[273] [369]Auf den geburts-tag seiner Excellentz des Herrn geheimbden Raths Stryke
Im namen dero tisch-gesellschafft.
B.N.
Verschmähe/ kluger mann/ die schlechten zeilen nicht/
Die freund und diener dir anitzt zum opffer bringen.
Wir suchen deinen ruhm in keinen reim zu zwingen:
Wir singen nicht allhier/ was Fama von dir spricht:
Nicht/ wie der Oder-strand; nicht/ wie der Elbe grentzen/
O welt gepriesnes licht/ von deinen strahlen gläntzen.
Es ist was altes schon/ daß/ wie ein jeder sagt/
Drey hohe schulen sich durch deinen fleiß erhoben:
Daß fürst und hoff dich liebt/ daß dich die frembden loben/
Und man dich weit und breit um recht und urthel plagt.
Ein ander schreibe viel von deinen ehren-kertzen:
Wir schencken dir allhier nichts/ als ergebne hertzen.
Ach auserleßner Stryck/ schau unser opffer an!
Was könten wir doch wohl geschickters für dich finden?
Wir kommen/ wie du weist/ dich sämtlich anzubinden/
Und binden/ wie du siehst/ mit lauter hertzen an.
Jedoch was binden wir? Die freyheit ist verschwunden:
Weil du sie schon vorlängst mit ketten selbst gebunden.
Dein angenehmer mund und deine freundlichkeit
Hat auch in diesem uns das können schon benommen.
Wir sind itzt nicht mehr so/ wie wir nach Halle kommen;
Verstand und hertze seyn verändert und verneu't.
Denn deiner lehren krafft erhebt uns von der erden;
Dein anblick aber macht/ daß wir zu sclaven werden.
Was man dem Orpheus vorzeiten beygelegt/
Das thustu würcklich noch. Du rührst die kalten sinnen/
Die offtmahls härter sind als steine zu gewinnen.
Wer dich nur einmahl hört/ der wird auch schon bewegt.
Wer dich zum freunde hat und doch nicht will entbrennen/
Der muß ein unmensch seyn und keine regung kennen.
[369]So nimm denn/ grosser Stryk/ das kleinod unsrer brust.
Vor hastu es geraubt/ itzt wollen wir es schencken.
Du darffst nicht/ wie man pflegt/ auff eine lösung dencken:
Denn die gefangenschafft ersetzet keine lust.
Gib aber/ wo du wilst/ für unsre treue lieder
Und den verlohrnen schatz/ uns nur dein hertze wieder.