[190] XXV.
Gellerts Tod.
Als Gellert jüngst, den manche Schöne
Aus Mode liest und liebt, der eiteln Welt entfloh,
Beklagten Doris und Klimene,
Die Karten in der Hand, des Dichters Asche so:
»Madam, Sie werden schon die schlimme Nachricht wissen?« –
Sie geben – Nein! Was ist's? – »Ach Gellert ist nicht mehr« –
Ist's möglich? Ey Madam, das jammerte mich sehr! –
»Sie heben ab« – So früh ward er der Welt entrissen?
Er ist kein Jüngling mehr, allein – »Sie haben Recht!« –
Ich habe schlecht gekauft – »und ich nicht minder schlecht!
Kein Sechsziger will heute mehr gelingen« –
Fünf Blätter! – »Sie sind gut« – Ein niedliches Genie! –
»Wie wird ganz Deutschland ihn besingen!« –
[191]Ich liebt' ihn ganz gewiß, Madam, so sehr, als Sie –
»Die Quart in Coeur, die Terz in Trefle, gelten die?« –
Ja, warf ich Pik nicht weg, könnt' ich die Quinte haben.
Man hat ihn wohl mit vielem Pomp begraben? –
»So, so!« – Er starb, woran? – »An der Hypochondrie.«
Drey Damen! – »Nein, drey Könige sind besser.« –
Ich zähle zwölf. – »Nie war ein Dichter grösser –
Und frömmer. Was er schrieb, erbauet, wie ein Spruch« –
Weiß es Kleanthis schon? – Sie wird ihn sehr beklagen! –
»Coeur Aß!« – Ich habe noch drey Buben anzusagen –
Sie wußte fast sein ganzes Fabelbuch –
»Und meine Pachterinn singt alle seine Lieder« –
Hier trat das Mädchen ein: Madam! – »Was giebt es wieder?« –
Erschrecken Sie sich nicht, ihr kleiner Hund – »Joli« –
Erblaßt fährt Doris auf, ihr zittern alle Glieder:
»Joli! was ist's? Was bringt ihr? Redet! Wie?« –
Er hat den ganzen Tag auf Ihrem Bett gelegen,
[192]Nicht essen und nichts trinken mögen,
Und ächzet laut. – »Das allerliebste Vieh!«
Krank ist er? krank! – Madam, Sie werden mir vergeben. –
»Holt einen Doktor her! Geschwind, ich muß ihn sehn.
O den Verlust könnt' ich nicht überleben!
Wo ist er? – Kommt! Es ist um mich geschehn!« –
Ein Ungenannter.