133. Liebesgunst.

Es gibt Liebeszauber, mit welchem man Menschen und Tiere an sich fesseln kann; derselbe wird jedoch als etwas Böses und Unheimliches aufgefaßt. Das häufigste Mittel ist, daß man der anderen Person oder dem Tiere etwas von seinem eigenen Körper eingibt, z.B. drei Tropfen Blut in einem Glase Wein oder in Kaffee, oder ein Stückchen Brot, das man unter der Achsel getragen und so mit seinem Schweiße durchgefeuchtet hat. – Wenn ein Mädchen eine Locke von dem Haar ihres Geliebten in Wasser kocht, so [114] muß dieser solange um das Haus herumgehen, als das Kochen dauert (Münsterland).

a.

Im Stedingerlande hatte ein Mädchen, übrigens auch sonst von schlechtem Ruf, es einem Burschen angetan, welcher zur See fuhr. Bis nach Newyork konnte er den Gedanken an sie nicht los werden; sie stand ihm immer wieder vor Augen, so gern er sich dessen auch erwehrt hätte. In Newyork wurde er aber zu einem Manne gewiesen, der sich auf dergleichen Dinge verstehe, und dieser befreite ihn von dem Zauber.

b.

»Ein junges Mädchen zu Lüerte, Ksp. Wildeshausen, liebte einen Jüngling, fand aber keine Gegenliebe; der Jüngling war und blieb gleichgültig. Um ihn nun zu gewinnen, gab ihm das Mädchen etwas von sich selbst zu genießen, und von der Zeit an faßte er eine ganz besondere Neigung zu dem Mädchen, das er hernach auch heiratete. Indeß war die Ehe eine unglückliche, und die Liebe verwandelte sich in Haß. So geht es allemal, wenn man sich in dieser Weise die Liebe einer Person erwirbt, aber das Mittel ist sicher.«

c.

Aus Altenhuntorf wird 1637 berichtet, daß ein Bräutigam vom Wicker in Markhausen ein Pulver geholt und es vergeblich seiner Braut in der Meinung beigebracht habe, sie zu beständiger Liebe zu bannen. (Schauenburg a.a.O. IV. 125.)


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 133. Liebesgunst. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3773-3