1.
Thüringen, Land der deutschen Sagen,
Sei mir gegrüßt viel tausendmal!
Wie eines Freundes-Herzens Schlagen
Grüßt Du mich ja durch Berg und Thal.
Grüßt Du mich mit des Laubes Rauschen
In heiliger Waldeinsamkeit –
Drum will ich ihren Wundern lauschen
In träumender Versunkenheit.
Fernab dem eitlen Weltgetriebe
Umgeben nur von Waldesgrün,
Fühl' ich in heil'ger Gottesliebe
Mein ganzes Wesen neu erglühn!
Der Abend kommt, am Himmelssaume,
Webt sich ein sanfter Rosenschein,
Die Vöglein zwitschern wie im Traume
Und Blumen schlafen duftend ein.
[65]
Nur leise plätschert noch die Welle
Des Bachs in alter Melodei
Und lockt den Edelhirsch zur Stelle,
Den Sohn des Waldes, stolz und frei.
Und immer stiller wird die Stille
Des Waldes und der eignen Brust –
Es wacht allein ein frommer Wille
Im Herzen, das sich gottbewußt.
Nur seine Stimme sei vernommen,
Die oft das Weltgeräusch erstickt –
Du läßt mich zu mir selber kommen
O Wald, Du hast mich süß erquickt.