8.

Ein Jahr ist nun geschwunden,
Seit du geschieden bist,
Und wie zwei trübe Stunden
Gemahnt mich diese Frist.
Und hättest du gelebet,
Mein Kindchen, dieses Jahr,
So wär' die Frist entschwebet
Ein helles Stundenpaar.
Nun, seit ich auf der Bahre
Dich mußte sehn, mein Kind,
Denk' ich, wie wenig Jahre,
Verliehn dem Menschen sind.
Ob trüber oder heller,
Wie Stunden sind sie nur,
Ob langsamer, ob schneller,
Entschwunden ohne Spur.
Einst wünscht' ich langes Leben,
Um lang' dich blühn zu sehn;
[214]
Nun mag es schnell entschweben,
Da ich dich sah vergehn.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. 8. [Ein Jahr ist nun geschwunden]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A3C1-8