Ihr klugen Jungfraun
Ihr klugen Jungfraun
In eurer Kammer,
O schlummert nimmer,
Rüstet die Lampen!
Längst schwand in der Ferne
Des Abendrots Pracht;
Schon künden die Sterne
Die Mitte der Nacht.
Seid munter und wacht!
Wie lang wird es währen,
So nahet der Bräutigam,
Der König der Ehren.
Drum schlummert nimmer,
Rüstet die Lampen!
Nun salbt euch mit Düften!
Legt an das Geschmeid'!
Umgürtet die Hüften
Mit purpurnem Kleid!
Der Herr ist nicht weit.
Auf güldnen Geschirren
Bald gilt's ihm zu zünden
[139]Weihrauch und Myrrhen.
Drum schlummert nimmer,
Rüstet die Lampen!
Durch Wälder und Wogen,
Durchs finstere Land,
Still kommt er gezogen,
Die Kron' in der Hand.
Sein Herz ist entbrannt
Von himmlischer Minne;
Doch forschend verzieht er,
Zu prüfen die Sinne.
Drum schlummert nimmer,
Rüstet die Lampen!
Weh denen, die liegen,
Vom Schlaf unterjocht,
Wenn endlich, die Stiegen
Beschreitend, er pocht.
Verlöscht ist ihr Docht.
Verstoßen vom Funkeln
Des Festes dann gehn sie
Und weinen im Dunkeln.
Drum schlummert nimmer,
Rüstet die Lampen!
Doch die da sich schmückten
Und warteten sein,
Er führt die Entzückten
Zur Herrlichkeit ein.
Holdseliger Schein
Ist drinnen ergossen,
Wo hoch um das Lager
Die Lilien sprossen.
Drum schlummert nimmer!
Rüstet die Lampen!