Seerose

Rote Rosen, stolz und prächtig,
Blühen in der Gärten Rund,
Eine weiße wiegt sich nächtig,
Wurzelnd in der Welle Grund.
Ihre zarten bleichen Wangen
Färbte nie der Erde Lust,
Nur ein stilles Traumverlangen
Blieb das Sehnen ihrer Brust.
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Gerne spräch' sie mit den Sternen,
Aber wenn sie kaum erwacht,
Müssen jene sich entfernen,
Folgend ihrer Mutter Nacht.
Goldne Blätter wirft hernieder
Vom Gestad ein stolzer Baum,
Und sie hascht darnach, und wieder
War es nichts als nur ein Traum.
Denn das Laub, wie Purpur glühend,
Färbte nur der Herbst so rot,
und sie selbst sinkt nun verblühend
Mit hinunter in den Tod.

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TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 2. Reiseblätter. Seerose. Seerose. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-F296-8