12.

Ist denn mein Leben nicht kurz? Hiob 10, 20.
Du hast ein Ziel gesetzt, das wird er nicht überschreiten. Hiob 14, 5

Mein Gott, mein Liebster, denk, daß mir
Die kurzen Tag' dem Schatten gleich vergehen;
In diesem dunkeln Hause hier
Kann mir, wenn dir's beliebt, ein schöner Tag aufgehen!
Dein Nahsein ist des Lichtes Bronn,
Dein Fernsein macht, daß ich die Nacht nur finde;
Gib vollen Glanz, du Gnadensonn,
Erleuchte mein Gemüt, mein mattes Herz entzünde!
Bricht nur die Liebe meine Band',
Dann sorg' ich nicht, noch vor dem Tod erblasse;
Ist mir die Stunde unbekannt,
Dem höchsten Gut ich dann nur mehr mich überlasse.
Mein Bräutigam, vergib, vergib,
Es sind wie nichts, du weißt es, meine Tage;
Dir überlass' ich mich, mein' Lieb',
Als meine Stütze mich in meiner Schwachheit trage!
[281]
Zwar wenig Jahr' ich übrig hab',
Doch kannst du sie wohl brauchen dir zu Ehren;
Fällt einst mein Leichnam ein ins Grab,
Dann preiset dich mein Herz ohn' End' mit jenen Chören.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Tersteegen, Gerhard. 12. [Mein Gott, mein Liebster, denk, daß mir]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3FE5-1