An den Hauptmann von Beeke in Wallerstein
Der Du über die Tasten des strahlenbesaiteten Flügels
Bald dem Weste gleich schlüpfst, wenn er den Blüthenbusch fächelt;
Bald dem Sturme gleich rasest, wenn er die Wipfel der Tannen
Mächtig rüttelt; Dir, Beeke, des hohen Flügels Beherrscher,
Lächelt mein Genius von der wallumgürteten Veste, –
Wo die blutige Sehnsucht in Felsenquader sich klammert;
Wo des Berges Geist, von schwarzen Locken umflattert,
Mit dem gräulichen Scheitel streift an nächtliche Wolken,
Und die Silberstimme der Freud' im Eisengeklirre
Ewiger Fesseln verschlingt. – Dir röthet die heilige Freiheit,
Beeke, die Wange, wie Morgengold das Antlitz des Beters.
Ha, drum zucken ätherische Funken vom Auge dir nieder,
Wenn dein feuriger Geist den Händen Eile gebietet;
Wenn du Engeln abgehorchte Urharmonien
Goldnen Saiten entlockst; und wenn du am herrschenden Flügel
Strich, und Hauch, und Sang in einen großen Gedanken
Mächtig wirkend verflöß'st. – Geister des Himmels umschweben
Deinen Steinischen Flügel und nicken dir Beifall. Dir lauschen
Kenner von Kopf und Herz. Auch ich belauschte dich, Zauberer,
Schlürfte die Noten in mich, die von den Fingern dir trofen;
Silberfunkelnden Frühthau schlürft so die lechzende Blume.
[470]Ach, da war ich noch frei! – Wie war ich so selig, oBeeke!
Hoch auf lüpft ich das Glas, vom rheinischen Traubengold blinkend,
Drückte dir freudig die Rechte, vom feurigen Spiele noch glühend.
Harmonia's Lieblinge unter dem biederen Volke
Deutschlands – (Orpheus selbst, der Griechen Lehrer, ist unser!)
Gingen vor uns, wie in Wolken vorüber. Die Bardengesänge
Klopstock's und Gluck's ertönten vor uns wie hallende Donner.
Bach, dich hörten wir auch im eigensinnigen Spiele
Voll von Tiefsinn, der Mode Affensprünge verachtend.
Naumann und Schuster, Hiller und Neese, sich traulich umschlingend,
Alle Geweihte des sanften Klaviers erschienen. Da flogen
Süße goldbeschwingte Stunden lächelnd vorüber.
– Aber Beeke, nun nah' ich mich traurig dem Strahlengewebe
Meines Saitenspiels. Vom wiedertönenden Boden
Hallen nur Seufzer zurück; sein Stern ist zerfressen von Thränen.
Beeke, wo bist du, daß ich am Hals dir wein' und – verstumme! –