35. Auf des ehrnvesten und manhaften Herrn Heinrich Schwarzen, fürstl. holstein. Großgesandten bestalten Hofemeistern seinen Namenstag

1635 Juli 14.


Der Sonnen güldnes Rad begunte vor zu steigen
und seinen Lebensglanz der muntern Welt zu zeigen,
zu der Zeit, wenn das Dorf zu Felde pflegt zu gehn
und die erwachte Stadt allmählich aufzustehn.
Das rege Federvolk, das sang mit süßen Stimmen
den jungen Tag laut an, der Fisch, der ging zu schwimmen
aus seinen Ufern vor, der Frosch, der Wäscher, rief,
es war schon alles auf; nur ich lag noch und schlief.
Der angenehme Ton der trillenden Fonteinen
und der gesunde Klang, der in den kühlen Hainen
sich von den Westen regt, und ander süßes Tun,
das hielte meinen Sinn und hieß mich länger ruhn.
Cupido wards gewar und sprach in seinen Sinnen:
Soll mir der Schläfer denn so frei ausgehen können?
Das muß fürwar nicht sein. Besann sich hin und her,
erfunde diß und das, bis endlich ohngefähr
aus seiner schwarzen Burg ihm Morpheus kam entgegen.
Komm, sprach er, Traumgott, komm! ich will des Rates pflegen,
den du mir geben kanst. Den, sprach er, als er mich
sah liegen, halte mir, so lange bis ich dich
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ihn heiße lassen gehn! Er nahm den Kranz vom Mohne
und setzte mir ihn auf, legt eine blühnde Bohne
auf meinen stillen Mund und stieß mich dreimal an
mit dem, das alles sonst zum Schlafe zwingen kan,
ich meine seinen Stab. Cupido stund indessen
und brachte mir diß vor, was ich nun meist vergessen,
den hochbetrübten Traum. Die Zeit war kommen an,
und war doch keinem nicht zuvor sie kund getan,
daß wir, o Revel, dich geschwinde solten meiden.
Es ging so schnelle zu. Wir solt- und musten scheiden.
Und was das härtste war, so hatte Keiner nicht
von uns so viel der Zeit, daß er das Augenlicht
der Liebsten könte vor, wie sichs gebührt, gesegnen.
Es war ein trüber Tag, begunte stark zu regnen;
doch hielt' uns nichts nicht auf. Wir solt- und musten fort.
Wir zogen aus und ab, und keiner sprach ein Wort
für Angst dem andern zu. Zudem nun Pferd' und Wagen
mit starkem Ungestüm' hart auf einander jagen,
so wach' ich Müder auf und werde bald gewar,
daß es nur sei ein Traum, der mich in die Gefahr,
in solches Leid gesetzt; hub drauf als neugeboren
zu leben wieder an. Und weil wir uns erkoren
vorlängsten hatten schon, den Freund zu binden an,
der sonst die Jungfern auch noch wol vertragen kan,
und sie ihn wiederum, so wolte sichs gebühren,
daß wir ihm diesen Traum zu Sinnen solten führen.
Nun wirst du sein bedacht, daß nicht die gute Zeit,
die wir noch leben hier, in bloßer Einsamkeit
so werde hingebracht! Und daß wir nicht erleben,
daß wir der Jungferzunft nicht gute Weile geben
und dankbar sollen sein, so tu' auf heute diß
und bitt' uns diese her, so kommen sonst gewiß.
Wir wollen uns anitzt, dieweil wir können, letzen
und, weils uns ist vergünt, mit ihrer Gunst ergetzen.
Wer weiß, obs manchen noch mag werden einst so gut,
daß er für Seiner kan erheben seinen Hut,
im Fall' er eilen muß? Tut, was Cupido heißet!
Nimm dieser Zeit recht war, eh' sie sich dir entreißet,
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und sieh den lieben Tag so manches gutes Mal,
bis daß man einsten fängt im Feuer einen Al!

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TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Poetische Wälder. 4. Von Glückwünschungen. 35. Auf des ehrnvesten und manhaften Herrn Heinrich Schwarzen. 35. Auf des ehrnvesten und manhaften Herrn Heinrich Schwarzen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-AB95-3