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»Dar sin de elwen ane«, sagt man von einem, der elend aussieht. Brockhausen, Eisborn.
Vgl. Woeste, Volksüberlieferungen, S. 41, und Norddeutsche Sagen, Gebr., Nr. 339, wo die Krankheit selbstelben genannt wird, sowie unten Nr. 242, wo die Heimchen an der Elben Stelle treten; Grimm, Mythologie, S. 430, 967. Grimm (Mythologie, S. 967) sagt: »Jener krankhaft blödsinnige Zustand der Menschen, von denen es heißt, die Elben haben es ihnen angethan (S. 430), ist unverkennbar analog dem Beseßenwerden von Teufeln. Die Verschiedenheit beruht darin, daß nach heidnischer Ansicht eine Wirkung der Geister nur von außen her stattfand, nach jüdischer, morgenländischer und christlicher aber die Teufel in den Leib des Menschen einkehrten und wenn der zauberhafte Zustand aufhören sollte, förmlich ausgetrieben werden mußten.« Dagegen sprechen solche Redensarten, wie die Elben haben, einem beibringen, Motten, Raupen im Kopf haben, wonach der Alp als leiblich in den Menschen einziehend gedacht werden muß, gerade wie der Teufel, der hier als Donar, das Haupt der Elben, zu denken ist. Das beweist auch eine wichtige Stelle des Brîhad Aranyaka (herausgeg. von Poley), S. 80, wo Bhujyu Lâhyâyani erzählt, wie er bei den Madrâs, einer nordwestlichen Landschaft Indiens, die Tochter des Patanjala [19] Kâpya im Zustande der Verzückung (gandharvagrĭhîta, von einem gandharva ergriffen, beseßen) angetroffen. »Patanjalasya grĭhân aima tasyâsîd duhitâ gandharvagrĭhîtâ tam aprĭchâma ko' sîti so bravîd, Sudhanvângirasa iti« u.s.w., d.h. wir gingen zu des Patanjala Haus, dessen Tochter war von einem Gandharva ergriffen, den fragten wir: »Wer bist du?« er antwortete: »Sudhanvan der Angirase.« Also auch hier fährt das halbgöttliche Wesen in den Menschen und redet aus ihm. Was aber von ganz besonderer Wichtigkeit ist, Sudhanvan der Angirase ist der Vater der Ribhu, deren Identität mit den Elben ich mehrfach, zuletzt in der Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, IV, 109 fg., besprochen habe. Die Gemahlin des Patanjala Kâpya ist ebenfalls gandharvagrĭhîta, und als dieser Gandharva gefragt wird, wer er sei, antwortet er, daß er Kabandha der Atharvane sei, worauf er dem Kâpya die Frage vorlegt: »Kennst du wol, Kâpya, den Faden, durch welchen diese Welt und jene Welt und alles Gewordene verbunden wird?« und zur Antwort erhält, daß es der Wind sei. Die Angirasen und Atharvanen stehen aber in vielfach enger Verbindung miteinander und sind beide Feuerpriester; wenn demnach durch den Ausdruckgandharvagrĭhîta gesagt wird, daß ihnen auch die Bezeichnung Gandharva zukomme, so geht daraus hervor, daß man zu dieser Zeit mit Gandharva noch nicht den spätern Begriff einer von den heiligen Vätern der Vorzeit verschiedenen Götterschar verband, sondern wie in der Zeit der vedischen Lieder noch höhere göttliche Natur ihnen beilegte. An Weisheit sind sie besonders hervorragend, ebenso die Ribhus, und wie diese Eigenschaft auch den Zwergen besonders beiwohnt und sich auch bei diesen in der Aufgabe von Räthseln und schwierigen Fragen kund gibt, so haben Gandharven und Zwerge auch die Liebe zu den Frauen gemein; weitere Nachweise sehe man bei Weber, Indische Studien, I, 83, 217. Wie ferner die Mahren oder Elben auch Pferde reitend dargestellt werden, so sind die Gandharven-Rosse berühmt, die Gandharven werden selbst geradezu als Rosse gedacht, und ich habe durch ihre Gleichstellung mit den Kentauren gezeigt, daß auch diese Vorstellung eine uralte sein müße. Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, I, 513 fg.