[174] 9. Excelsior
(Longfellow.)
Die Nacht lag auf den Alpen schwer,
Da zog ein Jüngling noch umher,
Ein Banner tragend weit durchs Land,
Auf dem der fremde Wahlspruch stand:
Excelsior!
Das Antlitz bleich, das Auge klar,
Der Blick ein Strahl und wunderbar
Die Stimme, hell wie Schwerterklang
Und süß melodisch, wenn er sang:
Excelsior!
Rings aus den stillen Hütten bricht
Wie trauter Gruß des Herdes Licht;
Die Gletscher drohn, Gespenstern gleich,
Er aber lispelt warm und weich:
Excelsior!
Ein alter Dörfner warnt: »O laß
Dein nutzlos Müh'n, geh nicht fürbaß;
Ein grauser Schneesturm fliegt herbei.«
Der Jüngling ruft: Die Bahn ist frei;
Excelsior!
[175]
Ein Mädchen fleht: »O halte Rast;
Sei meiner Heimat lieber Gast«;
Des Jünglings Wimpern sind betaut,
Doch unbezwungen singt er laut:
Excelsior!
»Entfleuche dem Lawinenball,
Der Föhren Dröh'n, der Wasser Schwall!«
Das ist des Alten letztes Wort.
Hoch in den Bergen tönt es fort:
Excelsior!
Und als es wieder Morgen war,
Drang zu der frommen Brüderschar
Sankt Bernhards, wie aus tiefer Gruft,
Der Seufzer durch die Winterluft:
Excelsior!
Den Wandersmann – ach, welcher Fund! –
Grub aus dem Schnee der Klosterhund;
Noch fest umklammert hielt die Hand
Das Banner, drauf der Wahlspruch stand:
Excelsior!
Da lag die herrliche Gestalt,
Erstarrten Herzens, todeskalt;
Vom Himmel fiel ein Meteor,
Und es erklang wie Engelchor:
Excelsior!