9.

Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn! Psalm 6, 2.
Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit! Psalm 25, 6

Hab' ich denn, großer Gott, mir deinen Zorn erwecket,
Der mich Unseligen so schrecket?
Wie hab' ich dürfen dir, mein Gott, mißfällig sein?
Nur dran zu denken macht mir Pein.
[278]
Ich hab' verdienet zwar, zu fühlen deine Blitzen,
Doch denke, Herr, was würd' dir's nützen!
Ich bin ja nur ein armer Staub der Erd',
Nicht einmal deines Eifers wert.
Ein pures Nichts bin ich, willst du doch Straf' erzeigen?
Wohlan, mein Herr, ich will mich beugen,
Ich stimm' in deinen Rechtsspruch ein,
Dies treulos', dies undankbar' Herz soll mir ein Scheuel sein!
Laß deinen Zorn, mein Herr und König, sinken,
Ich bete deine Zuchtrut' an.
Tu was du willst, es soll mir süße dünken,
Vergiß nur, was ich Übles hab' getan!
Mißfiel ich dir auch nur auf einen Augenblick,
So bin ich's wert, daß mich die Straf' sein harte drück'.

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TextGrid Repository (2012). Tersteegen, Gerhard. Gedichte. Geistliches Blumengärtlein. Zweites Büchlein. Die heilige Liebe Gottes und die unheilige Naturliebe. 9. [Hab' ich denn, großer Gott, mir deinen Zorn erwecket]. 9. [Hab' ich denn, großer Gott, mir deinen Zorn erwecket]. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-4672-E