[230] 3.
Wir Blumen groß und klein
Sind freundlich dir gewogen,
Drum kommen wir gezogen
Zu dir aus Wies' und Hain;
Auch sollen wir von allen Quellen
Und Vögelein
Dir einen schönen Gruß bestellen.
Oft auf bethauter Spur
Sahn wir vorbei dich wallen,
Und heit'rer schien's uns Allen
Bei dir als auf der Flur,
Denn nach den Freundlichen und Schönen
Und Keuschen nur
Kann zarter Blümlein Sinn sich sehnen.
Wenn uns der Mai belebt,
Dann wird aus Mondenschimmer,
Aus Thau und Quellgeflimmer
Der Klöcklein Glanz gewebt.
Nichts darf den hellen Kelch entweihen;
Denn leis' umschwebt
Uns stets der Tanz der Blumenfeien.
Doch zarte Liebe schleicht
Uns doch in's Herz allmählig,
Wir suchen minneselig
Ein Liebchen, das uns gleicht.
Dich haben wir uns auserkoren;
Bist du vielleicht
Wie wir aus reinem Glanz geboren?