Siebenter Auftritt
Frau von Fischer. Die Vorigen.
Frau von Fischer tritt befremdet zur Mitte ein.
PHILIPPINE
zu Frau von Fischer.
Jetzt sehen Sie, daß ich keinen Spaß hab' g'macht.
MADAME KNORR.
Nein, es is Ernst, da steht er, dein Gemahl, der Herr von Geist. –
[446]FRAU VON FISCHER.
Mein Gemahl –? Und er hat dir selbst gesagt? –
MADAME KNORR.
Daß du seit 3 Tägen die Seinige bist, – jetzt nutzt keine Verstellung mehr. – Zu Philippine. Philippine, lassen Sie geschwind Kaffee machen und dann soll – Gibt ihr leise mehrere Aufträge.
Frau von Fischer betrachtet Weinberl scharf. Weinberl zieht sich verlegen immer mehr links zur Seite.
FRAU VON FISCHER
nach einer Pause vortretend, für sich.
Das ist entweder eine exzentrische Art den Anbeter machen zu wollen, oder der Mensch erlaubt sich einen Scherz mit mir, – im ersten Fall verdient die Sache nähere Erwägung, im zweiten Fall verdient die Keckheit Strafe; in jedem Fall aber muß ich ins klare kommen, und das kann ich am besten, wenn ich in seine Idee einzugehen scheine, vor meiner Freundin seine Frau spiele und Gelegenheit abwarte, ihn in die Enge zu treiben.
PHILIPPINE
zu Madame Knorr.
Schon recht, Madam! – Geht zur Mitte ab.
MADAME KNORR
zu Frau von Fischer.
Und jetzt zu dir, du garstige Freundin –
WEINBERL
leise zu Christoph.
Die garstige Freundin ist eigentlich sehr sauber.
CHRISTOPH
leise zu Weinberl.
Was nützt das, wir kommen doch in eine wilde G'schicht. –
MADAME KNORR
zu Frau von Fischer.
Wie hast du das übers Herz bringen können, zu heiraten, ohne daß ich was weiß? –
FRAU VON FISCHER.
Es war ein Grund – den dir mein lieber Mann sagen wird.
WEINBERL
verblüfft für sich.
Sie sagt lieber Mann – sie tut richtig so. –
MADAM KNORR.
Nun, Herr von Geist?
WEINBERL
verlegen.
O den Grund, den kann Ihnen meine liebe Frau ebensogut sagen.
FRAU VON FISCHER.
Nein, lieber Mann, sag du es nur.
WEINBERL
wie oben.
Ah, geh, liebe Frau, sag du's. –
[447]FRAU VON FISCHER.
Es war eine Laune von meinem lieben Mann –
WEINBERL
sich mehr und mehr fassend.
Und zugleich auch eine Laune von meiner lieben Frau. –
MADAME KNORR.
Es is aber unerklärbar –
WEINBERL.
Daß zwei Leut', wie wir, bei Laune sind, das is gar nicht unerklärbar. –
MADAME KNORR.
Die Bekanntschaft muß aber doch schon viel länger –
FRAU VON FISCHER.
Ach das nicht, wir kennen uns erst sehr kurze Zeit.
WEINBERL.
Unglaublich kurz. Die G'schicht war so über Hals und Kopf. –
CHRISTOPH
leise zu Weinberl.
Ja wohl is s' uns übern Hals kommen, den Kopf aber heißt's jetzt aus der Schlinge ziehen.
MADAME KNORR.
Da kann man sehen, die Ehen werden im Himmel geschlossen.
WEINBERL.
Richtig bemerkt, im Himmel wern s' g'schlossen, darum erfordert dieser Stand auch eine so überirdische Geduld.
FRAU VON FISCHER.
Sehr unrichtig bemerkt, denn du hast dich hoffentlich nicht über mich zu beklagen.
WEINBERL.
O nein! –
FRAU VON FISCHER.
Hab' ich dir schon ein einziges Mal widersprochen?
WEINBERL.
Nein, das is wahr.
FRAU VON FISCHER
mit Beziehung.
Suche ich nicht in deine Ideen einzugehen, – selbst wenn ich keinen stichhältigen Grund herausfinde? –
WEINBERL.
Das is sehr wahr! –
CHRISTOPH
leise zu Weinberl.
Das is a feine Kundschaft, fahrn wir ab.
WEINBERL
zu Frau von Fischer.
Weil du mir nie widersprichst, so wirst du auch nix dagegen haben, wenn ich dich jetzt bei deiner Freundin lass' und meinen Geschäften nachgehe.
FRAU VON FISCHER.
Oh, da würd' ich sehr viel dagegen [448] haben. – Du hast für heute kein Geschäft mehr, als für unser Vergnügen zu sorgen, zum ersten Male muß es jetzt nach meinem Willen gehen.
WEINBERL.
Aber ich muß –
FRAU VON FISCHER
ihm imponierend.
Für diesmal unbedingt den Befehlen der Frau gehorchen.
WEINBERL
verblüfft.
Ja, ja, gehorchen, sag nur, was du eigentlich schaffst? –
CHRISTOPH
leise zu Weinberl.
Aber was treiben S' denn? –
WEINBERL
leise zu Christoph.
Ich trau' mich nicht zu widersprechen.
CHRISTOPH
wie vor.
Zwei Minuten stell'n S' jetzt ein Ehmann vor und sein schon Siemandl, Sie hab'n eine großartige Anlag.
MADAME KNORR
welche indessen leise mit Frau von Fischer gesprochen.
Charmant, dort fahrn wir hin, der Garten is prächtig, die Bedienung ist einzig. –
FRAU VON FISCHER
ohne daß Weinberl darauf achthat.
Mein Mann soll uns dort traktieren.
MADAME KNORR.
Da hinaus eine Partie zu machen, das is eine Idee von dir, die wirklich einen Kuß verdient, den dir dein Mann auch alsogleich –
WEINBERL
zu Madame Knorr.
Glauben Sie? Ja ich bin der Mann, der niemanden sein Verdienst abstreiten will, wenn Sie also der Meinung sind, daß sie ein Kuß verdient –
MADAME KNORR.
Ohne weiters. Zu Frau von Fischer. Nur keine Umständ g'macht vor einer Freundin. –
WEINBERL.
So geh, Gemahlin!
Küßt Frau von Fischer, welche verlegen zögert.
MADAME KNORR.
So seh' ich's gern von junge Ehleut.
WEINBERL
für sich.
Das is ein Götterweib. Zu Frau von Fischer. Gemahlin, wenn du nicht recht bald wieder eine Idee hast, die einen Kuß verdient, so gib ich dir gleich ein paar als Vorschuß auf deine nächsten Ideen.
MADAME KNORR.
Eine Tasse Kaffee müssen wir aber noch trinken, eh' wir ausfahren, der Herr Cousin kann gleich um einen Wagen gehn, und Sie Zu Weinberl. spazieren indessen [449] Nach rechts zeigend. in mein Zimmer hinein, ich muß Ihrer Frau im Atelier draußen eine neue Form von Hauberln zeig'n, von Hauberln –! wir werden Ihnen nicht zu lang warten lassen, Sie verliebter Gemahl Sie. Geht mit Frau von Fischer und Christoph zur Mitte ab.