Die Zwei und der Dritte

Phantasie, das ungeheure Riesenweib,
Saß zu Berg,
Hatte stehen neben sich zum Zeitvertreib
Witz, den Zwerg.
Der Verstand
Seitwärts stand,
Ein proportionierter Mann,
Sah das tolle Spiel mit an.
Phantasie sich halben Leibs zum Himmel hob,
Einen Stern
Faßte sie und schwang ihn, daß es Funken stob
Nah' und fern.
Fiel der Witz
Wie ein Blitz
Drüber her, und faßt den Schein
In die kleinen Taschen ein.
Phantasie zur Wolke, die vorüberflog,
Streckt die Hand,
Sich die Wolke purpurn um die Schultern zog
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Als Gewand.
Witz versteckt
Drunter steckt;
Wie sich nur ein Fältchen ruckt,
Witz heraus mit Lachen guckt.
Phantasie mit Donnersturm thut auf den Mund,
Witz verstummt;
Schweigt die Riesin, thut sogleich der Zwerg sich kund,
Pfeift und summt.
Der Verstand
Hält nicht stand,
Geht und spricht: »Das mag ich nicht,
Denn das sieht wie ein Gedicht.«

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TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Gedichte. Erzählungen. Die Zwei und der Dritte. Die Zwei und der Dritte. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A9C5-3