19. Völlige Überlassung der Seele an Gottes Willen
Mel.: Zu deinem Fels und großen Retter ... oder: O daß doch bald dein Feuer brennte ...
1.
Liebwerter, süßer Gotteswille,
Mein Ankergrund, mein sichres Schloß,
Des Geistes unverrückte Stille,
Ich schmiege mich in deinen Schoß.
2.
O Wille, der mein Wohl verlanget,
Ich geb' mich deiner Leitung hin;
Mein Grund an deiner Brust stets hanget
In still gelass'nem Kindersinn.
3.
Das Bitt're Gottes Will' versüßet,
Gut, alles gut, wenn der geschicht;
Das Beste, so man je genießet,
Schmeckt ohne diesen Willen nicht.
[357] 4.
Wenn Welt und Sünd' und Teufel stürmen,
Gedenk' ich nur: Gott will es so,
Er wird dich stärken und beschirmen;
So werd' ich mutig, still und froh.
5.
Es mag Vernunft und Sinne rasen,
Das eigne Leben murre nur,
Mein tiefster Wille bleibt gelassen;
So stirbt der Wille der Natur.
6.
Kann ich im Finstern dich nicht sehen,
So halt' ich mich im Glauben still;
Dein Will' wird doch in mir geschehen,
Wenn ich nichts aus mir selber will.
7.
O willenloses Kinderwesen,
Du engelreiner Seelenstand,
Dich hab' ich mir zum Zweck erlesen:
Da liegt mein Will' in Gottes Hand.
8.
O Gottes Wille, mein Verlangen,
Mein Brot in Mangel und in Pein,
O Gottes Will', nimm mich gefangen,
So wird mein Wille frei und rein!
9.
O Wille, mach' es nach Belieben
Mit mir in Zeit und Ewigkeit,
Gib Freude oder gib Betrüben;
Dich lieben ist die Seligkeit!
[358] 10.
Herr, hilf, ertöt das eigne Leben,
Die bittern Kräfte der Natur,
Daß ich dir ewig bleib' ergeben
Und deinem Willen lebe nur!