Johann Anton Leisewitz
Die Pfandung
[1591]Frau, liegst du? so tu ich das Licht aus. Dehne dich zu guter Letzt noch einmal recht in deinem Bette. Morgen wird's gepfandet. Der Fürst hat's verpraßt.
Bedenk einmal das wenige, was wir ihm gegeben haben, gegen das Geld, was er durchbringt; so reicht es kaum zu einem Trunke seines köstlichen Weins zu.
Das ist erschrecklich, wegen eines Trunkes zwei Leute unglücklich zu machen! Und das tut einer, der nicht einmal durstig ist! Die Fürsten können ja nie recht durstig sein.
Aber wahrhaftig! wenn auch in dem Kirchengebet das kommt: »Unsern durchlauchtigen Landesherrn und sein hohes Haus«, so kann ich nicht mitbeten. Das hieße Gott spotten, und er läßt sich nicht spotten.
Freilich nicht! – Ach! ich bin in diesem Bette geboren, und, Wilhelm, Wilhelm! es ist unser Brautbett!
Bedächte ich nicht meine arme Seele, so nähm ich mein Strumpfband, betete ein gläubig Vaterunser, und hinge mich an diesen Bettpfosten.
Gut! An jenem Tage ich, dieses Seufzen und [1591] Schreien auf einer Seite – der Fürst auf der andern! Ich dächte, ich wäre gerächt.
Wenn du an jenen Tag denkst, wie kannst du so reden? Da seid ihr, der Fürst und du, ja einander gleich.
Das wolle Gott nicht! Siehe, ich gehe aus der Welt, wie ich über Feld gehe, allein, als ein armer Mann. Aber der Fürst geht heraus, wie er reist, in einem großen Gefolge. Denn alle Flüche, Gewinsel und Seufzer, die er auf sich lud, folgen ihm nach.
Desto besser! – So sieh doch dies Leben als einen heißen Erntetag an! – Darauf schmeckt die Ruhe so süß; und dort ist Ruhe von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen! Du hast recht, Frau. Laß sie das Bette nehmen, die Unsterblichkeit können sie mir doch nicht nehmen! Schlaf wohl.
Und der Fürst und der Vogt sind ja auch unsterblich. – Gute Nacht! Ach, morgen abend sagen wir uns die auf der Erde!