[28] Freuden-und Wunschgedanken / bey Lesung der H. Schrifft
Es ist die Heilig Schrifft ein Himmel Thau der Seelen;
Sie kühlt / sie labt / sie frischt / die Geistverschmachtet Erd;
ietz grünt sie / blüht und lacht / ohn' einige Beschwerd /
als dieser Perlen Safft ihr lieblich kühlt die Kählen.
O Herr / wer wolte nicht diß edle Labsal wehlen /
und wollen / daß er stäts damit getränket werd?
Ach mit was Freudigkeit besieg' ich die Gefärd'!
auch alles Leid und Streit / kan ich zu frieden zehlen.
O süsses Nectar Trank! laß mich dein brunn-Chor seyn /
und flüsse durch die Röhr des Geistes in mich ein:
Laß' ein schön Wasserwerk aus diesem Brunnen springen /
den Garten dieser Welt zu wässern / daß er grünt /
und Tugend-Blumen zeugt' / auch Himmelsfrücht mög bringen;
dadurch Gott werd geehrt / dem Nächsten auch gedient.