1. Ein himmlisches Gemüthe
Ein himmlisches Gemüthe, so Geist und Feuer hält,
Und nicht nur dem Geblüte zum Diener ist bestellt,
Schaut des Gelückes Gaben,
Und alles, was wir haben,
Mit halben Augen an.
Es reißt der Schönheit Gläntzen nicht seinen Fürsatz ein,
Er kennt der Liebe Gräntzen, und weiß den falschen Schein
Dem Wesen abzuziehen,
Und alles diß zu fliehen,
So uns verleiten kan.
Er lacht mit leeren Händen, die Unschuld ist sein Gold;
Gebrauch kan ihn nicht blenden, die Tugend ist sein Sold.
Immittelst Roth und Schmertzen
Bleibt in dem reinen Hertzen,
Die Hoffnung unverwand.
Er liebt auff dieser Erden nichts mehr, als Geist und Gott,
Er mag kein Ketzer werden, verehren Staub und Koth,
Es trennen seine Sinnen
Mit eisernem Beginnen
Der Erden faules Band.
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Wann alle Felsen wancken, so bleibt er unberührt,
Beschlossen in dem Schrancken, der uns zum Himmel führt:
Und denckt, wie diese Sachen,
So uns offt knechtisch machen,
Verrauschen mit der Zeit.
Er traut ihm nicht zu bauen auff Wasser und auff Sand,
Will nicht der Erden trauen, und sucht ein festes Land.
Worauff er Hoffnung setzet;
Und was ihn recht ergetzet,
Ist Gott in Ewigkeit.