5. Das durstende Heer.

Einst war Karl mit seinem Heer in die Gebirge der Gudensberger Landschaft eingerückt, siegreich, wie Einige erzählen, nach Andern fliehend. Die Krieger schmachteten vor Durst. Der König saß auf schneeweißem Schimmel 1; da spornte er sein Pferd, daß es mit dem Hufe heftig auf den Boden trat und einen Stein aus dem Felsen schlug, in welchem die Spuren seines Trittes zurückblieben. Aus der Oeffnung sprudelte die Quelle [4] mächtig, das ganze Heer wurde getränkt. Das Wasser dieser Quelle, welche Glisborn heißt und an der Morgenseite des Odenbergs liegt, ist hell und eisig kalt und besitzt die Eigenschaft, daß es ohne Seife rein wäscht; aus stundenweiter Entfernung, aus Besse und anderen Orten, kommen die Weiber dahin, ihr Weißzeug zu waschen. – Der Stein mit dem Huftritt ist in die Gudensberger Kirchhofsmauer eingesetzt und noch heute zu sehen.


Pfister in Grimm's d. Myth., 2. Ausg. 890. – Mündlich.

Fußnoten

1 Nach einer Erzählung in einem Casseler Blatte »die Wage«, Jahrgang 1837, Nr. 23, erscheint Karlquintes roth gekleidet, mit einem roth wollenen Reiherbusch, reitend auf einem rothen – nach einer andern Erzählung ebendaselbst, Nr. 42, auf einemschwarzen Pferde. Beide Angaben habe ich indessen, trotz vielfacher Erkundigungen an Ort und Stelle, nicht bestätigt finden können. Vergl. Grimm d.M., 2. Ausg. 892.

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TextGrid Repository (2012). Lyncker, Karl. Sagen. Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. 5. Das durstende Heer. 5. Das durstende Heer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2627-5