An die Sammlung
Die du dein Haus entfernt von Menschen baust,
Steig nieder auf mein Flehen, Sammlung, du,
Ergreif mit starker Hand die irren Triebe,
Die Kräfte, die ins Weite haltlos streifen,
Zwing dein Gebiß in ihren starren Mund,
Und lenke sie am Zügel, klug verkürzt,
Zum Ziele, dem olympischen des Siegs.
Was Großes wird, des bist du Mutter ja,
Und wo du nicht bist, da zerfällt in Staub
Das Götterbild der Menschheit und zerbröckelt,
Wie Mauersteine, deren Bindung wich.
Der Sohn der Erde tritt in die Natur,
Sein Auge sieht: ein stummes, totes All,
Sein Ohr vernimmt: ohn Inhalt, wirre Töne,
Die Hand ergreift, läßt fahren und faßt wieder;
Was ihn umringt, es ist ein Vieles nur,
Und er ein Nichts im Vielen, das kaum Etwas.
Da steigst du nieder in den engen Kreis,
O Himmlische, und heißt und lehrst ihn gatten
Dem Ohr das Aug, dem Aug die sichre Hand;
[210]Die Zunge spricht es aus, was sie gewonnen,
Und der Gedanke tritt, ein Neugeborner,
In die dem Chaos abgestrittne Welt.
Ein schneller Läufer, rennt er seine Bahn
Und hat er sich in Haus und Feld gesättigt,
So geht er und mißt Stern und ahnet Welten.
Mich hat der Menschen wildbewegtes Treiben
Im Innersten verwirret und zerstört.
Nach dem Erliegen rief ich, wie der Müde
Den Schlummer ruft – zerstreuendes Vergessen,
Und wiegte mich auf seinem weichen Pfühl.
Nun aber schlägt die Stunde des Geschäfts,
Ich rufe Kraft und Mut, allein sie schweifen,
Des sorglos müden Leiters Hand entschlüpft.
Komm, Sammlung, du und hilf mir sie vereinen;
Einmal geweckt, treibt sie die eigne Glut.