Meiner Frau Hanna zu eigen.
[13]
Meiner Frau Hanna zu eigen.
[14] Personen.
Acht wat! Schlägt das Buch zu, legt sich zurück. dat krieg ick nich to Enn', da ward mi ja de Kopp bie wehdauhn.
Aber Hugo? Dat is doch all nahforscht, dat is einfach wohr! Da brukt man nich veel an to glöben. – Wat kannst denn doran nich begriepen?
[17]Dat will mi alltosam nich in' Kopp. So deipes Wader, dat 'n Schipp, wenn 't unnergeiht, öberhaupt nich an 'n Grund kamen kann, giwt nicht! Wi willen se dat denn utforschen? Wenn 't Schipp stahn bliwt, denn bliwt doch dat Lot ok stahn. Kein weit denn, dat 't nich an 'e Grund is?
Wenn man dat to 'n ersten Mal hört, kümmt 't einen ja 'bitten mutsch vör. Dat Wader hett doch ebenso got Gewicht as jedes annere, wenn de Buttel vull Wader is, is he swerer, as wenn he leer is. Nu stell di mal vör, da ligt soveel Wader opeinanner as 'n Karktormspitz hoch, nee, as tein Karktormspitzen hoch! Nu hett doch de unnerste Schicht de gröttste Last, un je höger du kümmst, je weniger hem de Schichten to drägen. Nich wohr? Versteihs Du 't nu?
Na ja. Nu geiht jedes Dings, wat man rinnlaten deiht int Wader, so deip as't selbs swar is. Versteihst Du! Also smiet ick dit Messer rinn, dat geiht viellicht man ein Karktormspitz deip, 'n Lot viellicht söß, 'n gotteres von tein Pund woll tein, aber denn geiht't nich wieder, denn warden de unnern Schichten von all dat Wader, wat doröber is, all so stark tosam preßt, dat't nich mehr wieder kann; un denn bliwt 't stahn. Geht wieder zum Herd.
Jä. – Aber wie wölt s' denn dat rutkriegen, dat dat Wader in Würklichkeit noch veel deiper is? Wenn doch kein Lot mehr deiper geiht?
Dat 's sonn Saak, nich? Kiek mal, sonn' grot Lot von tein Pund, wenn dat nu an ein Stell, wo 't öberhaupt kein Grund giwt, so wiet dahlaten is, dat 't steiht, denn is dat so swer, will man 't weder rut trecken, dat Haup- un Stahltrossen un ok Ankerkeden rieten würden!
Nee, nee, nee! ditmal nich! Aber denk doch mal 'n bitten nah: denk mal, dit lange Enn' von de Lien, de se mit dahl laten hem, de wigt doch ok all wat, un denn ligt op dat Lot so veel veel Wader – denn ehr dat steiht, möt 't all ornlich deip sien – de möst doch denn dat Lot all heben kön'. Dat kann 't nich! Uns' Riesenkrohn wür dat Ding nich weder rutkriegen.
Gott, Hugo! schrei doch nich so![19] Wat denken de Lüd! Geht zum Herd, gießt den Rest Wasser auf und holt dann Tassen aus dem Schrank. Ick vertell Di einfach nichs weder. Wenn Du mi doch nichs glöben wullt.
Jo! dat möst mi noch erst seggen, wi 's de Loten weder rut kriegt, un denn, wur se weeten, dat 't nich an 'n Grund is.
De kann ick woll lesen. Süh mal, aber man nich, wat datwischen steiht. Datwischen steiht 't meiste! Du kannst mi dat all so schön utdüden. Wo du man 'n por Wür to brukst, da mokt de Kerl 'n ganzes Bok von! un wat 'n dickes Aas! de Deubel war dor klok ut.
Du möst di mehr Meuh geben, Hugo! 't is ganz got, wenn man 'n bitten wat versteiht. Hebt ji denn sowat nicht in 'e School hatt?
Nee! giwt ja gornich! Religion, Singen, Schönschrieben! Aber 'n bitten wat Intressantes, nee! denn wür uns ja dat Schoolgahn Spoß maken, un dat darf 't doch nich! Da haut s' ein 'all sonn' Hangelbangel nah 'n Liew rinn, de Striemen bliewt länger as dat Lehrte. Religion brukt wie nich! Singen lehrt [20] wie up Strot! un wenn ick man selbst lesen kann, wat ick schriew, is genog. De kleuksten Minschen schrieben doch am slechsten!
Mehr Släg! Jeden Dag, denn Gott in Himmel warden lätt! Ick wull doch kein fremde Lüd Kinner wat lern, nich för alles in 'e Welt!
Nee, donn noch nich, gliek dornah erst. Ich bruk s' nich mehr, ick kunn mi nu allein helpen' schreew s' in' Breif – un denn hett s' sick ophangt. – Un 'n Vadder hew ick ja öberhaupt nich kennt, na, da wär dat nichs mit mien lehrn. – Aber ick hew leest, alls wat ik faten kriegen künn, de halben Nachten dörch ...
Ah, langs nich mehr so! Bie denn olln Kaptein hew ick de ganze Bibliothek dörchpleugt. De lad ja öberhaupt alles von mi, sonn' richtigen Schörtenjäger wär dat noch, un darbie har he all griese Hoor. Aber bi mir har he sick sneeden. As denn sien Frau stürw, sull ick noch länger bie em blieben, so as Mäken för alles weißt Du ...
[21]Dat wür ok noch nichs schaden. – Kiek! Zeigt ins Buch. da is ja sonn' Ding afbild't, wats' an de deipen Stelln runner lat, wo se immer noch Grund hebt, aber dat Bot weder optofier doch to swer is. Kiek! disse Stang, de dörch de Kugel geiht, stött denn op Grund un dordörch lätt de Keed los, de swore Kugel rutscht af un se bruken bloß de Lien optofiern.
Ja. Un hier is nu ok glieks sonn' Art Kannon, wo se dat Lot mit int Wader schei ten dohn, wo 't öberhaupt kein Grund mehr giwt.
Teuw doch so lang! Kiek hier is sonn' Meter. An 'e Kugel, de se dahlscheiten dauhn, is nämlich 'n dünne Liehn; kiek, hier is de mächtige Rull. Wenn 't Lot nich wiedergeiht, ward de Liehn einfach afkappt, un disse Meter seggt dann ganz genau, wieveel von de Liehn aflopen is. Kiek!
De ein' weit dit, de anner dat, un all weit s' wat. Bloß ick weit jetzt nich wat de Willem weder so lang utblieben mutt. Veel Fisch harn ji doch nichmol mitbröcht?
Dat Du nich seihn kannst, wenn ick' 'n Fleig dodmak. De argert uns doch ok ob Schritt un Tritt.In der Nähe tutet dreimal kurz ein Dampfer. Da kümmt he.
Is dat erst de Damper von Hambog? Kümmt de aber lat, is meist veer, un man markt all, dat 't düsterer ward. Sie sieht zur Tür hinaus.
He möst gegen Wind und Tied – wie hebt ja Floot – möt aber nu bald Hochwader sien. – Am Schrank. Nu kiek bloß mal an, wat s' dor für intressante Figuren hensett hem. Dor is 'n Stern, dor is 'n Kreis un hier is 'n ganzen Meßhümpel. Sonn' Swienslüs!
– Ja, wenn s' erst mehr bet weg sind, denn möt ick mal ornlich bie un alls afseipen.[23] – Da kümmt he! Läuft nach links; wie sie dort die Tür geöffnet hat, bleibt sie unmutig stehn. Hä! nu möt ok grad de Lütt an to schrein fangen!
Se schient all weder intoslapen, se legt denn Kopp op de Sied. Fohr se man 'n beeten. Willem Mews kommt übern Deich. Da is he all.
Wat bist denn so lang bleeben? All acht Dag kümmst man op'n halben Dag un denn bliwst ok noch de längst Tiet weg. Sucht lachend seine sämtlichen Taschen durch. Na?
Ja, dat is't ja. Ick hew all soveel Jungs mit Swiensblasen loopen seihn, aber doran hew ick wahrhaftig nich dacht. Denn geiht ja morgn de Larm weder los.
Hest Du em nich buten seihn? Eben leep he noch mit anner Jungs öbern Diek; ick denk, he hett Di von Damper halt.
Sühst Du! Denn hest 'n ok dropen.Fühlt nochmal alle seine Taschen nach. Wo hest 't denn ditmal bloß versteeken? Du wist mi doch nich wießmoken, dat Du nichts mitbröcht hest? Lütt- Hein, zwei Bücher unterm Arm, kommt von links übern Deich.
'n lütten snakschen Kerl!
LÜTT-HEIN stolziert herein, nimmt seine Schiffermütze ab, geht, den Kopf im Nacken, an den Eltern vorüber gerade an den Tisch. Morn! Legt die Bücher auf den Tisch. Afgeben! Macht kehrt, setzt sich die Mütze wieder auf und will hinaus. Morn!
De Bad soll hierblieben! Küßt ihn. Hew ok schönen Dank! Drückt ihn heftig an sich. Ach Du bist doch to seut!
– Ei! dat hier is 'n feines Book! ei! das Leben im Wasser von Jäger, dat is wat feins. Blättert, liest. Da künn 'ck nu glieks bie sitten blieben.
Ach, Hugo, bring denn Kaffee mal eben her; un Botter un Melk hew ick vergeeten. – Ach, erst schuw de Lütt mal weder nah de Slabstuw rinn. Liest.
Un wat is dat? Ah! Roßmäßler! Roßmäßler, das Wasser. Da freu ick mi to! Schüttelt ihren Mann am Arm. Willem, Du bist 'n goden Kerl! Sie ok veemal bedankt!
Daför will ick di hüt nacht ok nich int Bein kniepen, wenn weder to mi ... Sieht auf Hugo, der gerade wieder an den Tisch tritt; hält sich die Hand vor den Mund und liest lächelnd.
Na, na, do man nich so, nimm man. – Ick weit noch recht got, wie ick mi op mi erstes Knechtsgehalt freut hew. Nu heit dat doch nich mehr: Jung! Elben Mark in einer Woch, dat 's doch 'n schön Stück Geld. Schenkt sich Kaffee ein. Wi hebbt aber ok Glück hatt dees Woch. Wat hewt 'w denn mitbröcht? nichmal dusend Pund. Aber 't hett Geld geben an' Mark; achtunvierdig Penn' för grode Schulln, vör drei Wochen hett 't elben geben. Trinkt. Schellfisch ditmal achtein und twindig Penn. Ick weit, dat s' all drei geben hem, dat 's 'n Unnerscheid. Trinkt. Un wat meinst, wat 't für Kleiß geben hätt? wi harn nich veel, aber achtzig Penn! Schenkt sich wieder ein. Verdammi, hew ick 'n Dost. Trinkt. Achtzig Penn! – Bist denn hüt morgen all weder an Bord west? Wiewiet sind de beiden Timmerlüd?
Ne nu lat man Schneidet sich Brot. Aber to hüt abend kannst 't ja maken, da brut wie uns 'n stiewen Krog to, un denn fiert wi mal 'n vergneugten Abend.
Is ok nich nödig, wat? Wi beiden wöllt woll trecht kriegen. Du vertellst uns denn, wat neies in de Beuker steiht.
Gew her! Ick will 't för di sporn. Du weißt, se könnt di nächstes Jahr licht bi de Marine [29] nehmen; du hest dissen Sommer hier 'n Barg utlegt. Wenn denn dit Jahr fliedig sporst un hest to dien Soldatentiet jeden Sündag Dien Daler, dat is woll schön! To, gew her, Hugo.
Dat ligt hier open, ick verslut nichs! Aber nimst Du ein Penn davon, ohne dat ick't weit, denn is för dit Leben de Fründschaft ut twischen uns beiden!
Nich, Hugo, se ward orlich krittelig! Zieht sein Geld heraus und schüttet es auf den Tisch. Da! denn nimm mien ok man glieks!
Hugo kennt mi ja, ick will bloß sien best!Kommt an den Tisch und steckt das Geld alles lose in die Tasche. Dat 's mien, dat kann ick nahher [30] wegleggen. – Hest Du denn Mudder dit Monat all wat bröcht?
Verdammi! nee, dat hew ick ganz vergeeten! So wenig Tiet hew ick mi in Hambog laten. Ick bin man so von ein' to 'n annern stört, dat mien Gedanken dorop gornich kamen sind. Dat möt wi mit de Post schicken, hüt noch!
Denn schick von mi man ok tein Mark mit, is ja Geld genog in de Schuw. Ick hew ja denn ganzen Sommer nichs brukt.
Nee, dat süst ok man ruhig sien laten, se is da bie Lisbeth, arbeit noch immer wie freuher veel to veel! De kann ehr woll to eeten geben. Un dat beeten Tüch, dat s' brukt, kann s' sick för de twindig Mark woll köpen. Un wat brukt se wieder?
– 'n Kleinigkeit möst aber doch woll mitschicken, sünst is't bie Mudder nich drapen. Se sport 't ja man för mi op, seggt se.
– Na ja, fief Mark kannst ja mitschicken, süht beeder ut. Bie nächste Reis' hest dat villicht all mehr verdeint. Macht eine Handbewegung zu seiner Frau, die sagen soll: Ich werd es schon so einrichten.
Nu is got. Ich dacht all, du künnst nich mehr lachen. Gibt ihm Geld. Hier! bring aber nich sonn' Schund, 'n beeten wat Gots.
De will behandelt sien, wie 'n rohes Ei. Dat ick grad disse Bäuker so gern les, dat is ok man mehr för em, als for mi. Ick les leidenschaftlich gern, [32] noch immer, aber ick würd doch teinmal leiber Romanen lesen as dit. Wenn ick em hierut wat vertell, denn kann he Stünn' lang tohörn un denkt an kein Wirtschaft.
Ick hew em ja denn ganzen Dag man öber 't Meer wat erklärn möst. Nich mal Middag hew ick makt. He hett för uns 'n beeten Biefstekhack brad, während ick de Lütt stillt hew.
Ja, 't is gediegen. Hier kann he alles un deiht alles, un bie Mutter nichs, kein Stünn könnt de Beiden sick verdrägen.
Ick weit nich, he kann doran nich schuld sien. Dat halbe Johr, sietdem he nu bie uns is, hett he doch noch kein Fotschritt in 'e Wirtschaft sett. He vergett dat immer mehr. Ick hew gar kein Bang' mehr för em, man möt em bloß to nehmen weiten.
Junge, hest Du di swat makt, du sühst ja ut, wie sonn' Sotje Nimmt Lütt-Hein bei der Hand und will mit ihm links ab.
He kann doch sünst nich de Tit afteuben, wat? Gibt ihm ein Stück Kuchen. Sonn' Stück Kauken is Dien Leben, wat?
LÜTT-HEIN vergnügt kauend. – Hm – – ja –
De Damper sitt mal weder fast int Lock. He wull hier baben ant Stack anleggen, aber mien leibe Wried hett sick doch 'n Happen verrekend.
Un de Wind möt sick wat dreiht hem. Ja, denn is uns »Kurrier« groß da. Lacht. Denn holt he de grote »Harmonie« meist in. Na, hüt is de ok kein ganze Stün' ehr affohrt.
So, nu drinkt nochmal. Hugo, eet KaukenSchiebt ihm die Tüte hin, die sie zuvor aufgerissen hat. da! lat Di nich lang nödigen. Griep to! un wenn't 'n Daler kost! Setzt sich, trinkt und liest dabei.
Oder noch 'n beeten weniger Trinkt den Rest Kaffee aus. So! Steht auf. Ick will man all anfangen intosürn, dat wie to hüt abend ornlich Ossenoogen hebt Geht an den Schrank.
So, hier Nimmt eine Tüte hervor. Wat is denn da in, dat feult sick ja so komisch an Öffnet sie. So, Plumm' Steckt eine in den Mund, stellt die Tüte wieder zurück.
Hest denn noch nich? Dat möt doch noch Mehl ... Ist aufgestanden, nach links herum, daß[35] sie das Gesicht dem Fenster zukehrt, sieht dabei die alte Frau Mews und Lisbeth über den Deich kommen; erschrickt heftig, greift mit der Linken nach der Stuhllehne, mit der Rechten an die Brust. Da is Mudder!
Guten Tag, meine Herren! Ei! sogar Kauken! da will ick mi gliek öber her maken Nimmt einen und ißt, setzt sich.
Da, hahaha! Sowas dürft ihr nicht sagenNachahmend. öber mi erschrocken? Schüttelt sich. O Gott! o Gott! o Gott! o Gott!
Na, Mudder, wat is denn da bie? Se kunn 't nich faten, dat Du op einmal hier wärst. Na, un da hett se sick erschrocken! Wat is denn ok dorbie?! Nu sett Di doch man.
Dat is ja 'n schönen Empfang! Wat süll denn dat to bedüden hem, über mi erschrocken! Ick hew Di doch nichs dahn.
Mudder denkt sich bei allem was BösesSchiebt sie nach dem Sofa. Aber nu setz Dich doch endlich mal hin. Über Dich hat Elsbe sich nicht erschrocken, über mich! Ich bin das Schreckgespenst! – Nimm mal den Hut ab Reißt ihr die Bänder wieder auf. So, dann setz Dich auf 's Sofa und mach 'n recht freundliches Gesicht, Du kannst ja so schön lächeln.
Dag! Gehlgoos, du sprickst jawoll bald bloß noch gehl. Wie geiht 't denn Dien Mann; kickt he noch immer so?
Eigentlich soll ich Dir sagen, Du sollst bald mal hinkommen, er will mal wieder mit Dir durchgehen. Aber nu, daß Mudder hier bleibt, komm man nich, denn ich bleib doch nich allein zu Haus.
Wenn Di 't nich angenehm is, kann ick ok weder gahn. – Na un Du Lütt-Hinnik! Lacht mit dem Kleinen, der immer drauf los kaut. Di geiht dat woll gornichs an, wenn Dien Großmutter hier bie Di [39] kummt, wenn Du man Kauken hest. Nu gew mi erst mal schön de Hand, segg goden Dag!
LÜTT-HEIN schlägt in ihre Hand. Goden Dag!
Aber Junge, wat hest Du för swatte Hann'! Man mag Di ja gornich anfaten Nimmt ihm den Kuchen aus der Hand. Un öber 't ganze Gesicht Lacht. Du sühst ja ut wie sonn' Neger Hebt ihn vom Stuhl und schiebt ihn Elsbe zu. Erst lat Di mal von Dien Mudder ornlich afwaschen, denn kannst wieder eeten.
Elsbe wull 'n ja glieks waschen, aber ick hew seggt, se süllt 't nahlaten, de Jung künn 't ja nich mehr afteuben.
Daför möt de Fru sorgen, da kann de Mann seggen, wat he will. Hew ick juch woll einmal so an' Disch gahn laten?
Ich will nichts geschenkt haben, ich kann 's ja bezahlen Schlägt sich selbst auf den Mund. Schwapp! Schweigen! Steht auf und hält ihrer Mutter die Tüte Kuchen vor. darf ich dir ein Stück anbieten? Kostet nichts!
Süh, so sind de Kinner! Dem Weinen nahe. Wenn s' de Öllern nich mehr bruken, willn s' se am leiwsten an 'e Sied schanzen.
So? Grad Du bist de Schuldige! mit Dien' Mann künn ick jahrlang tosam husen, ohn dat ein böses Wurt fallt.
Na, na! – Aber hört erst mal zu, wie das gekommen ist. Mudder könnte durch ihr brockenweises Erzählen eine falsche Vorstellung aufkommen lassen.
Warum löpst Du denn da soveel rum un setzt Di nich weder bie mi hen? Hew ick Di wat dahn? oder hest Du mi wat öbel nahmen?
Hahaha! der sitzt! – Also, als der Streit heute morgen wieder losging, da hat er Mudder in Ruhe gesagt, er fände es nicht nett, daß sie jedes Wort mit einer Stichelei beantworte. Da aber Mudder: ›Ick bin Di woll toveel in' Hus! Kannst man grad rutseggen! Du wißt mi bloß lossien.‹ Na, nicht einmal bis heut nachmittag wollt sie warten: ›Ick bettel nich um min Stück Brot! ick kann noch arbeiten! ick will ok noch arbeiten!‹
Swieg doch still mit Dien olle dumme Lögengeschichten. Mein Mann hinn'n! un mein Mann vör! Ick bin ja nich mehr dabie. – Gott sie Dank! warst Du seggen.
[44]Von mi hest Du dat gewiß nich! Ick segg kein' Minschen wat to Leed. Noch jederein hett sick mit mi verdragen künnt.
Ach Du versteihst dat doch nich soMacht sich die Ärmel hoch. Gew mi doch man 'n Schort her und stah nich un kiek.
Lütt-Hein! dat Du Di aber nich unnersteihst un geihst hüt abend mit de annern Jungs to 'n Martensingen! Dat Betteln in 'e Hüs' will ick nich hem! Hest 't hürt?
Ja! Du wist woll wat doran rutfind'n. Lat de Kinner sick doch ok mal amüsieren, wenn 't jem Spaß makt. Dat is doch man Kinnerkram.
Du möst em dat nich immer glieks so marken laten. He drinkt nich mehr. He is in halbes Jahr nich in Gasthus west.
All denn olln unnützen Kram. Elsbe het ok beeteres to dohn. De Koppkissen von de Lütt sind slecht dör oll dat Spucken. Bettdäuker möten umneiht warden. Ick hew von morgen all soveel ut de Ecken rut söcht, da warden wi in' halw Jahr nich mit ferdig. De Neihmaschin wär ja all ganz inrust, de is woll in' Jahr nich brukt. Hest Du garnich bemarkt? Kannst Du Di dorbie woll feuln? di hew ick doch nich so opertrocken.
Ja, ick hew mi wollfeult – bit jetzt Raucht an. un hoffentlich bliwt 't so. Op 'n Handfull mehr Ornung kummt 't ja nich an – wenn Minschen man sünst verdräglich sind.
Ach ja – – Geht zu Elsabe, die hastig die Tassen abgewaschen hat und bei den Worten der Mudder sie wiederholt zornig angesehn, ohne ein Wort zu sagen. Na, wat seggst Du denn? Raucht. Hm?
So is dat junge Volk hütesdags, immer glieks beleidigt. Gott, wo süht dat Wachsdauk ut, dat möt mal ornlich afseipt warden. Ja, ick möt hier mal bie, von Grund ob. Holt den Besen und fegt aus.
Na, na, so hew ick dat nich meint – Saugt mächtig an seiner Pfeife, wendet sich. Na, denn nützt dat nichs. Mudder, Du süst dat doch man leiber nahlaten. Kannst ja öber'n Diek spaziern gahn. Deiht Di god.
Nu, wenn ick ok mal sonn' Wurt rutsla, so genau möst dat nich op de Wagschal leggen. Ick hew mi da gewiß nichs bie dacht Wundert sich.
Na, dat harst nich grad seggen brukt. Zu Elsabe. Aber so slimm kann 'ck dat ok nich finn'.Wendet sich zum gehen. Na, ja – för mi ward 't Tiet; de Oogen ward ji juch jawoll nich utkratzen.
– – Dat ward ja all düster; hett he ok ... Willem! Läuft zur Tür hinaus und läuft ihm nach. Willem! Willem!
[53]Rop em nich trüch, Deern! Rückt das Sofa wieder heran. Hm! dat hett ok wat op sick. Wie de Kinner kalben de sick noch rum.
Ah, Heuhnergloben! Un he is ja nich trüch kamen, ick bin em ja nahlopen. So Mudder, nu gew mi man denn Bessen. Du sett Di man wedder an de Maschin.
Da hier! Gibt ihr den Besen. Dien Neihn is ok nichs! Du kannst ja nich mal 'n grade Naht neihn! Dat hett Hugo all künnt, da ging he noch in 'n School.
Dat is slimm Geht an die Nähmaschine; setzt sich eine Brille auf. Mi will man de Hugo nich ut 'n Kopp, gläuwst Du nich, dat he noch heimlich drinkt?
– Ach, ja! – Ick hew all wat dörchmakt mit denn Jung. Mit achtein Jahr sät he mitten mang de ollen Süpers un drünk hart! Wenn Gott mi blos davör bewahren wull – ick weit, wat ick mit mien Mann uttostahn har. – Un sonn' jungen Bengel all, Nacht vor Nacht güng he dörch, un morgens künn he kum op all viern de Treppen hochklaspern. – Nee, nee, nee, wat hew ick ok all dörchmakt.
Dat wär he sien ganze Schooljahre hendörch ... Nimmt plötzlich die Brille ab und steht auf. Nee, ohne Licht will 't doch nich mehr gahn.
Ick steek Di de Lamp an, teuw. Sie schüttet den Schmutz in den Kohleneimer, hängt Schaufel und Besen hinterm Schrank auf.
Dat kann ick ja ok.Nimmt die Kuppel ab, will sie neben die Lampe setzen, verfehlts aber und läßt sie zu Boden fallen. Ah! dat is argerlich! de schöne Kuppel! dat argert mi!
Man sößdig Penn', seggst Du, un dat so gliekgüldig! Wo manch einer möt för sößdig Penn' Middag kaken för de ganze Familie! Du weißt öberhaupt noch nich, wat Geld von Wert hett. So is dat ok mit denn düren Kinnerwagen, dat har nich nödig dahn! In' Waschkorw sind mien Kinner grot worden, un wat för rojalsche Kerls! Se hebbt wat in' Liew un wat in' Kopp! Kein Minsch kann mien Kinner wat nahseggen!
Denn Lütten möst Du ok veel strenger nehmen. De Jung ward all to drauk Setzt sich wieder die Brille auf. Ohne n' Kuppel blendt't dat doch 'n beeten – na lat man Setzt sich und nimmt das Zeug vor. Künn denn de Jung nu nich kamen? Wenn't düster ward, hürt Kinner nich mehr op Strat. Schurrt mit dem Fuß. Wat liggt denn da?Hebt es auf. Noch Stück von' Kuppel, so schön hest Du utfegt. Dat geiht alles so Larifari bie Di, as wenn 't nichs is. Steht auf und wirft es in den Kohleneimer.
All weder bie de verdreihten Bäuker? Ick hew mi in mien ganzes Leben nich ein Minut Tiet laten to 'n lesen. Dat 's wat för Klatschwieber, de nich weeten, wo s' mit ehr Tiet hen söln. Wi hebbt doch wahrraftigen Gott soveel to dohn! Nimm mal 'n Strücktüch vör un strick Dien Mann 'n por deftige Winterstrümp, de em bet nah de Lend' rop gat. De Winter steiht vör Dör, un he hett kein por heile Strümp antotrecken. Setzt sich wieder, arbeitet.
Dat hest recht, da baben hew ick noch nich toseihn. Da möt ick doch gliek mal bie, villicht ligt da noch mehr.Will links ab.
Dat is ok wahr. Aber dat sall morgen fröh dat erste sien! Help mi daran denken! Arbeitet. Du kannst doch da ok nichs mehr seihn ohne Lamp, denn smiet doch dat oll Bok in 'n Eck! Is ja gräßlich, sowat antoseihn. [57] Du speelst doch man rum, do wat! Un stehl nich so 'n leiben Gott de Tiet af. – Seih doch mal to, ob sick de Lütt nich all weder natt makt hett. Erst leg se so wie sonn' Kaldutsch. Ick weit nich, wie Du ... Horcht.
Hörst Du: da sind s' all! un ick will mien Kopp missen, wenn de Lütt-Hein nich dorbie is. De Jung hört op nichs, wat em verbaden ward. Herrgott! wie wärn min Jungs daför, de sprüng' dreimal to, ehr Du ein Wurt seggt harst. Jeder har se leiw, dat lewt un lacht all!
De Lütt- Hein is ok nich unardiger as alle Kinner. – Du hest mi doch ok all vertellt, dat Willem as sonn' lütten Jung kum denn Mund apen dohn deh, un jeden Dag har he sien Tuch terreten. Das Singen verstummt.
Ick will Di nich faten, ick segg bloß, wat Du seggst hest. Du letst nichs op Dien Kinner kamen, un ick ok nich! De eigen sind immer de besten!
[58]Ja, Du hest recht, ehr Fehler hewt se all hat. – Horcht. Hörst Du nu? alles still; nu sind se in' Hus ringahn un betteln! Dat verdammte Betteln, dat kann ick op 'n Dod nich utstahn! Ick har doch nich leeden, dat ein von mien Kinner von Hus to Hus geiht un bettelt!! Leiber har ick s' int Wader smeeten un mi nah! Teinmal leiber dad as betteln!!
Da sind s' all weder. Wirft die Brille hin und springt auf. Mi kribbelt dat so, dat ick nich wieder arbeiten kann. Hest Du denn kein Raut?
Gewiß is he dabie; dat seggt mi mien Inneres. Un Du sast sein, ick hew recht. Sien Vater hett em dat verbaden, un da möt sonn Jung hörn, op 't Wurt! Du süst bloß mal seihn hem, wat mien Jungs för Schock harn vor 'n Olln; bloß mit de Oogen brukt he to plinken, denn schöten se all tosam. Un dat is immer, wat ick seggen do: för sien Vader möt de Jung Schock hem! Vör 'n Vader möt he in 'e Ecken krupen! Sünst ward kein Kerl ut em!
[59]Wenn he da mang is, sall he sien Dracht kriegen, kannst Di to verlaten! Legt den Stock auf den Tisch. Se sind jetzt bie Nachbar Wried, da möten se gliek weder rut kamen. Aber ick glöwt noch nich.
He will Di 't woll wiesen, Dien Söhn. He kriegt langs nich genog mit 'n Schacht. Wie kann de Jung op Betteln gahn, wenn sien Vader em dat verbaden hett!
Daß hier bei den Franzosen nicht gefiel die wilde Tour,
Das kam daher, weil Werder kannte keine Partitur,
Das Stück, das Stück, sowie es Moltke sich zuvor
Zuvor, zuvor, zuvor hat ausgedacht,
Das hatte Gen'ral Werder nicht in Noten mitgebracht,
Das hatte Gen'ral Werder nicht in Noten mitgebracht.
Der Werder war ein Musikant
Wie größer keiner wird genannt.
LÜTT-HEIN lacht und macht dabei allerhand Grimassen, geht bis zum Tisch vor und schlägt mit aller Gewalt die Blase zum Takt auf den Tisch.
LÜTT-HEIN steckt eine Pflaume in den Mund und singt mit vollem Munde weiter, mit der Blase auf alle Gegenstände schlagend, sogar seiner Mutter gegen den Arm und den Rücken, auch die Großmutter kriegt etwas ab.
Ick lied 't nich!! Drückt Hein mit dem linken Arm an sich und reißt Mudder mit der rechten den Stock weg; ihn unters [62] Sofa schleudernd. Du hest em garnichs to slagen!! Öber mien Kinner gebeid ick noch!! Bloß ick!!
– So! – – So! Du hölst Dien Jung an to 'n betteln!! – So! – Dat will 'ck mien Söhn seggen!!Geht wütend an die Nähmaschine.
Segg wat Du wullt! Do wat Du wullt! Stell dat ganze Hus op 'n Kopp! Aber segg nichs öber mien Kinner!! – Op mien Kinner lat ick nichs kamen! un wenn 't mien Dod is!
LÜTT-HEIN kommt hereingestürzt; ein größerer Junge folgt ihm. Mudder! Mudder! Papa is opkamen!
Denn willn wi man gliek 'n ornlich Abendbrot torecht maken.Geht an den Herd, rührt im Feuer herum. – Dat is ok weder wegsmeeten Geld – twindig Penn! Wenn he denn Groschen kriegt, de Satz is, denn hett he rieklich genog.
Hm Geht an den Herd, rührt im Feuer; wirft dann plötzlich den eisernen Feuerhaken polternd auf den Boden und geht an die Nähmaschine; nimmt die Brille, setzt sich. – Denn kann ick ja man weder an mien Arbeit gohn. – – Ick dacht recht, wi wulln Willem nichs davon marken laten. – 'n Mann hett so Unangenehmes genog.
Un wenn ick mal sonn' Wurt rutstöten do, Du brukst dat nich glieks to wägen – Dat 's all man, um Unfreed int Hus to bringen. – Näht eine Weile auf der Maschine. – Du bist noch jung, Du must noch manches dahlslucken in Dien Leben. – Mit Absicht do ick kein' Minschen weih. – Näht, dem Weinen nahe. – Ick bin old – wat hew ick all alls dörchmaken möst – von acht Kinner sind fief in 'n Erd' – Wischt sich flink Tränen von den Wangen, immer dabei arbeitend; näht wieder eine Weile. – [68] Mien Mann hett sick dodsapen! – Wo sall ick olle Fru denn hen? – nirgends wölt se mi opnehmen Näht, sich hin und wieder die Tränen abwischend.
Mien por Groschen, de Willem op sien Ewer hett, reiken nich, um mi in' Stift to köpen – wo sall ick denn hen? Näht. – Ick will mi nich ut Gnad un Barmherzigkeit ernährn laten, wo ick bin, da will ick mi mien beeten Brot dörch Arbeit rieklich verdein'. Ick will kein' to Last falln! – Un denn ward 't ein' noch öbel nahmen, wenn man 'n Stück anfat. Näht, weint.
Ja, kumm man. Nimmt ihr die Brille ab und zieht ihr das Zeug aus den Händen. Du kannst ja all so wie so nich mehr sein, verdarfst Di Dien Oogen bloß immer mehr. Zieht sie vom Stuhl auf und bringt sie vorn an den Tisch. Kumm man. Un wat vorfalln is, willn wi vergeeten. Drückt sie auf den Stuhl nieder, gibt ihr das Messer in die Hand und setzt ihr den Korb in den Schoß. Da, nu schäll. Ick will unnerdes de Lamp ansticken Geht und stellt die Lampe auf den Tisch.
[69]– – – Dat soll doch sonn' Sneisturm west sien – op See – hett Wried doch gestern vertellt – – da hem mien beiden Jungs ornlich wat uttostahn hatt – Man got, dat se gliek weder an' Laden kamt – – Immer freier. sünst, gestern, as ick dat hörn deh – da war mi meist bang.
Sonn' Fischer de het manchmal mit Wind und Wetter to kämpfen, wo sick de Lüd, wenn se de Fisch so gemütlich vertehrn doht, nichs von ahnen lat.
Ick mein ok man – ob 't da nich ganz got wär, wenn wi de Beiden erst 'n ornlichen stiewen Grog maken dehn?
Denn dauht se doch erst mal op. – Ick gläuw öberhaupt, dat Wetter treckt von See hier nah uns röber, mi sind de Bein nämlich so swer.
Ja, noch öbern n' halben Buttel vull. Denn hew ick Hugo nülich af ... Donnerwetter, wo is he denn nu? Sucht in den Schubladen.
Wat? Nichs hett de Jung! Ick mein' denn Proppentrecker, denn ick em nülich afbettelt hew. Wo is he denn nu bloß?
Wenn ick dat noch weder erfahrn sull, dat de Jung ok dat Drinken anfangt – dat wär mien Dod! – leiber doch dod op 'e Stell.
He süht sick woll vor! Dat ganze Geld, wat he verdeint, spor ick for em op. He is noch lang nich de Slechst!
Weißt Du, wo ick Angst vor hew? Willem künn dat Drinken anfangen. So wie Du immer vertellst, hett he doch 'n Barg von sien Vader.
Dat het he ok. Aber meinst Du? mi wär 't ok all immer so ahnig – Ach nee, wenn uns' Herrgott dat bloß nich geben wull!
Ach so. Ja. – Dat is Di woll ok gestern erst nich recht weest, dat ick de so ut eigen Hand backen deh? Sieht sie an.
[71]Dat wär ja gestern, un dat geiht uns hüt nichs mehr an. Wenn se jem man smecken warden.Holt sie ebenfalls aus dem Schrank und stellt sie auf den Tisch.
Nu, smecken warden se jem woll. Backen is mi noch jedesmal gelungen. Dat wär immer 'n Fest för de Jungs, wenn ick mal Ossenoogen backen deh – da hört bloß immer soveel Fett to. – Du stellst all alls op 'n Disch, so bald warden se doch woll garnich kamen.
So, dat wär makt. Steht auf, geht an den Herd, wäscht die geschälten Kartoffeln und tut sie in einen Kochtopf. Goden Abend! Wie wär 't denn?
De kümmt ok gliek Wirft die Mütze ab und setzt sich auf's Sofa. Wat is denn dit hier?Nimmt einen Pfannkuchen und ißt. Fein! hest Du woll backen, Mudder?
Ja – dat will ick Di seggen – ich hew mi nichmal Tiet laten, denn Ewer ornlich fasttoleggen – he bliwt de Nacht erst hier int Lock liggen, un morgen, in alle Herrgottsfreuh – lat wi us denn nah Alt'na rop sleepen.
– Wi hewt Glück hat – wi hewt Di 'n lütt Patschon Steinbutt an Burd – grode Dinger – verdammi! Dat is wat! – Un de staht di hoch – öber annerthalw Mark dat Pund.
Wat? Wat seggst Du? Grog? 'n richtigen stiewen Grog? – Verdammi! wenn 'ck mien Kopp noch beholln sall, denn is 't aber bald genog.
Kinners! nu ward 't mi aber bald 'n bitten mutsch. De ganze Fohrt hew 'ck hier nah Hus her dacht. Ick har darop wett't: hier is wat nich in Ornung! – twischen juch –
As ick donn in Freidag nacht de Netten mit Steinbutt hiewt, da har ick se am leiwsten weder rinsmeeten.
'n Abend! Hängt seine Mütze auf, bleibt dann eine Weile stehn, während Lütt-Hein zu seinem Vater auf's Sofa klettert. Hugo sieht verwundert von Mudder auf Elsabe und fragend auf Willem.
Un deshalb kumm ick so snell hierherstört! deshab leggt ick den Ewer hier int Lock fast, wat doch sünst bloß an' Mark mal vorkümmt. Un nu seih ick – Hugo, kiek Di de Beiden mal an! Gibt dem Kleinen Kuchen. Da Lütt.
Klapper nich so op de Holtentüffel. Hier, da treck mien an, gew mi Dien her; ick bliew denn abend doch hier sitten. – Elsbe, stell de Kantüffel man an 'n Sied, de künnt wi morgen bruken, de Jungs freet sick ja doch dick in Ossenoogen.
[75]Süh, dat 's ja nett! Nimmt und ißt. Un Grog ok, Dunnerwetter! da kann man sick sogar bie hensetten Setzt sich.
Willem! Is Di de Damp in 'e Nees trocken, dat all dußlich warst? Holt den Zucker. Ji schient mi all beide von denn Grogdamp all 'n beeten mitnahm. – Da is Zucker. Nimm ok, Mudder, da!
Süh, dat is recht! Steht auf, klopft ihr auf die Schulter. so is recht, mien gode Mudder! Lat, möst Du seggen, lat! Nich? Se lat sick ja all – Setzt sich wieder, trinkt. Prost!
Prost seggt man vorher, wenn Du dat noch nich weißt. – Hä! Un denn drinkt man doch nich dat ganze Glas vull op einmal ut. Dat dohn de Söffels!
Un de Fischer! De Fischer sind all Söffels, Mudder! Schlägt das leere Glas auf den Tisch. Noch sonn' Lütten! – De möt doch to supen anfangen, beonners, wenn s' sonn' schöne Mudder hebt!
[76]Da mößt Di hüt nich veel an kehrn, Mudder. Wenn em mal 'n beeten wat in 'e Kron treckt, fangt he gliek an to sticheln – ick weit nich, wovon he dat hett – Hugo dagegen ward immer mehr utlaten.
Paß Du man op, dat Di nichs in e' Kron treckt, för mi will ick woll oppassen. – Mien Lütt- Hein, Du wullt ok mal drinken. Ja, hier, Dien Mudder lett Di ok ganz verdosten.
Ach, Mudder, da hilft kein Schmieren mehr. Ju, ja, schmieren mehr ... Nee, mi ward doch de Kehl dabie wehdaun; nu kummst Du.
[78]Nu hör man op! – Hugo hett ok sonn grotes Appelhüschen, da fallt mi eben sonn Dings in'. Weit ji, woher de Mannslüd dat hem?
Dat Eva all Appel stahln hett, weit ji. Dat wär grad an ein Harwstmorgen. Un weil nu Adam sick so frein de, dat sien Eva to'n ersten Mal in anner Umständ wär ...
Na, ja doch, mi is dat so vertellt. – Na, da fegt denn Adam de Wahnung ut. Se har bie 't Spaziergahn nu grad sonn Verlangn hatt – dat is ja hütesdags noch so bie de Fraun – un ok gliek in ein Appel rinn beeten. Un he smeckt ehr. Da fregt Adam, wat se denn da kaun deh. Se lacht sick ein' un gelv em denn Rest. Adam nähm dat Huschen denn ok un beet ganz nürig rinn. Da freit sick Eva nu ganz bannig, dat Adam all sowiet mit de Wahnung ferdig wär, un se strakt em mit denn nein Rießbessen öber dat blote Fell. Lacht. Da möst he denn lut utlachen Lacht.
Dat wär he woll ... Na, un bie dit Lachen blew em denn dat Hüschen in Hals steeken. Lachen. Un darum hebt 't hüt noch alle Mannslüd.Lachen.
Dat hest woll noch garnich wußt, dat Mudder ok sowatt vertelln kann?! O! sust man[80] mal hörn, wenn s' erst richdig in ehr Fett is. De wär as Kind de slimmste int ganze Dörp.
Verdammi! denn lat doch passiern wat will! Immer mit Dien verfluchte Ohnungen, da ward ein' ja rein öbel un slimm! Man kann nich lut lachen: Darob passiert wat! Verdammi, denn lat doch kamen, wi sind ja hier!
So hett Mudder dat doch ok nich meint. Du kannst man nichs verdreegen, da ligt dat an. Gliek stigt Di dat to Kopp, un denn is mit Di garkein Ümkam' mehr.
Dat heit: mit sonn' Mul geihst to'n Angeln? un denn segst to Dien Mudder bist hübsch? Geht zur [81] Mudder, streicht über ihr Gesicht, bis sie lachen muß. Oh mien seute Mudder! Du bist sonn' lütten gediegen Kluten! – Sing, Elsbe! – To, lach mal! lach mal! un wies' denn olln unardigen Bengel de Tähn! – Sing, Elsbe! – Ach so, Du hest ja man mehr de ein oll Stüft vörn, aber bieten kannst da noch hart mit! – Nu lacht s'! Kiek! Kiek! wat mien Mudder von seutes Gesicht hett! – Gau, sing Elsbe!
Kiek! wie de Lütt-Hein mitlacht Kumm her!Holt ihn vom Sofa. Wi beiden wöllt noch ein maken, mößt aber schön Schritt holln! Er holt sich einen Topf und schlägt mit der Faust darauf. Beide marschieren im Kreis herum und singen.
Der Gen'ral Werder hat einmal zum Tanze aufgespielt.
Das war zur Zeit als seinen Strauß er in dem Elsaß hielt,
Da strich, da strich, da strich den großen Brummbaß er
So grob, so grob, so grob wie 'n keiner streicht ...
Nun kiek denn Lütten an! Als beide dicht bei ihr vorüber kommen, dem Lütt-Hein lachend drohend. Du! eigentlich harst Du noch wat op Fell verdeint, dat Du doch mitgahn bist.
Na nu ward lustig! Schlägt dabei auf den Topf. lustig! lustig! Hahaha! Mi bringst doch nich ut de Ruh, un wenn noch mal so lut brüllst! Haha!
Narrsches Wief! – Hm! Geht langsam an den Tisch zurück. – 'n Wirtschaft in' Hus jetzt!Nimmt ein Glas und wirft es wütend auf den Boden. Verdammi!
Gewiß hest Du de Schuld! Du harst dat doch nich to seggen brukt. Du weißt doch ganz god, wie he is, wenn he 'n por Glas Grog drunken hett. Dat wär to 'n anner Tiet ok noch freuh genog weest.
Ick hew em doch nichs seggt, Deern! Mi is dat man so rutrutscht. Möt man sick hier denn so in acht nehmen?
Di rutscht man immer alles so rut – un alles möt man sick [85] gefalln laten. – Einmal möt man hier in Schied verkamen, annermal gew ick toveel Geld ut, un denn verstah ick weder nichs! Redet immer lauter und erregter; mit Tränen kämpfend. Jede Stünn weißt Du wat anners! Sied de söß Johr is ok nich ein uneffen Wurt twischen uns beiden folln – as hüt! – Lat 'n Mann gern mal ein' drinken, lat 'n utlaten sien – aber man möt denn weiten, wat man to em seggt. Aber man nich immer so in stilln reizen un sticheln.
Ja! gewiß hest Du em reizt!! Verdeint het he wat! Verdeint het he wat! In uns' ganzen Ehejorn hett he noch nich ein Slag von Willem kreegen, de is mi veel to grow, um Kinner to slagen! De Jung is kein Happen anners as anner Jungs ok, aber man brukt denn Mann nich alles horklein to vertelln, wenn he inkümt, Kinnersorgen hört de Fru!
Swieg davon still! Ick will von Di garnich bedurt sien! Aber verdammi! Ji möt doch Freeden holln könn'!
Hm! kein Fru för Di! Warum bin ick em denn in söß Johr genog weest?! Nich einmal hett 't Striet geben! Geht an den Tisch. Willem! segg Du! hest Du einmal to klagen hatt? hest Du einmal nich Dien Recht kreegen?!
Gewiß! Mudder seggt 't!! Ick bin kein Fru för Di! Un 't is Dien Pflicht as Ehmann, dat Du sowat nich op mi sitten letst!
So lang ick hier in' Hus bin, hewt s' wie de Kinner tosam lewt! Kein ludes Wurt is folln! Mudder hett denn Striet int Hus bröcht, grad as ick dat in vörut seggt hew!
Ick hew 't ja all lang markt, aber ick kunn 't nich glöben, dat Hugo so sien eigen Mudder op de Strat setten möcht!
Hugo hett hier nichs ruttosmieten un smitt kein' op Strat! Hör nu endlich op mit Dien Larm un sett Di dahl! Dat kummt ein' ja lang ut 'n Hals rut.
Denn sall ick mi hier woll weder anbetteln? Fragen, ob Dien Fru mi hier ok noch [87] länger lieden will? Nee! dor hest kein Glück mit! Ick kann mi noch selbst ernährn; ick kann noch arbeiten, un ick will ok arbeiten! Wenn ick bie anner Lüd gah, kann ick sogar noch Geld verdein!
Denn gah doch hen nah anner Lüd, wat quarkst hier denn rum?! Dor hest man kein', de argern kannst; anner Lüd lat sick dat nich so gefalln!
Nu do mi denn einzigen Gefalln, Hugo, un schwieg still! Mudder bliwt hier! Wat sölt sünst de Lüd dorvon denken. Wi müßten uns ja schämen. Kum acht Dag hier un all weder weg.
Nee, Jung! Ick bliew nich hier! Meinst Du, ick sall mi hier tribuliern un uthunzen laten? Dat hew ick nich so grod nödig! Wenn ick mal nichs mehr kann, denn könnt je mi petten! – Aber uns' Herrgott ward 't jawohl nich sowiet kamen laten.
Tribuliern un uthunzen laten? Wer hett Di denn hier uthunzt un tribuliert? Dat much ick weiten! Elsbe hett Di ut sick kein Wurt to nah seggt! Da kenn ick se to genau! Un Du hest ehr manchmal schöne Wür an' Kopp smeeten, dat wist doch nich afstrieden?
So! – Du ok noch? – Na, ja, Du mößt se in Schutz nehmen, dat is Dien Fru – dat schickt sick nich anners. Denn will ick man glieks gahn, damit [88] ick Dien gebild'te Fru man ja nich unner de Burt stöt. Da möt man sick ja ornlich in acht neh men Geht nach links. un dorbie hett s' von Husstand führn öberhaupt kein Ahnung.
Ah! ick will woll 'n Platz achtern Diek findn. Du sühst ja, wie gern Dien Fru mi hier süht, se holt mi mit kein Wurt, se freut sick innerlich! Nach links ab. Ick will man Stebel antrecken un mien Hot opsetten, un mien por Lumpen lat ick denn morgen afhaln Ab.
Ick hew kein Recht, ehr dat Hus to verbeiden, un hew't ok nich dahn. Mienwegen kann se blieben. Aber ick ehr trüch holln? Nee! dorto hett se mi to weih dahn!
Dat is 'n olle Fru, se seggt mal 'n Wlut, denn hört man da eben nich nah hen. – De Mudder so ut 'n Hus gahn laten, dat 's mi dat Schrecklichste, wat 't geben kann! Dat geiht mi an 'e Niern! – Segg dat s' blieben sall ... sünst hest Du 't nich god bie mi!
Einerlei, ick segg ehr 't nich! [89] Se hett mit to un to weih dahn. Segg Du ehr 't doch, Du bist doch ehr Söhn.
Mit 'n Damper kannst ja nich mehr, un mi wär 't ok verdammi nich recht, wenn Du weder noh Hambog bie Lisbeth trecken deihst.
Nee! sast nich! Du wahnst mit de oll Prigges tosam. Un dit Hus steiht di to jeder Tiet apen. Du kannst kamen, wann Du wullt! – dat erlauw ick Di! –
– Na ja – mi is alls recht, wat ji mit mi maken dohn. Mi möt 't ja man recht sien – Geht zur Tür. Na, atüs!
– Wär dat 'n Abend – – wenn mi dat ein seggt harLäßt sich auf einen Stuhl fallen, legt den Kopf auf den Tisch. – dat 't ok so kamen mößt – – Weint.
Kommt endlich an die linke Schrankschublade, zieht sie ganz leise auf, wobei er wie ein Dieb auf Elsabe sieht. Will ganz leise nach hinten langen, rührt dabei aber doch an die Messer und Gabel.
Nee, nee, ick will ok nich mehr jammern! Kein Lut sast Du von mi hörn! Faßt ihn bei der Hand. Wi verstaht uns ja doch, Hugo! [91] Wenn w' ok nie ... nie ... Trocknet hastig ihr Gesicht. – Kumm, sett Di op 't Sofa, ick les Di wat vör.
Dacht' ich mirs doch!Zieht sich die Handschuh aus, wirft sie auf den Tisch. Ich hab auch die erste Zeit geweint – vor Wut! – Aber es ist schließlich doch die eigene Mutter. – Na du Bengel? Guten Tag! gib die Vorderpfote!
Tag, mein Engel! Du Zuckersnut! Holt ein Stück Schokolade aus der Tasche. Da! Diesmal hab ich 's nicht vergessen. Magst Du denn überhaupt Schokolade?
Und ich bitte schön! Du bist ja 'n klein gediegener Bengel! Dreht sich zu Elsabe. Du, ich war schon bei Mudder. Ich wollt sie wieder mitnehmen; meinst, daß sie mitwill? ›Nee, ick will mi hier erst 'n beeten utruhn!‹ Ja, sag ich, das kannst Du bei uns auch. Wenn Du Dich man ruhig hinsetzen willst! Du brauchst ja nicht den kleinen Finger ins Wasser zu stippen; dann gehts los: ›Denn sall ick ... Gnadenbrot‹ ... na, weißt ja Bescheid.
[96]Kinners, ist das bloß 'n Wetter draußen – gräßlich! Elsbe, das hättest Du sehen müssen, wie der olle Radkasten hin und her taumelte, wie besoffen. Denn dräht sich das eine Rad in der Luft, denn das andere; und der lütte Schornstein stöhnte und qualmte – gräßlich! Da konnt man richtig sonn' Vorgeschmack kriegen von Seekrankheit. – Ja – was ich sagen wollte – Willem war auch erst bei Mudder, hatte sich's recht gemütlich gemacht – seit wann geht er denn in die Wirtschaft? Er sitzt jetzt in der Harmonie und trinkt.
Na, die ist weg, das läßt sich schnell kurieren. Donnerwetter! ich muß machen. Ich wollt bloß mal vorsehn. Die Mudder hatte mir 'ne Karte geschrieben, und da bin ich eben mal runter gekomm'n. Ha, ich möchte doch wissen, wie lange sie es da wieder aushält; dann kommt sie wieder zu mir. Wir beiden können uns immer noch am besten vertragen; das geht nach dem einen Ohr rein und nach dem andern wieder raus. – Nimmt ihre Handschuhe. Atüs, mein lütten Hein! Ich will nun doch los. Wir haben nämlich Kaffeeklatsch mit Klimbim, das eine olle Eckschrank spielt Zitter – gräßlich! Du wartest wohl mit Mittagessen?
[97]Ich hab heut überhaupt kein Mittag gemacht. Mein Mann schlägt sich selbst 'n paar Eier in die Pfanne, wenn er nach Hause kommt. Geht ganz gut. Aber sowas sollten wir man bloß mal versuchen, wenn die Mudder bei uns ist. Da kommt Hugo ja schon.
Tag' Grobian! Hör mal, Du siehst reizend aus! einfach süß. Hahaha! Hat denn der Dampfer schon getutet?
Hest noch Tiet. De Damper liggt hier ganz baben an' Stack. Dat Wader steiht bit an' Diek rann. De oll Westwind driwt dat Wader immer nah de Elw rinn. Op See sall 't ja gräßlich hergahn. De von Appen is all futsch. War all vörgestern fällig un nirgends inlopen; wär sonn' feinen Kutter. Dor geiht noch mehr fleiten.
Das muß aber auch gräßliches Wetter sein auf See. Ich hab heut morgen man gelesen, daß [98] gestern an zwanzig Schiffe bei Cuxhaven eingelaufen sind, um den Sturm abzuwarten. In Hamburg gings heut morgen am Stintfang immer bum! bum! bum! Die erwarten das schönste Hochwasser.
Dat möt s' nu all hem. Bie uns steiht dat Wader ja all rundum bit an' Diek Zeigt aus der Tür. kiek hen! Op de Lüneborger Sied, dor bie Prigges mokt se denn Diek starker, fohrt man immer Sand op. Dor is hüt morgen all wat rutscht.
Denn haltet Euch schön munter, ich komm bald mal wieder runter, Lacht. 'n Reim! Das bedeutet was Gutes!
Wenn man das so alle Minuten von der Mudder hört, nu, da muß es einem ja schließlich ins Blut übergehen. Glauben aber tu ich nur dran, wenn es etwas Gutes bedeutet! Lacht. Adieu allesam! Ab.
Oll Zapperliese! De steiht dat Mul ok kein' Oogenblick still; dat geiht immer as sonn' Windmöhl Schnell. dat, dat, dat, dat, da!
[99]Ick har de Meisterknechts weder 'n por Rochen mitbröcht. Nu hett s' mi dor sonn Patschon henslept, dat ick mi ganz dickfreten hew. 'n Sluck to drinken kannst mi geben.
Wat sall denn darut warden? Gestern is Willem nich to Middag kamen, hüt kümmt he nich; un nu wist Du ok all nichs eeten. Denn kann 'ck dat koken ja man ganz opgeben. – Willem will mi man bloß dormit argern, dat he nichs itt; he weit, sowat kann mi am meisten kränken.
Argerlich bin ick! Ick künn mi in Stücken rieten! Is denn dat 'n Sak? Ick lur hier op em mit Middag, un he liggt in 'e Wirtschaft rum?!
[100]Dat is ja bald nich mehr uttoholln! He kickt mi nich an, he spreckt nich, he breckt nich, he ästemiert mi gornich!
Ick dacht mi 't woll, dat Du hier wärst. – Hest all wat eeten? Ick weit nich – ob wi am Abend doch fohrt?
Bliwt man ruhig sitten. Beide stehen doch auf, er setzt sich hin. Ick bin so matt un meud in 'e Glieder.
Ja – ick wür mi ja ruhig rutwagen. Veel slimmer, as wi 't de letzte Fohrt dörchmaken mößt hem, is 't ok nich. Un wenn wi in See sind, is 't [101] woll lang vorbie. Man de Stürung kann ick nich alleen öbernehmen. Wenn Du wankelmeudig bist, denn is 't all lang nichs. – Weißt all – von Appen? –
Na – ja – ick segg – von Appen is hen. Drei Dag hett he hier rumwunnert, ganz benaut is he fohrt – un kümmt nie weder.
Sie erschrickt, als ihr Mann die Teller zu Boden wirft, hält sich einen Augenblick am Schrank, zittert, sieht ihn groß an. – Läuft endlich auf Lütt-Hein zu, nimmt ihn auf den Arm. Kumm, fast 'n beeten slapen – Eiligst mit ihm links ab.
Gah mi los! hier handelt sick 't nich um Schuld. As mi Mutter so mir nichs Dir nichs nah all dat Pech ehr ganzes Geld op denn Ewer gew, donn hew ick mi 't tosworen: Du sast 't mal god hem bie uns! Un seit de Stünn' hew ick Glück! Mit jede Fohrt hew ick Glück! Du weißt 't ja! Nu bin ick rut ut 'n Gröwsten. Ick künn Mudder dat Geld trüchgeben, morgen in' Dag! Aber ick will wetten, dormit geiht mi dat Glück von' Schipp!
[102]Na, ja – denn lat s' doch bliewen, wo se is. Se kriegt von uns monatlich ehr Deil, Lisbeth giwt ok wat to ...
Verdräglich, seggst Du! Se seggt mal n' Wurt toveel, gewiß, alles wat recht is. Wat hett se aber ok alls hinner sick? Süh, ick as de Öllst, hew alles mitbielewt, ji jüngern sind nich veel dorvon gewohr worden. Vader sät in 'e Wirtschaften rum, un Mudder stünn de Nachten dörch an 'e Waschbalge! Vaders wegen harn wi verhungern un verkamen künnt, Mudder hett uns dörchsleept! Dorbie is se hart worden, wie 'n Kerl! – Schlägt auf den Tisch. Verdammi! is denn dat 'n Wunner?! Lat ehr dat man erst ein nahmaken.
'n anner Fru, wat 'n richtige Mudder to ehr Kinner is, har dat ok dahn. Ick güng för mien Kinner dorch 't Für!
Gewiß, Mudder hett 'n Barg för uns Kinner dahn, dat süht ein mit 'n halbes Oog. Aber darum brukt se doch noch lang nich jeden Minschen för 'n Swien oder Süper to holln! Bloß se allein kann alls, versteiht alls, un seggt nie 'n Wurt toveel. Un dobie is grad se dejenige.
Se meint dat nich so! Wenn eine Fru so het hendörch mößt, denn ward se anners, as anner Frun, denn het se ok ein Recht, anners to sien! Arbeit Du mal Nacht för Nacht dorch, bit morgens hento. Wenn de Dag an to schienen füng, käm Vader to Hus, vull, dat he sick knapp toholln künn. Ji leegen denn fein un sleepen. As 't an slimmsten wär, wärst Du noch garnich geborn. Ick aber mößt denn rut ut de Klapp. Wi beiden bröchten em denn to Bett, weinen künn Mudder all gornich mehr! starr un kolt deh se alles – so Nacht vör Nacht – süh, denn ward ein hart! – – – Ick mößt denn los, morgens Klock fief, in Winter wär 't noch stickenhimmelbalkendüster, noh 'n grotes Pangschonat – twindig un ok vieruntwindig Por quutschennatte [104] Stebel har ich blank to putzen – Morgen för Morgen – un denn har ick 'n Stünn to loopen, un mößt Klock acht in 'e School sien. – Süh, dorvon weit ick, wur 't togahn kann op 'e Welt, un dorum segg ick: Mudder kann nich anners sien! Uns' Pflicht is 't, dat wi se hochholln!
Gewiß! Dat sall ok kein Minsch afstrieden. Aber Mudder wär dommols al so! Ick bin in letzte Tiet veel mit Vader tosam weest, mehr as ji all.
Na, jä – Ick kenn em beeder as ji! Dat ein' lat ick mi nu gornich afstrieden: wär he von Mudder beeder nahmen worden, he wär 'n annern Kerl weest!
Dat hett he eben nich!! Ick bin Mudder in letzt Tiet, as ick bie ehr wär, mal to Kleed west, wie se dat immer seggen künn. Vader, wenn he ok meist 'n Lütten hat hett, sah de Wohrheit: för föftein Penn Snabs, da hett he drei Dag to 'n Abenbrot genog an hatt! So is 't!
Gewiß hett Mudder dat togeben! Dat wär man de ersten por Johr, säh se. Verflucht! Dat is doch genog! Ick will mien' Kopp missen! Har se Vader 'n beeten weiker nahmen, de har dahn, wat se [105] wullt har! Nahgeben har s' em mößt, wo se künnt har ...
– wenn 't ok erst 'n beeten weihdahn har. Aber he wär sonn' Kerl, wenn he denn nahher sien Unrecht inseig, denn wär he so weik, dat em Tranen in 'e Oogen kämen. Ick hew em häufiger so seihn, un he hett mi leed dahn! – Aber Mudder let em garnich sowiet kamen, immer brüllt se gegenan!
Du dörfst mi op 't Wurt glöben, Willem! ick kenn Vader! Wenn 'n Striet weest wär, glieks wek un mißmeudig! Na, Du mößt doch ... Dreht sich auf seinem Stuhl. ick har bald seggt: mit Di is 't ja grad so! – Süh! un denn güng he to 'n Drinken!
Jä – wenn man dat so hört – unmöglich is 't nich. Ick will Vader nich Unrecht dohn, gewiß nich, aber dat Mudder de Schuld – – nee ...
Denn is 't ja man god – Beißt den Faden durch. So, nu is dat lütt Ding fertig. Hol mi mal denn dürn Wagen her. Will 't gliek öbertrecken, dat anner süht ja all to dreckig ut.
So Steht auf; überzieht Kopfkissen und Überbett mit den neuen Bezügen, wirft die alten auf den Boden. – Dat möt di doch ok veel mehr Spaß maken, wenn dat all 'n beeten recht schön sauber is. Ick hew de Nacht sitten möst un mi sowat maken, un doch gung'n mien Kinner immer sauber un adrett, dat sick de Nachborn dröber wunnern dehn. Du hest aber doch den ganzen Dag Tiet – Als sie fertig ist. Kiek! süht dat nu nich veel beeder ut? Ick har mi schämt, [111] har 'n fremden Minsch mien Kinner so dreckig liggen seihn.
Wat? Du hest nich toseihn? Mien Kinner wärn immer dat erst' un dat letzt. Mit 'n Vierteljahr hem s' all kein Dauk mehr schietig makt, so hew ick s' tiedig ant Affholln gewöhnt. – Aber dat is ja ok bie Brustkinner ganz wat anners, Buttelkinner brukt mal so veel Deuk! Befühlt eins der über dem Ofen hängenden Kindertücher. Ja, dat is drög.Zieht es von der Leine, reibt es und schlägt es mehrmals kräftig über die linke Hand. Soveel will ick man seggn, Du harst Dien Kind ok de Brust geben künnt.
Ick hew 't ja versöcht, aber dat gung nich; in twei Dag har de Lütt mi alls kaput beeten. Ick sull s' nich mehr anleggen, säh de Doktor, sünst künn sick dat entzünden Ordnet das Geschirr wieder ein.
Na, dat hett woll man 'n beeten weihdahn, un da harst gliek kein Lust nich mehr. De jung 'n Frun hütesdags sünd all to bequem, ehr Kinner selbst to stilln. Dat is jem nich fein genog Indem sie mit dem Wagen links abschiebt. Wenn ick dor man bie west wär, denn har 't woll gahn süllt mit Di! Kannst Di to verlaten Ab.
[112]Weinend. – Gott, nee, wo lang sall dat noch durn?! – Nach einer Weile trocknet sie sich hastig das Gesicht mit der Schürze ab und arbeitet weiter.
Gewiß har se sick natt makt, kiek bloß mal an. Schlägt das Tuch beim Ofen über die Leine. Se is gliek weder inslapen, un wie liggt se da seut. – Du seggst, de Doktor hett 't seggt, sonn Doktor weit von sonn' Saken öberhaupt nichs! Wenn ick dorann denken do, wat 'n Doktor all alls in vörut prophenzeiht hett – ach Jeses! – Du – Du bad'st de Lütt nich häufig genog. De lütten Lend'n schien mi all wund to warden. Da möst Du mehr acht op geben. För dat eigen Kind darf di kein Arbeit toveel sien. Tiet genog hest Du doch wahrraftig. – Besinnt sich. Wat do ick nu? Na, ick kann eben dat Schrank 'n beeten afseipen.
Denn is Di 't woll nich recht, dat ick di helpen do; wenn allein ferdig werden künnst, denn harst mi doch nich trüchhaln brukt! Meinst, dat mi dat angenehm is, hier jeden Dag in Striet un Zank to leben?
Na, mien doch erst recht ich! Ick helg jedenein gern, un noch kein hett mi wat Slechts nahseggen künnt. Da hör mal rum, ob se Di nich öberall seggt, ick arbeit' wie 'n Pferd, Dag un Nacht kein Ruh! Du wullt man immer op mi rumhacken, jedes Wurt, wat ick seggen do, is di toveel. Aber denn segg mi doch mal, ob ick 't all jemals slecht mit Di meint hew? Will ick nich dien Best' op Steg un Weg? Ick will wieder nichs, as dat dien Mann sick hier gemütlich feuln deiht. He is sonne Unornung nich gewohnt!
De Unornung is hier nich so grot, as Du maken deihst; nich grötter as in jeden Husstand, wo Mann un Fru sick verdragen könnt. Wo aber de Mann schimpt un spektakelt, und de Fru vör em in 'e Ecken krupen möt, da mag dat anners sien. Dat weit ick nich.
So? Denn wullt Du also seggen, dat ick för mien Mann in 'e Ecken krupen mößt? Un nu ok noch, dat Willem sick nich mehr woll feult, sietdem ick hier bin? Warum hett he denn de drei Dag, de meiste Tiet bie mi rumlegen?
Hm! nu weit wi 't ja. Gießt Wasser in eine braune Kumme. – Hm! Du wußt woll seggen, he is öberhaupt noch kein Kerl weest?Nimmt grüne Seife, zerschlägt sie in dem Wasser. Nu geiht mi erst 'n Licht op. Lächelt. Hm! Denn hett de Doktor doch recht hatt. – Dat dat mal so rutkamen mößt, hew ick mi all lang dacht.
Ick verstah Di desto beeder. Lächelt. Na ja Geht mit dem Seifenwasser an den Schrank und beginnt ihn mit dem Seifentuch abzuwaschen.
Ick war da nich ut klok, is mi ok egal, wat Du meinst. – Bien Schrank harst nich bietogahn brukt. Beeder, Du makst 'n warm Abendbrot för de beiden. Dat Middageeten hett doch all to lang röst. Dat smeckt nich mehr. – Ick begriep öberhaupt nich, wo de Beiden so lang bliewt, se harn doch längs von Alt'na trüch sien künnt – se kamt sünst all to Middag, un wenn se noch mehr Fisch harn as ditmal. – Sieht die Mudder wieder an. Ick kam da doch nich öber weg, wat meinst Du eingtlich mit 'n Licht opgahn? – Geht an den Tisch, den sie abwischt. Na nee, mi sall 't nichs angahn.
Wenn doch bloß de oll grießborte Doktor noch leben deh! Ick wür hengahn un em fragen, so gewiß as ick hier stah.
Weißt ok, wat de seggt hett? As Willem noch sonn' lütten Jung wär, fief Johr wull, da lät ick em mol unnerseuken.
Dat hest all mal seggt Bleibt dann plötzlich, schrickt zusammen und wendet sich nach Mudder um. Aber Du seggst dat ditmal so ...
He hett meint, sien Fru künnt maleins von em kein Kinner kriegen Sie will das Seifentuch lächelnd wieder aufnehmen.
– Du bist slecht! – Wankt zurück, sinkt endlich auf den Stuhl vor der Nähmaschine nieder. – von mi dat to glöben! Weint endlich laut auf. – Du bist ... Du ... Du ... Weint und schluchzt.
Weißt Du, so brukst Du Di dorum nich antostelln! Wenn man 'n reines Gewissen hett, denn lätt man eben jeden Minschen seggen, wat he will! – Aber Du makst 'n Larm davon ... da möt man ja sien Deil glöben ... Rührt im Feuer, wirft Kohlen auf.
Sie läßt von jetzt ab kein Klagen, Stöhnen oder Weinen hören, in ihrer inneren unheimlichen Wut erstickt alles. ... Bliw von' Für! – Mak dat Du rutkümmst!
Na, dit 's ja amüsant! Wat hört di denn von dat Hus to, dat Du mi rutsmieten kannst? Dn süst doch man froh sien, dat noch sonn ehrlichen Mann kreegen hest, de Di ernähren kann. Wat hest Du denn hatt? Willem, ein Paket unterm Arm, und Hugo kommen über den Deich.
Se will mi hier rutsmieten, juch dat Hus baben 'n Kopp ansticken, un allerhand dumm' Kram quatscht se.
Na nu ward 't rieten! Du bist woll nich ganz bie Sinn? Einmal is se dienwegen ut 'n Hus gahn, [118] un 'n zweites Mal passiert dat nich! Verdammi! twei grote utwuss'ne Minschen, de möt sick doch sließlich sowiet verdragen könn', dat de Nachborn nich mit de Finger op uns wiest!
De nich dörchgriept, wenn sien Mudder de Fru dodpiern deiht, dat is ok kein Mann nich! Bewies', dat Du ein bist, schick Mudder ut 'n Hus!!
Se – se hett seggt – mien beiden Kinner – Mächtig zitternd, kann die Sprache kaum herausbringen. dat sind Haurnkinner!!
Aber wie Du dat seggt hest!! ›Nu geiht mi 'n Licht op!‹ ›Nu weit ick ok, wat los is!‹ un denn dit verfluchte höhnsche Lachen!
Wie se dat seggt hett, is doch ganz egal! De Haupsak is doch man, dat ick de Kinner anerkenn' do. – Mudder har dat nich seggen brukt, se weet doch, dat dat dumm'n Snack weest is von denn Doktor. Wat will de Schapskopp an' sößjährigen Jung seihn, ob he mal Vader ward. Deshalb brukst Du di nich gliek op de Achterbein' to setten.
Nu segg mi bloß mal ein Minsch an, woher nimmst Du Di dat Recht, noch so denn Kopp in' Nacken to smieten?! Du süst doch man ganz still sien! Is nich de Lütt-Hein all söß Mond nah de Hochtied to Welt kamen? Dat 't Willem sien is, will ick nich beswörn!
Dat 't so kamen möst, hew ick woll dacht! Mudder hört nich ehr op! Ganz recht, Elsbe! ick in dien Stell har 't all lang fordert!
Se hett s' sick selbst weder hahlt, ohn dat ehr ein Minsch wat seggt hett. Meinst dat ick hier op Finkenwarder rum kamen will? Se lacht mi nu all wat ut! 'n tweites Mal ward de Komeidi nich makt!! Dorbie bliwt!! – Mudder, Du, nimmst Dien Wür 'n beeten mehr in acht! Wenn ok old bist, Du hest doch noch dien gesunden Verstand un mößt weiten, wur wiet Du to gahn hest.
So? Nu fang Du ok noch an, nich? Geht rückwärts, sich beide Füße abtretend. dat 's to gräßlich! wenn man immer so op de Kohl rum pettHolt den Besen und fegt die Kohlen nach dem Ofen zu zusammen. Fallt man all öber mi her, denn is 't am besten, ick gah gliek hen, wo ji mi nich wederholn könnt.
Nu hör op, in goden! Ick hew Di sonn' schönes Kleed mitbröcht, Elsbe, stünnlang sind wi lopen, ehr wi ein fündn, dat uns god genog wärWill nach dem Sofa gehn.
Sall Mudder nich gahn?! – denn gah ick. Aber mien beiden Kinner nimm ick mit mi! Wenn[121] ok kein glöben will, dat 't Dien sind, mie sind 't doch gewiß!! de Haurnkinner.
Ick will s' ok von Dien Mudder nich hörn!! Du bist de Mann un möst Dien Fru vör sonn' Redensarten in Schutz nehmen!! Süst glöwst Du 't ok! – Hüt abend geiht Mudder ut 'n Hus!!
Hüt abend geiht se nich! Du hürst doch! Ick will hier nich nochmal Obseihn maken. – Morgen will ick s' ropbringn.
Do fangst Du weder an, ehr op jede Ort to konjuniern! Du mit Dien oll dwatsches Hen- und Herlurn hest doch man Schuld, dat s' Mudder weder hahlt hett. Gläuwst an' Dübel und Vorbedüdung wie sonn olles Wief!
Du bist ok kein Mann nich! Ick hewt toerst seggt! Sünst würst Du hier ja 'n Machtwurt spreeken! Du Schooster!
Lat em man kamen, Elsbe, wenn he ok soveel öller is, aber wenn 't drop ankümmt, smiet ick em mi noch dreimal öbern Kopp.
[122]Dat is doch wahr! Du höllst noch veel to veel von Dien Fru! Wer is se denn? Wat hett s' denn hatt? Un nu will s' mi rut triezen?
Gah, wenn gahn wullt! de Kinner letst Du mi slapen! – Gah!! un wenn 't ton Dübel is!! – Du bist jawoll narrsch worden in ein' Dag! Gah! wohen Du wullt! hier lat ick Di nich rin!
Kumm, seet Di op 't Sofa, eet erst wat, Du mößt ja Hunger hem. Da fehlt doch nichs?Übersieht den Tisch. Nee Geht an den Herd. Ick will noch eben 'n beeten Tee opschenken.
[124]Swieg davon! Du harst nich nödig hatt, se mit Dien Quatsch so optobringn! Se wär ja in ein Für, dat 'n se nich weder kennt. Wenn 't bloß ...
Na, so dumm ward s' doch woll nich weest sien. Sieht die Schüssel mit dem Seifenwasser:. Nu hew ick doch in dem Rapus dat ganz vergeeten.
Hm! da kamt s' all! Tritt zurück. Er bleibt von nun ab ruhig und groß, nach außen hin verrät nichts, was in ihm vorgeht. Nur seine Sprechweise ist jetzt kurz und forsch.
Herri Jesis, wat is nu?! Dormit wull s' uns doch man blos argern – Weint. Nee, nee, wo künn se sowat maken?!
Nu – rut! Wi brukt hier kein Mulapen! rut! Die Leute gehen, ihn vorwurfsvoll anblickend, ab. Wi weet allein, wat to dohn is! Macht die Türen zu und verschließt sie, den Schlüssel steckt er in die Tasche. So! Geht zu Hugo. Kumm hoch! willn se in 'e Kammer drägen! Dien Ropen helpt nichs! hoch!
Du hest mit Dien verfluchte Ornung hier denn ersten Striet anstift! Du hest se piert op Schritt un Tritt! un hest se dod makt!!
Ja! ick hew se leiw hatt! – Du nich! Du hest se hier rut hem wullt, damit Du ok Willem noch sowiet krigst, as Du Vader kreegen hest! Du bist Schuld, dat se sick dodsapen hett! Du hest se mit Dien verfluchtes Sticheln, Quatschen un Leigen unt 'n Hus dreeben!! Du hest Di all Dien Leiden selbst to verdanken! Geht auf sie zu. Un mi driwst Du ok!!
Du hest ok Ursak!! Wendet sich, sieht den Schrank. Hä! Geht langsam auf den Schrank zu, reißt die linke Schublade heraus, daß alles auf den Boden fällt. Nimmt die Börse mit Geld und geht zur Tür hinten. Indem er das Geld in die Tasche steckt; heiser. Du wist 't nich beeder hem! Langt seinen Hut herunter und will zur Tür hinaus; prallt zurück, da [127] sie verschlossen ist. Nu?! Zieht erst seinen Hut tief über die Ohren und tritt dann wütend die Tür ein. Geht mit langen langsamen Schritten, beide Hände in den Hosentaschen über den Deich nach links ab.
Ach Willem – Hugo is gahn, hett sick dat Geld ut de Schuf nahmen – Weinend. He seggt, ick bin an alls schuld!
Nee!! Leiser. Nee, nee! ick hew de Schuld! Nu seih ick't in! – nu, da 't to spät is. –Sieht die eingetretene Tür an.
Ende.
[128]