129.

Wenn unter dem Mastbaum eines Schiffes Geld liegt, so hat das Schiff Glück; am liebsten legt man ein Goldstück darunter. – Kreuzhalbegroten, Kreuzpfennige bringen [111] Glück, namentlich Geldgewinn und ein Freilos bei der Losung der Wehrpflichtigen. Für letzteren Gebrauch näht man das Geldstück ohne Wissen des Wehrpflichtigen in dessen rechten Rockärmel oder steckt es ihm heimlich in die Tasche. – Ebenso bringen Glück, namentlich dem losenden Wehrpflichtigen, (drei) vierblätterige Kleeblätter, eine Zwillingsroggenähre, eine Nadel, mit welcher ein Totenhemd genäht ist, ein Hasenfuß. Auch diese Dinge müssen dem Tragenden heimlich in die Kleidung gebracht sein. – Das linke Bein eines Maulwurfs (welches man aber dem Tiere abgebissen haben muß) bringt Glück, vorzüglich Geld und Glück im Spiel. Daher sagt man in Jeverland von Glückskindern: »He hett'n Mullfoot in de Task.« –

a.

Das Wilhelmshav. Tageblatt berichtete im Sommer 1907, daß ein Kaufmann in einem Dorfe in der Umgegend von Jever in seinem Laden ein Beutelchen gefunden habe, in welches der in Papier gewickelte Fuß eines Maulwurfs eingenäht gewesen. Es wurde dabei bemerkt, daß der Wahn, ein Maulwurfsfuß in der Tasche bringe Glück im Spiel, in Spielerkreisen weit verbreitet sei.

b.

Eine Witwe in der Landgemeinde Oldenburg hatte zwei Söhne, die Zwillinge waren und deshalb zu gleicher Zeit für den Militärdienst losen mußten. Sorgsam nähte sie jedem, und ohne daß dieselben es merkten, einen Hasenfuß in den Rock. Die beiden gingen gesondert zum Losungstermin in die Stadt, der eine, ein Schiffer, ging allein, der andere, ein Bauernknecht, mit den übrigen Knechten. Unterwegs nahm der Schiffer in seinem Rocke einen fremdartigen Gegenstand wahr; er trennte das Futter auf, fand den Hasenfuß und, mochte er nun ein Freigeist oder mit der Bedeutung des Dinges ganz unbekannt sein, warf denselben fort. Der andere verspürte nichts, oder wenn er etwas wahrnahm, so ließ er es doch gut sein, ohne weiter nachzuforschen. In der Losung nun kam der Schiffer gleich fest, der Bauernknecht loste sich frei. Man kann sich den Jammer und die Vorwürfe der Mutter denken, als sie erfuhr, was geschehen war. – In einem anderen Losungstermine zu Oldenburg zog ein Wehrpflichtiger unversehens mit seinem Taschentuche einen Hasenfuß aus der Tasche, zur großen Beschämung für ihn, aber zum großen Ergötzen für die übrigen Anwesenden. Die komische Zusammenstellung eines Hasenfußes mit einem den Militärdienst scheuenden [112] Wehrpflichtigen fordert zu allerlei Scherzen heraus, dient aber vielleicht zur Bestärkung des Glaubens an das Mittel.

c.

Ein Zauberer vollbrachte auf einem Jahrmarkt das Kunststück, daß er durch ein dickes Brett ohne Loch und Spalt schlüpfte. Keiner der Zuschauer konnte sich das Rätsel erklären. Nur eine Frau hatte beobachten können, daß der Schwarzkünstler mit affenartiger Geschwindigkeit sich um das Brett herumgeschwungen, während alle anderen der Meinung waren, er müsse durch die Poren des Holzes seinen Weg gefunden haben. Die Frau hatte ohne ihr Wissen vierblätterige Kleeblätter bei sich getragen. Diese hatten sie sehend gemacht. (Vechta).


Vgl. 204w.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 129. [Wenn unter dem Mastbaum eines Schiffes Geld liegt, so hat das Schiff]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2BA8-0