438. Ettals Stiftung.
Von F.G.v. Pocci.
Aus Roma kehrt der Kaiser
Zurück in's Bayerland,
Geschmückt mit gold'ner Krone,
Den Scepter in der Hand.
Er ziehet durch die Wälder,
Er reitet durch die Au'n,
Und grüßet deutschen Boden
Mit frommem Gottvertrau'n.
»Du gabst, o Herr, die Krone
Und kaiserliche Macht,
Verleih mir auch den Segen
Zu meines Reiches Wacht.«
Und da er also betet
In gläubig frommem Sinn,
Da fällt sein Rößlein dreimal
Vor einer Tanne hin.
Er schauet im Gesichte
Ein Kloster dort ersteh'n,
In dem der Mönche Schaaren
Für seine Wohlfahrt fleh'n.
Ein Engel hält in Händen
Das Bild der Jungfrau hold,
Die unsern Herrn geboren,
Weil Gott es so gewollt.
»So will ich denn erbauen,
Wie mir's erschienen ist,
Ein Kloster, weit und prächtig
Hier, wo der Bergstrom fließt.«
»Es sollen zu den Mönchen
Zu Frommen und Erbau'n
Zwölf Ritter sich gesellen
Mit ihren lieben Frau'n.«
»Sie sollen täglich beten,
Wenn Glockenklang erschallt,
Sie dürfen fröhlich jagen
Im grünen Tannenwald.«
Und wie er es gelobet,
So hat er's auch vollbracht:
Gezimmert und gemauert
Ward emsig Tag und Nacht.
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Und als der Bau vollendet,
Schmückt bald den Hochaltar
Der Mutter Gottes Bildniß,
Wie es erschienen war.
Nun ruht im Grab der Kaiser
Nach mancher Müh und Noth,
Die Ritter und die Frauen,
Die Mönche – sie sind todt.
Die Kunde aber lebet
Von Ludwigs Frömmigkeit,
Erzählt, was er gestiftet
In längst vergang'ner Zeit.