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Nein! – Zwischen uns soll Friede sein,
Die weiße Fahne steck ich auf,
Daß in geharnischtem Verein
Wir wallen einen Siegeslauf.
Voran, voran, ihr Bittern,
In fegenden Gewittern!
Die Dichter aber schreiten nach
Mit klar gestimmten Zithern!
Ihr seid die feuerschwangre Kraft,
Vor der der gift'ge Dunst zergeht,
Sprengt den entlaubten Eichenschaft,
Der starr und dürr im Wege steht;
Doch funkelnd aufgezogen
Sind wir der Regenbogen,
Der von der Erd zum Himmel lacht,
Wenn das Gelärm verflogen.
Ihr werft die Götzen aus dem Haus
Im Heidentum, im Christentum;
Ihr jätet Dorn und Distel aus
Und pflügt den starren Acker um!
Doch wir auf Lenzesschwingen,
Mit Spielen und mit Singen,
Wir müssen in die Furchen dann
Den neuen Samen bringen.
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Ihr brecht die Bahn durch finstre Nacht,
Die Fackel in der sichern Hand;
Ihr seid die Vorhut und die Wacht,
Ihr sengt und brennt in Feindesland;
Vor der Posaune Schallen
Ist Jericho gefallen:
Vor eurer Tuba stürzen selbst
Des Himmels höchste Hallen!
Dann aber folgt der Sänger Schar,
Die einen neuen Himmel baut,
Darinnen man im Lichttalar
Den alten Gott der Liebe schaut!
Voran, voran, ihr Bittern,
In fegenden Gewittern!
Wir ziehen heilend, segnend nach
Mit hell gestimmten Zithern!