[161] 3.
Gedenkst du noch der Zeit,
Da wir uns alles waren?
Die liegt so weit, so weit!
Ich noch so unerfahren,
Du schon durch Leid gereift,
Todmüd in jungen Jahren.
Lang war ich umgeschweift,
Doch gleich in deinem Banne,
Als mich dein Blick gestreift.
O Lieb', in kurzer Spanne
Schufst du das Weib zum Kind,
Den jungen Fant zum Manne.
Es kam ein Wirbelwind
Und fuhr in unsre Flammen –
O Wonnen kurz und blind!
So standen wir beisammen,
Von Reue nicht geschreckt,
Noch von der Welt Verdammen.
Was ward in uns geweckt,
Das unsre Seelenbrände
Mit eis'gen Schauern deckt'?
Ist's möglich? So zu Ende,
Was kaum noch so begann?
Kein Wort? kein Druck der Hände?
Und Jahr um Jahr verrann
Wie unter Eiseshülle,
Was auch die Parze spann.
Wie hast du nur so stille
Die Zeiten durchgeharrt?
War's Schicksal? war's dein Wille?
[162]
Kein Hauch der Gegenwart
Von mir zu dir, wenn selten
Genannt dein Name ward.
Zwei ferne, fremde Welten
All unser Freud' und Leid,
Die einst so nah gesellten –
Gedenkst du noch der Zeit?