[83] Auszgiessung Gottes desz heiligen Geistes
Fußnoten
Sichtbare Außgiessung Gottes deß heiligen Geistes.
1 Hier fordert unser Himmlischer Seelenbräutigam zweene gantz widerwertige Winde auf/ denn der Nordwind/ so von Mitternacht herwehet/ rauh und kalt ist; Der Sudwind aber/ so von Mittag herbläset/ist ein warmer Regenwind und den Blumen schädlich: Hiermit wolte der traute Heiland anzeigen/ daß es über seinen lieblichen Kirchengarten und dessen schönen Gewächsen und Blumen viel Wetter geben würde/ ja darinnen offt gantz widerwertig daher gehen/ nach Außsage unsers in allen Wissenschafften tiefgelehrten und dahero unvergleichlichen Dilherrns an dem 106 Blate der Andachten über das Königliche Brautlied Salomonis.
2 πεντηκοστὴ, die Jüden feireten ihre Pfingsten zur Wiedergedächtnis der mit Gottes Finger geschriebenen und Most übergebenen Gesetztafeln: Wir aber im Neuen Testament/ weil der heilige Geist über die Mundbotẽ und alle Gläubigen Gottes außgegossen worden. Vnsere haben ihren Namen vom 50. Tage nach der Auferstehung Jesu Christi/ jener nach Außführung der Kinder Israel auß Egypten.
3 Die Mahler bilden die Mundboten Gottes ab/ als wenn feurige Flämlein über ihren Häubtern gelodert/welches in H. Schrifft keinen Grund hat. Der Sprachkündige Schindler in seinem Hebreischen Wörterbuche bey dem Stamme ןשל, von welchem wächset ןושל eine Zunge/ erkläret den Griechischen Text also: Man sahe an ihnen unterschiedene oder zertheilete Flämlein/ die wie die Zungen zugespitzet waren.
4 Ist die Thürhüterin/ ob sie gleich der Syrer המלע eine Jungfer nennet/ so ist es doch nur eine schlechte Magd/ die nach Landesart auf die Thür bestellet gewesen. Wie aber diese Magd Petrum erkennet/ sind vielerley Meinungen/ einmal ist gewiß/ daß Petrus/als sie ihn das erste mal gefraget/ und er mit der Sprache nicht recht herauß gewolt/ auf die andere Zurede den Herrn schändlich verlaugnet. Sic ergo, sagt S. Augustin. ad unius auræ levissimæ impulsum, columna firmissima tota contremuit: Es hat sich durch ein schlechtes anwehendes Lüfftlein die vestgegründete Seule gantz erschüttert.
5 Wie das Wasser/ sagt Granatensis/ das von Natur schwer ist/ und unter sich steiget/ wenn es zum Feuer gesetzet und siedend wird/ vergisset es seiner Natur/steiget über sich, kan nicht in dem Geschirr behalten werden/ sondern wallet und strudelt herauß: Also die Mundboten Gottes/ von dem Himmelsfeuer entzündet/ können sich nicht länger halten/ sondern brechen herauß in das Lob und freie Bekäntnis GOTTES.
6 Weil er/ ob er sich wol nicht weit verwandert/ jetzt in allen Sprachen/ die unter der Sonnen mögen gefunden werden/ die grossen Thaten Gottes lehret. Ja es ermannen sich die beide Fischer Petrus und Johannes vor Hannas und Caifas/ den Christum/ den diese unlängsten zum Tode verdammet/ standhafftig zu bekennen/ in Apostolisch. Geschichten am 3. vers. 8. 9. 10. 11.
7 Die H. Stadt Jerusalem ist anfänglich Salem genennet worden/ im 1. Buch Mos. 14. v. 18 םלש ךלמ קדצ-יכלמ Melchisedech/ der König von Salem/ welcher sie auch erbauet. Josefus im 1. Buch von Jüdischen Geschichten am 20. Cap. Nachmaln ist sie von den Jebusitern erweitert/ bevestiget und םילשורי Jerusalem genennet worden/ nicht/ wie etliche wähnen/daß es zu Teutsch eine Friedenburg oder Friedestadt heissen solte/ in Ansehen/ daß die Abgöttischen Jebusiter an diesen Frieden niemaln gedacht/ sondern von וארי und םלש das ist/ Fürchtet Salem/ denen/ die sich wider diese Stadt empöretẽ/ eine Furcht einzujagen. Josua kunte sie nicht einnemen. David/ als der sie belagert/ wurde schimpflich gnug von ihnen angelassen/er solte nur mit seinen armen Leuten zu Hause bleiben/ die Blinden und Lahmen/ die in der Stadt weren/würden ihn abtreiben/ 2. Sam. 5. v. 6.
8 Sind Völker in Persien/ derer Haubtstadt heissetHecatompylos, weil sie hundert Thore hat.
9 Ist/ was der Lateinische Poet saget: Sole perustus Arabs. Es sind aber unterschiedliche Arten der Mohren/ darvon können die Landerfahrnen zu Rahte gezogen werden.
10 Hirkania ist eine fruchtbare und ebene Landschaft in Asien/ gegen Morgen stösset an sie das Hirkaner oder Caspische Meer. Besihe D. Flemming in der Persischen Reise.
11 Tigris ist ein treflicher Fluß/ heist von der Geschwindigkeit also (denn Tigris ist bey den Meden ein Pfeil) er entspringet in Armenien auß einem klaren und hellen Brunnen/ rinnet anfänglich stille/ gehet durch den See Arethusa/ derer beiden Fische sich doch niemaln vermengen/ die so in dẽ See/ treten nicht in den Fluß/ noch die in dem Flusse/ in den See/so bald er an den Taurus kömt/ fält er in eine Klufft/auf der andern Seitẽ steiget er mit Vngestüm wieder herauß/ darnach geht er 25 Meilen unter der Erden in verborgenen Gängen/ so bald er wieder gesehen wird/giessen sich viel Flüsse in ihn auß/ er unterscheidet Syriẽ und Mesopotamiẽ/ der Frat und Hydaspes fliessen auch in ihn/ mit diesen geusset er sich mit zweyen gewaltigen Strömen in das rohte Meer: Cluverius.
12 Es sind zweyerley Libyen/ das innere und eusere Libyen. Im inneren Libyen wohnen Völker/ welchen kein Gifft schadet/ das eusere Libyen stösset an Morenland/ da die Leute vor grosser Hitze in den Hölẽ wohnẽ. In derer Haubtstadt Garamant ist der Brunnen Dubris/ der deß Tages zehenmal eiskalt/ und deß Nachts zehenmal fiedendheiß wird.
13 Ist eine auß den fünf Städten Libyens/ von Pferden berühmt. Auß dieser Stadt ist bürtig gewesen Simon/der dem Herrn Christus das Zwergholtz deß Creutzes nachgetragẽ. Es hat diese Stadt eine eigene Schule zu Jerusalem gehabt/ in Apost. Gesch. am 6. vers. 9. Warüm aber Gott der H. Geist am Pfingstfeste/ da allerley Volk/ das unter dem Himmel ist/ zu Jerusalem war/ außgegossen worden/ ist dieses die Vrsache/daß/ wie er im Osterfeste gelidten und gestorben/ also daß die gantze Welt diesen Christum sehen am Creutze hangen: Also muste nun auch die Lehre dieses Christus die gantze Welt hören/ und mit diesen Völkern außgehen in alle Lande/ und lauffen biß an der Welt Ende.
14 Freilich wol kunte ein jeder Apostel mit Elihu sagen: Ich bin der Rede so voll/ daß mich der Athem in meinem Bauch ängstet/ Sihe/ mein Bauch ist wie der Most/ der zugestopffet ist/ der die neuen Fasse zerreisset/ Hiob. 32. vers. 18. 19. Granatensis.
15 Freilich waren sie trunken vom Himmel/ der Herr hat ihnen volleingeschenket/ Ps. 23. daher vergassen sie ihres Leides/ was sie bißher verschwiegen/ das breitetẽ sie jetzo auß/ sie waren frölich und getrost/die vor einfältigen Laien vberteuben jetzt die scharfsinnigsten Redner und aufgeblasenen Fariseer.
16 Es war nunmehr an dem/ daß das Schifflein Christi ablauffen/ und mit der Lehre deß H. Evangelii in die weite Welt hinschiffen solte/ darüm war hierzu ein starker Wind von nöhten. Diß liebe Kirchenschiff hatte bißanhero geankert und auf guten Wind gewartet/ nun hebet er an zu blasen/ und zwar zimlich stark/alsbald hört man den Klang der Trommeten/ das Geschrey der Boßknechte/ die Anker werden aufgezogen/der Mastbaum aufgerichtet/ die Segel außgespannet/der Schiffmann stösset ab/ das Schiff laufft auß dem Port/ getriebe von dem Geist deß Herrn/ begleitet von den Engeln/ und sol in denen seligen Inseln deß Himmels anländen. Stegmann im Schwanen gesange.
17 Flaggen sind allerhand bunte Fähnlein/ welche theils zum Zieraht/ theils die Schiffe dabey zu erkennen aufgestekket werden. Flemming über die Salven vor Astrachan:
Der Spiele lauter Lerm/ der Flaggen rohtes Blut/
Der Haken tunkler Blitz/ der Stükken trübe Glut/
Das macht euch keine Furcht. – – – –
18 Es wird der H. Geist und die Lehre deß H. Evangelii/ die er mitgebracht/ mit einem fruchtbaren kühlen Abendregen verglichen/ Ps. 68. v. 10. Esa. am 55. v. 1. Vida im Lobgesange deß H. Geistes:
Tu matutinus, tu vespertinus, & imber
Aureus ille venis cœlo, sitientia corda
Nostra rigans, lætisque feracia frugibus exples.
19 Wenn nun keine Hertzstärckung/ kein Lebenswasser/ kein Trinkgold mehr fruchten will/ da muß Gott der H. Geist das Beste thu. Wenn uns Vatter/ Mutter/Bluts- und andere Freunde verlassen/ wenn die Augen brechen/ die Zunge stehet/ die Lippen verblassen/ die Lunge rasselt/ das Hertze pochet/ Hand und Fuß erstorben sind/ da flösset uns Gott der H. Geist die kräftigsten Labsprüche ein/ die da in der letzten Todesstunde Zeugnis geben unserm Geist/ daß wir Gottes Kinder sind. D. Förster im Festschreinlein.