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Mache dir die Zeit zu Nutze
Nach dem Masse deiner Kraft,
Seele! Uns gehört vom Leben
Nur was der Moment errafft.
Mit dem Leben lässt der Himmel
Sich bezahlen was er gab:
Ford're sorglich stets dem Glücke
Den Tribut der Freuden ab.
Horch dem Rathe der Verliebten:
Tritt zum Freudenthor herein;
Alles Glück der eitlen Erde
Mag der Sorge werth nicht sein.
Schweige von der Lust des Zechers
Vor den Frömmlern; denn man spricht
Mit nicht eingeweihten Ärzten
Von geheimen Leiden nicht.
Pflanz', o Gärtner – ich verbiet es –
Scheide ich dereinst von hier,
Keine andere Cypresse
Als den Freund an's Grabmal mir!
Nimmer weiss der Krugzerbrecher,
Dass der Ssofi eine Art
Von Granatrubinen heimlich
In dem Hause aufbewahrt.
Und du geh'st und deine Wimper
Taucht ins Blut der Menschen sich!
Allzu rasch geh'st du, o Seele,
Du ermüdest, fürchte ich.
Lass, o Zuckermund, die Frommen
Für dich beten bei der Nacht:
Salomons geweihtes Siegel
Schützt ja eines Namens Macht.
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Vor dem Pfeile deiner Augen
Hütete mein Herz sich zwar,
Doch der Schütze deiner Brauen
Droht durch Schlauheit ihm Gefahr.
Fort ist mein Geliebter Joseph:
Euer Mitleid fleh' ich an,
Brüder! da ich tief bekümmert
Sah den Greis von Canaan.
Einem Frömmler, der bereuet,
Bringt die Weinlust sichern Tod:
Weiser, unterlass ein Handeln
Das dir mit der Reue droht!
Tritt herein zu meinem Thore,
Dass ich klatsche in die Hand,
Weil durch dich, mein Gast, in Wahrheit,
Sich ein Licht mit mir verband.
Sollst Hafisen, den Zerstreuten,
Sammeln durch ein holdes Wort:
Sind doch deine Lockenringe
Der Zerstreuten Sammelort.
Schönes Bild und Herz von Marmor,
Nimmst du meiner dich nicht an,
Sage ich Ăssāf dem Zweiten,
Was du mir schon angethan.