Uber alle beyde
Ihr seyd einander gleich an Ehr und Ruhm zu schätzen.
Ihr seyd einander gleich in täglichen Ergetzen/
Drum wundert es mich sehr/ weil gleich und gleich sich liebt/
Daß ein so gleiches Paar so große Feindschafft übt.
Natürlich singt ihr schön; der Tugend nach wie Eulen/
Die in der Finsterniß erbärmlich schreyn und heulen.
Drum streitet nicht darum; je besser eine singt/
Je häßlicher der Thon in keuschen Ohren klingt.
[191]Die eine sey so schön/ als Venus anzuschauen.
Die Venus lebte nie; ihr Bild war nur gehauen;
Bloß ward sie vorgestellt; Ihr Hertz war harter Stein/
Und war so tod als die/ die ohne Tugend seyn.
Du aber/ die sich itzt will einen Engel nennen/
Wird einst des Himmels-Strahl in deiner Seelen brennen:
So mahlest du gewiß dein vorig Bildniß hin/
Mit dieser Engels-Schrifft: fleuch eine Sängerin.