[43] Die Dioskuren

Ihr edeln Brüder droben, unsterbliches
Gestirn, euch frag ich, Helden, woher es ist,
Daß ich so untertan ihm bin und
So der Gewaltige sein mich nennet.
Denn wenig, aber Eines hab ich daheim, das ich,
Da niemand mag, soll tauschen, ein gutes Glück,
Ein lichtes, reines, zum Gedächtnis
Lebender Tage zurückgeblieben.
So aber er gebietet, dies Eine doch,
Wohin ers wollte, wagt ich mein Saitenspiel,
Samt dem Gesange folgt ich, selbst ins
Dunkel der Tapferen, ihm hinunter.
»Mit Wolken«, säng ich, »tränkt das Gewitter dich,
Du spöttischer Boden, aber mit Blut der Mensch,
So schweigt, so heiligt, der sein Gleiches
Droben und drunten umsonst erfragte.«

Notes
Fragment einer dritten Fassung der Ode »An Eduard«. Entstanden wohl 1802, Erstdruck 1916.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hölderlin, Friedrich. Die Dioskuren. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7A34-6