776. Das Schloß bei Partenstein.
Mündlich.
Auf einer Anhöhe bei dem Dorfe Partenstein im Spessart erhob sich in früheren Zeiten stattlich das den Grafen von Rieneck zugehörige JagdschloßPartenstein. Trümmer und Ruinen, Gräben und Mauern [290] zeugen noch jetzt von seiner ehemaligen Festigkeit. Nach der Volkssage ist dort ein Weinkeller, in welchem die eichenen Fässer freilich vermorschten, wo aber der vortrefflichste Wein wohlerhalten in seiner eigenen Haut liegt. Auch Schätze sollen sich daselbst befinden. Zwei fremde Männer kamen einmal dahin, um diese Schätze zu heben. Wie sie nun emsig gruben, kam eine Frau aus dem Gemäuer, und winkte ihnen. Sie folgten ihr nach. Die Frau hatte einen Bund Schlüssel an. Sie wollte eben den Männern die Schlüssel geben, und deutete auf eine eiserne Kiste. Da erschien plötzlich ein schwarzer Hund auf der Kiste mit erschrecklichen Feueraugen. Die Männer entsetzten sich darüber so sehr, daß sie schnell davon liefen. Erzähler hat als Knabe, da er sich einmal das Schloß besehen wollte, einen dickköpfigen Zwerg erblickt, und ist darüber so erschrocken, daß er eilig umkehrte. Noch lang scholl ihm in den Ohren das widerliche Hohngelächter des verwünschten Zwerges nach. – Ein Mann von Frammersbach sah einmal zwei weiße Fräulein vom Partensteiner Schlosse durch den Wald oben hinüber gehen, und dann durch denselben herunter kommen nach dem Wiesengrunde zwischen den beiden Dörfern. Sie gingen eine Zeitlang am Wasser hin und her, sprangen dann hinein, und waren plötzlich in zwei Enten verwandelt. Der Mann, jedenfalls ein goldenes Sonntagskind, ist darüber sehr erstaunt gewesen, und hat nachher, was er gesehen, vielen Leuten wieder erzählt.