[Lied eines Schweizers an sein bewafnetes Mädchen]
Mein Herr.
Ich fühl ein Vergnügen nur halb, wann sie es nicht mitgeniessen; werden sie hier nicht ein Lied mit Vergnügen lesen, das ich vorgestern in einem Band von uralten, ohne [148] sonderliche Wahl zusammen geschriebenen Geschichten und Liedern gefunden? Es schildert die Empfindungen, die vor etwa 400 Jahren ein junger Schweitzer gefühlt, da er sein Mädgen, oder seine Buhlschaft im Harnisch sahe. Sie müssen wissen, daß die Mädgen jener Zeiten, wann sich ein Feind an ihre Mauern wagte, Scherz und Spiel verliessen, sich mit Helm und Harnisch bedeckten, und bewafnet an der Männer Seite fochten. Bedenken sie doch, wie schön diß muß gelassen haben, wann ein Heer von Mädgen unter blankem Harnisch den kleinen Fuß Glieder-weis durch die Stadt fortsetzte; wär ich Feind gewesen, ich hätte allemahl mein Leben gewagt, ein Paar von diesen Heldinnen zu meinen Kriegs-Gefangenen zu machen, oder ich hätte mich willig als ihr Gefangener hingegeben. Doch hier ist das Lied:
[151] Ich hab es in unsre Sprach übersetzt, weil sie der Alten nicht mächtig sind; gefällt es ihnen nicht recht wohl, so geben sie der Ubersetzung Schuld.
Wie leben sie mit ihrem Mädgen? In wenig Tagen werd ich sie besuchen: Ihr braunes Aug soll mich dann wieder schalkhaft anlachen, wann ich ihr noch einmahl sage, daß ein Kuß von ihr mich ganze Tage froh macht. Leben sie wohl!