2.
Zu diesem Satanskopf, arglistig, frech und wild,
Wünscht' ich von deiner Hand, o Freund, ein Gegenbild.
O könntest du das ganz darinn zusammenfassen
Was Seelen niedrer Art an edlen Menschen hassen!
Die Züge findest du beim Guido sonder Müh'.
[93]Erhabner huldigte die Kunst der Menschheit nie,
Als da er Bilder schuff die Himmelsanmuth hauchen.
In diesen Quell, o Freund, mußt du den Pinsel tauchen,
Das seltne Mittelding vom Menschen und vom Engel
Zu schaffen ganz und wahr, getreu und ohne Mängel.
Nur nimm von Klopstock noch des Blicks Erhabenheit,
Von Lavater die Stirn voll Lieb' und Menschlichkeit,
Vom Christus des le Brün der Wangen Jugendblüthe;
Hast du dies hohe Bild, den Spiegel reiner Güte,
Wovor das Laster bebt, der freche Spott erbleicht,
Die Falschheit sich verhüllt, der Menschenhaß entfleucht,
Wovor den Höllenblick selbst Adramelech wendet,
Hast du mit deutscher Kraft dies hohe Bild vollendet:
So gieb noch, als Symbol, in die gehobne Hand
Der Wahrheit Fackel ihm, und mal' ihm ein Gewand
Voll Glanz, wie Christus Kleid, als er auf Tabor stand,
Und drunter sei ein Grab bei dem die Tugend weint,
Und auf dem Stein die Schrift: Sie weint um ihren Freund.