Als einer von See-Schaden disputirte/ und die Doctor-Würde erlangte/ in Nahmen anderer

Hoch-wehrtgeschätzter Freund/ der seines Fleißes Proben
Auf diesem Saal-Athen bißher bekandt gemacht;
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Wir suchen nicht hierdurch dein edles Thun zu loben/
Und wie du dein Talent so rühmlich angebracht.
Wir dencken nicht so wohl/ die Tugend raus zu streichen/
Als dir aus Freudigkeit/ wie Freunde darzuthun/
Wie sehr es uns ergetzt/ daß bey so edlen Zeichen/
Bey solcher Wissenschafft/ du dennoch nicht wilst ruhn.
Daß du den Schiffern gleich/ die einst die See durchfahren/
Zum neuen Lauffe schon die Seegel hast gespannt/
Und daß/ wenn sich in dir schon viele Künste paaren/
Dennoch zu mehren sey dein muntrer Geist entbrandt.
Das Meer der Wissenschafft hat mancher kaum erblicket/
Kaum hat er eine Fahrt/ die kurtz genug/ gethan/
So wird ihm der Compas durch Ungedult verrücket;
Denn landet er geschwind faulen Brüdern an.
Auf der Gelehrten See heißt dieses Schiffbruch leiden;
Den untersuchest du/ und fliehest ihn zugleich.
Ein Edler wird mit dir die faule Sand-Banck meiden/
Er greift das Ruder an/ die Schiffarth macht ihn reich.
Dem muß an Gut und Ehr das Strand-Recht alles rauben/
Der durch Begierden will sein eigner Sturm-Wind seyn.
Die den Sirenen mehr/ als wie der Pallas glauben/
Die sencken Gut und Blut selbst in Strudel ein.
Gewiß die wilde See hat nicht so viele Klippen/
Als eine hohe Schul/ in der viel Syrten sind.
Gesellschafft/ Spiel und Wein! und ihr verbuhlten Lippen/
Wer kennt und fliehet euch? ihr macht die meisten blind.
Zwar pflegt ein Schiffer auch den Ancker einzusencken;
So ruhet manches mahl ein froher Musen Sohn;
Sein Geist ermuntert sich/ wer will es ihm verdencken?
Er trägt auf kleine Rast zweyfache Krafft davon.
Denn fähret er/ wie Du/ Hochwehrter Freund gefahren/
Sieht allen Sturm zur See mit Weißheits Augen an.
Urtheilt von Eigenthum der ausgeschmißnen Wahren/
So standhafft/ und gelehrt/ wie Du anitzt gethan.
Wir freuen uns mit dir/ daß die gelehrten Blätter/
Die Sturm und Unglücks voll/ Du wohl durchsegelt hast/
Dich grüß' auf dieser See hinfort beliebtes Wetter/
Nach diesen aber auch Ehr- und Vergnügungs Rast.

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TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Gedichte. Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte. Galante und Vermischte Gedichte. Als einer von See-Schaden disputirte. Als einer von See-Schaden disputirte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-865C-2