[191] Sehnlichs Verlangen nach vorgenossenen Geistes-Freuden
Qvelle mir / mein Himmel-Nectar / unerschöpffter Weißheits-Brunn!
wann ich nur ein Tröpflein könd von des Geistes Einfluß spühren /
wann die Herzen Geister sich möchten durch sein Regen rühren /
wann ich nur noch einmal hätte solch' ein viel beglücktes Nun!
Ach daß mir das schöne Bild also eilend doch entrunn!
wann wird mich dein Gnaden-Trieb mehr in diesen Lust-Wald führen /
wo die Himmlisch Nachtigal lieblich pflegt zu tireliren /
wo der Weißheit-Safft so süsse schnell und hell vorüber runn /
daß ich auf ein Hoffnungs- Gras mich fein sanfft könt niderlassen /
macht von Trost- und Freuden-Blumen einen Wunder bunten Kranz /
schöpffte aus dem klaren Brunn kühlen Safft und Krafft dermassen /
daß von süssen Lieblichkeiten ich in Lust verzucket ganz
schlüß die Sorgen-Augen zu / und entschlieff in vollen Freuden!
wollst so dein verlohrnes Schaf / Edler Schöpffer Schäfer weiden!