Ghaselen

Prolog

Warum willst du mit Ghaselen
Die geduld'ge Muse quälen?
Lieder dichte, drin sich zwanglos
Sinn und Reim von selbst vermählen,
Wie sie hold von Mädchenlippen
Tönen und aus Vogelkehlen! –
Also werden meine Feinde,
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Werden meine Freunde schmählen.
Doch bedeckt: nicht steht's dem Dichter
Frei, sich seine Form zu wählen;
Er gehorcht geheimnisvollen
Seines Genius Befehlen.
Platen wagte, Schiras' Gärten
Sehr ausgiebig zu bestehlen,
(Ganze hundertsechsundfünzig
Hafislieder konnt' ich zählen!)
Und er wußte viel vom Schenken
Und vom Liebchen zu erzählen,
Im Gedicht; denn ach, im Leben
Sollt's ihm oft an beiden fehlen.
Mich, den weltentrückten Alten,
Kann allein der Wunsch beseelen,
Auf den Vollklang dieser Reime
Lauschend, mein Gemüt zu stählen
Und aus mancher bittren Schale
Mir den Kern herauszuschälen.

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TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Ein Wintertagebuch. Ghaselen. Prolog. Prolog. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6840-0