58. Der Stand der Beschaulichkeit, sonst genannt der Stand der Gegenwart Gottes, des schmackhaften Glaubens usw.
Gottliebender Leser!
Beim Lesen der folgenden Ausflüsse sei nochmals erinnert, daß der Verfasser weder in diesen noch in den andern Versen von solcher Art seine eigenen Erfahrungen schauzustellen gesonnen sei. Er hat nur mit seiner gebrechlichen Feder hungrigen Seelen die kostbaren Wahrheiten des inwendigen Lebens anpreisen wollen und die Erfahrungen inniger Seelen nicht besser darzustellen gewußt, als wenn er sie selbst redend einführte.
Die abwechselnden sinnlichen Lockungen der Gnade sind zwar weit unterschieden von den Erfahrungen des Standes, von dem hier eigentlich die Rede ist; auch ist dieser Stand (nach Aussage erfahrener Seelen) niedriger als der, den sie mit Nachdruck den Stand der Vereinigung nennen. Allein, es darf eine demütige und aufrichtige Seele über solchen Unterschied der [446] Stände nicht viel skrupulieren. Alle niedrigeren Stände haben etwas Ähnliches mit mehr erhabenen. Wer sich nur durch alles zur Liebe und Verherrlichung des ewigen Guts reizen läßt, der irrt nimmer mehr.
Mel.: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn ... oder: Verzage nicht, du Häuflein ...