
Denn die helle Segensquelle
Quillt aus dir ins Herz nur ein.
Selig einsam, Gott gemeinsam!
Wär' ich recht mit dir gemein!
3.
Sel'ge Wüste, Da das Süß'ste
Und das Schönste all's verschwind't,
Da zerrinnen Meine Sinnen,
Ohrn und Augen müßig sind!
Selig einsam, Gott gemeinsam,
Da man nichts als Gottheit find't!
4.
Welt, dein Achten Und Verachten
Wird in dieser Wüste klein;
Vom Ergötzen, Lust und Schätzen
Scheid' ich willig ohne Pein.
Selig einsam, Gott gemeinsam!
Da gibt's Himmelbrot und Wein.
5.
Wie beschwerlich, Wie gefährlich
Wird man's bei der Welt gewahr,
Die mit Worten Uns ermorden
Und mit Gift ersticken gar!
Selig einsam, Gott gemeinsam,
Hätt' ich's hundert-hundert Jahr!
[587] 6.
Was hier gleißet, Herrlich heißet,
Fürstenfreundschaft auch, ist Wind;
Was hier funkelt, Bald verdunkelt,
Pracht und Staat im Hui verschwind't.
Selig einsam, Gott gemeinsam,
Da ich Himmelsfreundschaft find!
7.
Nein, es kommen Nicht Unfrommen
Auch nicht Fromme mit hinzu,
Groß' noch Kleine, Einem Eine,
Ich, dein Kind, und Jesu, Du.
Selig einsam, Gott gemeinsam!
Da ist Wohlsein, da ist Ruh.
8.
Mit dir leb' ich, Mit dir schweb' ich,
Süßer Freund, durch Lieb' und Leid;
Mit dir sterb' ich, Mit dir erb' ich,
Was bei dir für mich bereit.
Selig einsam, Gott gemeinsam,
Da mein Jesus mich begleit't!
9.
Im Gerichte, Da mitnichte
Angesehn wird groß noch klein,
Wo die größten Freund' nicht trösten,
Da bleibt Jesus Freund allein.
Selig einsam, Gott gemeinsam
Ich auch vor Gericht erschein'.
Nach Jodokus v. Lodenstein