428.

Die Pest, im Saterlande der Pest, wird angekündigt durch eine blaue Taube: 11; sie zieht in Gestalt eines blauen Dunstes umher, und wen sie berührt, der muß sterben. Zuweilen erscheint sie als feuriger Drache (Saterld.) Sie hat ganze Dörfer aussterben machen, so Windhusen: 517 f, Norddötlingen: 523a, Bögen bei Visbek und dem Dorfe Pestrup seinen Namen gegeben: 258a Pestkirchhof bei Löningen nach Helmighausen hinaus. – In Pestzeiten ist dasNiesen von übler Vorbedeutung gewesen, deshalb heißt es noch heute: Wer am frühen Morgen nieset, dem passiert am Tage etwas Unangenehmes.

[185] a.

Bei Neuenkirchen liegt ein Bauernhof, der selige Hof genannt. Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges kam die Pest nach Neuenkirchen. In Gestalt eines bläulichen Dampfes zog sie auch in jenen Meierhof ein und schlüpfte in ein Loch, welches sich im Pfosten der Stubentür befand. Der Bauer ergriff sogleich einen Pflock und schlug ihn in das Loch, sodaß die Pest nicht heraus konnte. Nach längerer Zeit glaubte der Bauer jedoch, er dürfe nun den Pflock wohl ohne Gefahr wieder herausziehen; aber als er es tat, da zog der blaue Dampf langsam aus dem Loche heraus und sogleich wurden mehrere Hausgenossen von der Pest befallen, die nach der Reihe alle Familienmitglieder hinwegraffte. Da nun der ganze Hof ausgestorben war, bekam der Hof den Namen der selige Hof. – Ähnliche Geschichten, nur daß die Pest noch gefangen sitzt: 505k, 512c.

b.

Als die Pest einst im Saterlande war, kam sie eines Tages in Strücklingen im Zickzack den Weg entlang geschwebt und wollte in ein Haus dringen. Ein kleines, etwa zwei- bis dreijähriges Kind stand in der Tür, breitetete die Schürze aus und wehrte sie so ab. Da die Pest also nicht ins Haus konnte, fuhr sie in einen nebenstehenden Plaggenhaufen und hörte zu wüten auf. Als man aber nach zwei Jahren meinte, jetzt habe es keine Gefahr mehr, und den Plaggenhaufen auseinandermachte, ward die Pest frei, und in ganz Strücklingen blieben nur wenig Menschen übrig.

c.

Zu Friesoythe im Wreesmannschen Hause (jetzt H. Windeberg) nahe dem Harkebrügger Tor wird ein über 300 Jahr alter Schinken aufbewahrt. In diesen Schinken ist einmal vor vielen vielen Jahren die Pest hineingebannt, die in Gestalt einer blauen Wolke in der Luft herumgefahren und endlich bezwungen und in den Schinken gebannt ist; der Schinken aber ist dadurch unverweslich geworden. Der Schinken kann aus dem Hause, in welchem er verwahrt wird, nicht entfernt werden; wird er herausgeholt, so kehrt er in der nächsten Nacht unfehlbar dahin zurück. Vor etwa 60 Jahren wollten Holländer den Schinken kaufen, wurden aber abschlägig beschieden; doch verstattete ihnen der Besitzer, ein Stück herauszuschneiden, und die Lücke ist noch zu sehen. Auch neuerdings hält die Sage daran fest, daß die Pest in Gestalt eines blauen Rauches in den Schinken gezogen, und daß seitdem die Pest [186] aus Friesoythe verschwunden sei. Nur sagt man, das Loch in den Schinken rühre von einem räuberischen Schweden her, der mit seinem Säbel ein Stück herausgeschnitten habe. Der Schinken sei unverletzlich, bei Bränden werde er immer zuerst gerettet.

d.

Als früher in Langförden die Pest geherrscht hat, ist in Calweslage nur ein Bauer am Leben geblieben. Dieser hatte sich unter einen Waschtrog verkrochen. Die Pest ist damals wie eine blaue Wolke durch die Luft gezogen und zuletzt in ein Loch eines hohlen Baumes geschlüpft. Der am Leben gebliebene Bauer hat dies beobachtet, ist hingelaufen und hat das Loch rasch verklebt. Damit hatte die Seuche ein Ende gefunden.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 428. [Die Pest, im Saterlande der Pest, wird angekündigt durch eine blaue]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-269D-1