[249] [251]Friedrich Rudolph Ludwig Freiherr von Canitz
Satyren und Übersetzungen
[251] [253][1] Die erste Satyre
[256] [2] Die zweyte Satyre
Von der Freyheit
Fußnoten
1 Es ist eine bekannte und vorlängst eingeführte Gewohnheit des Spanischen Hofes, daß man des Königs Zimmer mit einem gantz güldenen Stoffe tapezieret; worauf hier gezielet wird.
[259] [3] Die dritte Satyre
Von der Poesie
[265] [4] Die vierte Satyre
Von dem Hoff-Stadt-und Land-Leben
Fußnoten
1 Manius Curius Dentatus, so genannt, weil er gleich mit Zähnen auf die Welt kam, oder nur ein Bein, statt aller Zähne, im Munde hatte, erhielt, nach rühmlicher Verwaltung andrer Ehren-Stellen, das Römische Bürger-Meister-Ammt, und wegen der besiegten Lucaner das kleine, so wie der Uberwundenen Sabiner und Samniter halben, zweymahl das grosse offentliche Siegs-Gepränge. Von dem eroberten Lande dieser Völcker gab er, wie Sextus Aurelius Victor in seinem 32. Cap. erzehlet, jedem Bürger viertzig Acker Landes, und begnügte sich mit einem gleichen Antheile, ob ihm gleich der Rath ein weit mehrers zugedacht hatte. Auf diesem seinen Land-Guthe fanden ihn nachmahls die um Frieden bittenden Gesandten der Samniter, als er eben auf seinem Heerde Rüben braten, und solche zu seiner Abend-Mahlzeit, aus einem irrdenen Gefässe verzehren wolte. Die abgeordneten bothen ihm daher viele güldene Geschirre dagegen an, nebst einem ansehnlichen Stücke Goldes; so er aber großmüthig ausschlug, mit der Erklärung: Da er sich an einer so mäßigen Kost aus einer so geringen Schüssel begnüge, könte er ihre Geschenke leicht entbehren, zumahl er lieber solchen reichen Leuthen befehlen, als selbst reich seyn wolte. Da man ihn auch, nach der Zeit, fälschlich beschuldigte, daß er viele Gelder untergeschlagen, brachte er einen höltzern Oel-Krug hervor, den er zum Opfer-Dienste in seinem Hause gebrauchte, und betheurte hoch, daß er in seinem gantzen Vermögen nichts als dieses Stücke hätte, so er von den Feinden erbeuthet; daher ihn Valerius Max. in seinem vierten Buche c. 3. §. 5. das allervollkommenste Vorbild der Römischen Mäßigkeit und Tapferkeit nennet. Von diesen und seinen andern Thaten melden, unter andern Geschicht-Schreibern, Plutarch im Leben des Cato, Florus B. 1. c. 18. §. 22. Valer. Max. Bl. 9. c. 3. und Plinius B. 19. c. 5.
2 Diese und noch einige vorherstehende Stellen sind Vorwürffe, welche einem damahligen grossen Staats-Minister von denjenigen gemacht worden, die geglaubt, daß sie Ursache hätten, sich über ihn zu beschweren; worunter sich der Herr von Canitz auch gezehlet.
3 Sowohl dieses, als das vorhergehende, sind wahrhaffte Begebenheiten, die dem Verfasser damahls zugestossen.
4 Blumberg, ehmahls des Verfassers Land-Gut, zwey Meilen von Berlin.
5 Der Weg nach demselben von Berlin geht durch die Vorstadt zum St. Jürgen- ietzt aber so genannten Kö nigs-Thore hinaus.
[275] [5] Die fünffte Satyre
Die Großmuth im Glück und Unglück
An einen guten Freund, der den Hof verließ und sich auf sein Land-Guth zur Ruhe begab.
Fußnoten
1 Zielet auf ein ehmahls wegen des Nimägischen Friedens im Jahr 1679. in Pariß aufgeführtes prächtiges Sing-Spiel dieses Nahmens, welches Thomas Corneille, unter der Aufsicht seines ältern Bruders des Petri Corneille und des Racine verfertigt, die ihm solches, von Auftritt zu Auftritt, ausbessern helffen, daher es eines von seinen besten Stücken ist. Der berühmte Lully hat es in Noten gesetzt.
2 Blanc manger, ist eine weisse Mandel-Sultze mit Gallerten von Hüner- und Kalbs-Brüh zugerichtet; welche auf verschiedene Art gemacht, kalt aufgesetzt, und manchmahl mit buntgefärbter Gallert um die Schüssel herum, Zieraths halber, belegt wird, auch, auf einer vornehmen Taffel, so wohl dem Auge zur Lust, als dem Munde zur Erfrischung, dienet.
3 Linguattole, sind See-Zungen, oder Zungen-Fische, die aus dem Meere kommen, und vortrefflich schmackhafft sind.
4 Glomms, eine gewisse dicke kalte Milch, welche in Preussen besonders zugerichtet wird, daselbst so gewöhnlich als beliebt, und ungefehr das ist, was in Nieder-Sachsen Sülte-Milch, und in Ober-Sachsen Comps oder Kompiß. Pomocheln, eine Art der allerschmackhafftesten Fische, die aus der Ost-See gebracht, und in Preussen sehr häuffig gespeiset werden; auch eben dieselben sind, die man in Lübeck und anderswo Dorsche nennet.
5 Man muthmaßet nicht ohne Grund, es sey dieses ein gewisser Oberster von Canitz gewesen, der so übel im Kriege verwundet worden, daß er fast nicht mehr im Stande war, Kriegs-Dienste zu thun; und als er darüber noch gar um sein Regiment gekommen, sich, aus Verdruß, gantz vom Hofe weg, und auf seine Güter in Preussen zur Ruhe begeben. Er war kein weitläufftiger Verwandter des Herrn von Canitz, und bey ihm sehr öffters zur Taffel.
6 Mancha, ist das Vaterland des beruffenen Spanischen Roman-Ritters Don Quixote, woselbst er sich, nach vielen Abentheuren, endlich zur Ruhe begeben.
7 Curius, ist schon in vorhergehendem Gedichte erklärt worden, Bl. 103.
8 Man rechnet in Preussen die Steuern und Gaben nach Schoßen, wie in der Marck und in Sachsen nach Schecken. Die vom Acker heissen, Hufen-Schoß; die von den Häusern, Giebel-Schoß.
9 Perkun, war der Abgott der Heydnischen Preussen, und von denselben, in Gestalt eines Mannes von mittelmäßigem Alter, also gebildet, daß er den Potrimpos ansahe, mit einem brennenden Feuer-rothen und zornigen Gesichte, krausen Kopfe, schwartzen Barte und Flammen um das Haupt. Man unterhielt ihm ein ewiges Feuer von Eichen-Holtze, und opfferte ihm Speck-Seiten. Einige halten ihn für der Preussen Jupiter, andre für ihren Mars, einige für beydes zugleich, und wieder andre für ihre Sonne. Hartknoch Alt- und Neu-Preussen Bl. 30. 131. 160.
Potrimpos, ihr dritter Götze, ward fürgestellt als ein noch unbärtiger Jüngling, mit frölichem lachenden Gesichte den Perkun ansehend, den er, wegen seines unmächtigen Zorns, gleichsam verspottete. Sein Haupt war mit Korn-Aehren gekrönet. Man brannte ihm Wachs und Weyrauch, schlachtete, ihm zu Ehren, bißweilen Kinder, und ernährte ihm beständig eine Schlange mit Milch in einem Topffe, der mit einer Korn-Garbe bedeckt war. Daher ihn einige für der Preussen Saturn, andre für ihren Liebes-Gott, wieder andre für den Gott der Erde und fliessenden Wasser, und einige für den Gott des Gestirns ansehen. Hartknoch Bl. 161.
Pikoll, stand allzeit in der Mitten, zwischen beyden itztgenannten, hatte einen langen grauen Bart, den Kopff mit einem Tuche umbunden, das Gesicht von bleicher Todten-Farbe, von unten auf in die Höhe sehend. Die alten Preussen schrieben diesem Pikollos alles böse zu, und beteten ihn, weniger aus Liebe, als aus Furcht, an. Ihre Waidelotten oder Priester brannten, ihm zu Ehren, an grossen Fest-Tagen Talck in Töpffen, heiligten ihm todte Menschen- oder Vieh-Köpffe, und opfferten ihm gemeiniglich einige von ihren Feinden, die sie im Kriege gefangen bekommen. Man hält dafür, daß er der Preußische Höllen-Gott Pluto, oder ihr Gott des Reichthums Plutus, auch wohl gar ihr Mond gewesen. Das wahrscheinlichste von diesen dreyen Götzen ist dieses, daß, wie die Gothen ihren Heydnischen Gottesdienst in Preussen eingeführt, man hernach der Gothen Thor, Odhen und Frigga in alt-Preußischer Sprache Perkun, Pikollos und Potrimpos geheissen; wovon die Ubereinstimmung der Gothischen und Preußischen Götzen in allen Dingen sattsam zeuget. Hartknoch. Bl. 35. 129. 161.
10 Die alten Preussen baueten keine Tempel, sondern opfferten ihren Göttern in freyem Felde, und hatten zu diesem Ende, unter vielen geheiligten Eichen-Bäumen, sonderlich viere von fast unglaublicher Grösse.
Die erste war zu Romove, Sommer und Winter über grün, sechs Ellen dick am Stamme, und oben so dichte von Zweigen und Aesten, daß kein Regen durchdringen konte.
Die zweyte bey Heiligen-Beil, von gleicher Eigenschafft und Dicke.
Die dritte bey Marienburg an dem Nogath, einem Arme aus der Weichsel, im grossen Werder; oder, welches wahrscheinlicher, eine Meile von dem itzigen Thorn, wo noch die Uberbleibsel der alten Stadt Thorn gefunden werden. Sie war von so ungemeiner Grösse, daß die ersten Kreutz-Herren, bey ihrer Ankunfft in Preussen, solche eroberten, in Form einer Burg befestigten, und sich daraus wider die Anfälle der alten Preussen beschützten.
Die vierte bey Welau, über dem Pregel-Flusse im Dorffe Oppen, wo man nach Raguit von Königsberg durchreiset, in einem Garten an der Landstrasse. Diese war inwendig hohl, und gantz unglaublich groß, nemlich unten am Stamme sieben und zwantzig Ellen dicke, daß ein bewaffneter Ritter einen grossen Gaul gemächlich darinn herumtummeln konte. Wie da , unter andern, selbst Marggraff Albrecht der Aeltere, Hertzog in Preussen, und auch, nach ihm, Marggraff Albrecht Friedrich solches gethan haben. Welches Henneberger in Erklärung der Preußischen Land-Taffel, Bl. 427. bezeugt; auch daselbst die Ursache, warum diese ungeheure Eiche endlich umgefallen, diesem zuschreibet, daß alle, die solche zu besehen, gekommen, ihres Nahmens Anfangs-Buchstaben nebst der Jahr-Zahl hineingeschnitten, worüber endlich dieser Baum verdorren müssen, welcher, nach seiner Meynung, weder vor noch nach der Sündfluth, einen an Grösse über sich gehabt; massen viel an sehnliche Wetten seinethalben verlohren worden, weil niemand, als der ihn mit Augen gesehen, die Erzehlung davon glauben wollen.
Diese Eichen wurden mit Opffer-Blut besprengt, und bey denselben beständig Feuer gehalten; doch war die zu Romove die berühmteste, weil unter derselben die Wohnung dieser obgemeldeten dreyen vornehmsten Preußischen Götter gewesen, wovon Hartknoch in angeführtem Buche Bl. 117. 118. 119. 126. und auch in seiner Preussischen Kirchen-Geschichte weitläuftiger handelt. Nachmahls wurden diese vier Eichen von den Christen theils verbrannt, theils umgehauen, theils durch die Zeit selbst zerstöret.
[280] [6] Die sechste Satyre
Vorzug des Land-Lebens
In einem Einladungs-Schreiben an den Herrn von Brand.
1692.
Fußnoten
1 Churfürst Friedrich führte damahls noch nicht einen Königlichen Scepter. Dieses zielet also hier auf den Brandenburg. Scepter im Wapen.
2 Namur ward gleich in demselben Jahre, in welchem dieser Brief geschrieben ist, von den Frantzosen erobert.
3 Er hatte gedachtes Blumberg von seiner Frau Großmutter, mütterlicher Seiten, der Frau Ober-Cammerherrin und geheimen Räthin von Burgsstorff geerbet, die ihm solches in ihrem letzten Willen, noch bey seiner leiblichen Frau Mutter Leben, zugeeignet.
4 Darge, Derge oder Terge, wie es verschiedentlich genannt wird, heißt so viel als die Reitzung, da man den Fisch terget, zerget oder reitzet, daß er anbeißt. Es ist eigentlich eine Angel von Meßing, deren man sich in der Marck Brandenburg auf den Flüssen, meistens aber auf den Land-Seen, um grosse Hechte zu fangen, wiewohl nur zur Lust, bedienet. Denn sonst ist das Dargen, weil damit grosser Schaden geschicht, und der Hecht häuffig aus dem Wasser geschleppt wird, in der Chur-Brandenb. Fischer-Ordnung vom Jahre 1690. unter dem verbothenen Fischer-Zeuge, ausdrücklich benennt. Man fähret in einem Kahne, ziemlich schnelle herum, läst die Darge an einer offt mehr als Klaffter-langen Schnur, woran weder ein Bley noch sonst was, ins Wasser hängen; da denn das nahe am Angel befestigte rothe Stück Tuch, und die im Fortschwimmen beständig-blinckernde Angel den Hecht anreitzen, daß er, indem er es für Rothaugen ansiehet, darnach schnappet, und dadurch gefangen wird, manchmal auch mit der Schnur weit wegfährt; welches alles des Fischende gleich fühlen kan, weil man die von dem Roll-Holtze abgewundene Darg-Schnur, so ein paar mahl dicker als ein Bind-Faden, im Munde, manchmahl auch nur in der Hand, zu halten, solche dem Fische nachzulassen, und ihn hernach daran wieder zu sich zu ziehen pfleget. Wovon Coler in seinem Haußhaltungs-Buche Bl. 672. und. 697. ausführlich handelt.
5 Giebel, oder Gybel, wie Coler, Bl. 698. diß Wort schreibt, nennet man in der Marck gewisse kleine, aber sehr wohl schmeckende Fische, die man daselbst in ietztgedachten Land-Seen mit Netzen, und, weil sie alle vier Wochen laichen, in gröster Menge zu fangen pfleget. Es ist eine Art Carauschen, aber noch viel süsser vom Fleische, obgleich um die Helffte kleiner, kaum einer Spannen lang, dickfleischigt auf dem Rücken, und von Farbe ungefehr wie die Schleyen. Man bekömmt sie nicht überall gut, weil sie sich nur in stehenden Teichen und Graben aufhalten, und das Wasser darinn nicht allemahl reine. In Blumberg werden die allerbesten gefischt. In Sachsen ist eine gewisse Gattung Weißfische, welche Diebel genannt, und von einigen für eben diese Märckische Giebel, wiewohl ohne Grund, gehalten werden; weil diese sehr gut, jene hergegen sehr schlecht von Geschmack sind.
Das Sprüchwort ist bekannt, man siede gleich den Diebel,
Man brate diesen Fisch, so schmecket er doch übel.
Günthers Gedichte Th. II. Bl. 98.
6 Der Herr von Canitz schrieb dieses in seinem 39sten Jahre.
7 Der Herr von Brand hieß Eusebius, und dessen Gemahlin, Augusta Elisabeth.
8 Die junge Fräulein Tochter des Herrn von Brands, so nachmahls frühzeitig verstarb, hieß Charlotte Christiane; sein eintziger Sohn aber Friedrich. Er ward, schon zu seines Herrn Vaters Lebzeiten, Kön. Preussischer Kammer-Juncker, und, nach dessen Absterben, mit dem Orden der Großmuth begnadiget, als er denselben Sr. Königl. Majest. wieder einhändigen wolte; bekam auch die Amts-Hauptmannschafft zu Driesen, in der Neu-Marck, niemahls aber den Ca ier-Herrn-Schlüssel, wie, so wohl in dem grossen Historischen, als auch in dem Adels-Lexico, irrig vorgegeben worden. Er ist erst in dem abgewichenen Jahre 1725. zu Berlin verstorben.
9 War die Fräulein von Canitz, eine Schwester der Frau von Brand, und eine Tochter des ehmahligen Chur-Brandenburgis. ältesten geheimen Staats-Raths und Ober-Marschalls, Herrn Melchior Friedrichs, Freyherrn von Canitz, auf Dalwitz, der schon im Jahre 1669. die Freyherrliche Würde auf sein Hauß gebracht; aber mit unserm Freyherrn von Canitz nicht befreundet war, weil dieser von den Preußischen, wie jener von den Schlesischen Canitzen, herstammte, woselbst er zuvor, bey Hertzog George dem Dritten zu Liegnitz, Rath und Hof-Marschall gewesen. Sie hieß Sophia Catharina, ward anfangs, auf Gutbefinden ihres Herrn Vaters, in Schlesien erzogen, biß er dieselbe nachmahls zu sich an den Hof, und, nach seinem Tode, die Frau Geheime Räthin von Brand solche ins Hauß genommen. Sie war breit von Brust, trug, nach damahligem Gebrauche, einen sehr hohen Kopf-Putz, war sehr lebhafft vom Geiste, und nicht faul mit dem Munde. Weil sie auch dabey eine Art von einer Habichts- oder Papageyen-Nase hatte, so pflegte der Herr von Canitz, in dessen Behausung sie fast beständig, und dabey sehr wohl gelidten war, Sie, im Schertze, nur immer Pape oder Pabgen zu nennen.
10 Sprügel, sind die Bogen-Höltzer an einer Gutsche, worauf oben der Himmel oder die Decke ruhet.
11 Ortolans werden von den meisten irrig, wegen ihres fremden Nahmens, für ausländische Vögel gehalten; sind eigentlich eine Art Gold-Ammern, doch etwas kleiner, und fast überall, auch in Teutschland, wiewohl an einem Orte häuffiger als am andern, anzutreffen. Die Jäger und Vogelsteller, denen diese Vögel noch nicht bekannt sind, rechnen sie gemeiniglich mit unter die Gold-Ammern. Wegen ihres trefflichen Geschmacks sind sie hochgeschätzt: man muß sie aber vorher einfangen und füttern, da sie in kurtzer Zeit sehr fett werden.
12 Hermsdorff, war des Herrn von Brand Land-Gut.
[285] [7] Antwort-Schreiben des Herrn von Brand
Fußnoten
1 Tityrus, ein Hirte, von welchem Virgil, fast mit gleichen Worten, sein erstes Schäffer-Gedicht anfängt.
2 War der General-Lieutenant von Brand, ein sehr angenehmer und dabey schertzhaffter Mann, auch ein besondrer Freund unsers Herrn von Canitz.
3 Ist eine Schertz-Redens-Art, welche so viel sagen will, sie würde sich, wann es regnen solte, dergestalt in den Peltz einhüllen, da nichts als das Gesichte hervorgucken könte; wie man den kleinen Kindern vorzumachen, und Guckgug! zu ruffen pfleget. Dergleichen eintzelne Wörter von den Papageyen auch insgemein am ersten hergeplaudert werden.
4 Er war Obrister und Chur-Fürstl. Cammer-Herr; deren man damahls nur viere zehlte. Weil er nebst seinem Schwager, dem General-Major Wangenheim, am Berlinischen Hofe, einer von den geübtesten war, einen muntern Schertz vorzubringen, so muthmassete der Herr von Brand nicht unbillig, daß unter diesen beyden leicht ein lustiges Gezäncke im Wagen entstehen könte; indem sie auch nicht leicht gewohnt war, eine Schertz-Antwort schuldig zu bleiben.
5 Drell oder Drall heist in der Marck so viel als derbe; man sagt z.E. eine Drelle Dirne, das ist, ein frisches derbes Mädgen.
6 Köpenick ist ein bekanntes zwey Meilen zur rechten von Berlin liegendes Ammt, Städtgen und Lust-Schloß auf einem Werder, den die Spree macht, welche sich daherum in viele kleine Seen ausbreitet. Der vorige so wohl, als der ietzige König, hatten es, als Chur-Printzen, im Besitze. Jener erweiterte und zierte so wohl Schloß, Kirche und Lust-Garten, als viel andre Fürstl. neu von ihm errichtete Gebäude in der Stadt und auf den Land-Gütern. Dieser hatte in der Jugend ein artiges Zeug-Hauß daselbst angeleget. König Friedrich hielt sich als Chur-Printz und Chur-Fürst, öffters daselbst auf, bey welcher Gelegenheit der Herr von Canitz mit seiner Doris vielmahl dahin reisete. Ob aber von einer vermutheten Schwangerschafft der Churfürstin selbst damahlen die Sage gegangen, oder, ob die Frau von Canitz, wie es scheint, daselbst einmahl schwanger worden, als sie ihren Gemahl dahin begleitet, kan man nicht für gewiß versichern. Diese Antwort des Herrn von Brand, so uns geschrieben mitgetheilet worden, ist noch in keiner eintzigen Auflage der Canitzischen Gedichte befindlich; ungeacht sie hier unentbehrlich scheinet, weil ohne dieselbe die Canitzische Gegen-Artwort nicht recht verstanden werden kan. In S.v.G. auferweckten Gedichten, die man 1702. zu Franckfurt und Leipzig in 8. gedruckt, ist, nebst den beyden Canitzischen Schreiben, auch diese Antwort des Herrn von Brand am 290. Bl. in der Zugabe, aber vermuthlich nach einer sehr schlimmen Abschrifft, mit eingerückt worden. Es sind aber diese Gedichte, ausser den Zugaben, eben diejenige, so schon, unter dem versetzten Nahmen Salomons von Golau, im Jahre 1654. herausgekommen, aus drey tausend Sinn-Gedichten bestehen, und zum wahren Verfasser Herrn Friedrich von Logau, aus Schlesien, haben.
[289] [8] Die siebende Satyre
Des Herrn von Canitz Gegen-Antwort
Fußnoten
1 Hier wird der ältere Plinius wegen seiner Natur-Geschichte verstanden, die er uns in sieben und dreyßig Büchern, wie Columella zwölff Bücher vom Landbau, hinterlassen.
2 Der Tauff-Nahme des Herrn von Brand hieß Eusebius, und bey seinem Gute Hermsdorff lag der ihm zugehörige grosse Land-See Wutzlau, worinn Morenen gefangen werden. Da nun der Frey-Herr von Hohberg, als er sich aus dem Oesterreichischen, seiner Glaubens-Freyheit halber, begeben und in Regenspurg niedergelassen, daselbst sein Adeliches Land-und Feld-Leben zum Drucke beförderte, und in demselben eine ausführliche Beschreibung der Morenen einrücken wolte; erhielt er, durch Vermittelung des damahligen Chur-Brandenb. Gesandten bey der Reichs-Versammlung daselbst, des Herrn von Jena, von dem Herrn von Brand eine eigenhändige Beschreibung dieser Fische, wie auch ihres Fangs, ihrer Art, Grösse, Zurichtung und dergleichen, die er seinem Adelichen Wirthsschaffts- und Haußhaltungs-Buche auf dem 602. Blatte von Wort zu Wort einverleiben lassen.
3 Man muthmasset, daß diese Morenen von dem Städtgen Moryn, 5. oder 6. Meilen von Berlin gelegen, also genennet werden, weil man diese Fische daselbst in den grossen Seen häuffig fänget. Coler in seinem Hauß-Buche, wo er Bl. 699. von diesen Fischen handelt, glaubt das Gegentheil, und meinet, das Städtgen Moryn hätte seinen Nahmen von den Morenen bekommen. Es ist nicht diejenige Art Murenen, welche vormahls von den Römern bey grossen Gastereyen, als einer der vornehmsten Leckerbissen, auf die Taffel gesetzt worden, und welche, nach etlicher Meynung, unsre heutige Lampreten seyn sollen; denn dieselben sind eine Gattung Meer-Fische, wie die Morenen eine Art Land-See-Fische. Man fängt die Morenen zur Winters-Zeit in solcher Menge, daß der Herr von Brand manchmahl zwantzig biß dreißig Tonnen auf einen Zug gefischet; indem sie in so häuffiger Anzahl in den Land-Seen, als die Heringe in der offenbahren See, zu finden. Sie sind auch ungefehr von derselben Grösse, aber am Geschmacke noch besser als die Forellen, haben sonst keine Gräte, als den Rück-Grad und das Gerippe, und sind, ie kleiner, ie schmackhaffter. Sie werden gesaltzen, getrucknet, geräuchert oder frisch, auf mancherley Weise zugerichtet, und auch in gröster Menge verschickt. Der Herr von Brand hatte allezeit die Ehre, daß er Sr. Majest. dem Gottsel. Könige von Preussen die ersten vom Jahre auf die Taffel lieferte. In Pommern in dem Land-See, Madduja genannt, sind sie so groß als ein Lachs, werden auch auf dieselbe Art zugerichtet; wovon in angezogenem Buche des Herrn von Hohberg mehrere Nachricht zu finden. Nicht weniger werden in Preussen aus dem grossen Land-See, der Spirding genannt, im alten Sudiner-Lande, die Morenen, in gröster Anzahl gefangen, hernach gesaltzen, und weit und breit in gantz Preussen verführt, wie Hartknoch in seinem Alt- und Neu-Preussen Bl. 11. erzehlet.
4 In diesen Jahren fieng der Herr von Canitz schon an Stein-Beschwerungen zu empfinden, die auch hernach viel zu seinem frühzeitigen Tode mit beygetragen. Er setzte aber allezeit, wann er davon sprach, die Gicht dazu, in Hofnung, wie er schertzte, daß sie doch auch wohl folgen würde.
5 Zielet auf die Fräulein von Canitz, die der Herr von Perband in seiner Gutsche hinausführete, und im Reden mit ihr desto freyer zu schertzen pflegte, je näher er ihr beschwägert war: Denn er hatte nach einander zwo Schwestern des General-Major Wangenheims, dieser aber eine Schwester der Fräulein von Canitz, geheyrathet.
[293] [9] Die achte Satyre
Der Hof
[294] [10] Die neunte Satyre
Die Welt läßt ihr Tadeln nicht
Fabel.
[295] [11] Die zehende Satyre
Von dem wahren Adel
Ubersetzung der fünfften des Boileau. 1
[301] Satyre V.
Du Sr. Boileau Despreaux, a Mr. le Marquis de Dangeau.
Fußnoten
1 Diese Ubersetzung ist nicht nur allen Ausgaben der so genannten Canitzischen Neben-Stunden, sondern auch dem andern Theile der Hofmannswaldauischen und anderer zusammen gedruckten Gedichte am 205. Blatte, schon ein paar Jahre vorher, aber nicht so richtig, als hier, eingerückt worden. Eine andre Verteutschung dieser Satyre findet man am 429. Blatte der Gedichte eines vornehmen Nürnbergischen Dichters, des Herrn von Führers, Kayserlichen Raths, ersten Raths-Gliedes daselbst, Castellans, welcher die Käyserl. Burg bewohnet, und dermahligen Oberhaupts des Pegnitzischen Blumen-Ordens unter dem Nahmen Lilidor. Der erste Theil seiner ietztangezogenen Poesien kam unter dem Titel der Christl. Vesta und irrdischen Flora 1702. zum erstenmahl heraus, und der neue und andere Theil ist bereits unter der Presse, und wird sehr ansehnlich mit Kupfern von dem Buchhändler Rüdiger verlegt werden.
2 Sich triegen, d.i. sich verlassen, darauf trauen; welche Bedeutung an vielen Orten unbekannt, aber doch in einigen Wörterbüchern als dem Frantz. und Deutschen des Rondeau, zu finden ist.
3 Man findet zwischen diesem und dem nachfolgen den in den neuen Editionen vom Boileau, noch vier Verse, die er aber erst im Jahr 1713. der bloß vor seinem Ende angefangenen Ausgabe eingedrückt, um zu verhindern, daß man nicht meinen solte, er hätte durch die Worte des folgenden Verses:
Grand Heros, Esprit rare & sublime,
Du Held von hohen Gaben.
den Marquis Dangeau angeredet; weil diese Worte auf denjenigen Spottsweise zielen, der vorher wegen seiner vielen Ahnen so aufgeblasen beschrieben worden; worunter er eigentlich den Grafen Joachim d'Estaing verstanden, der sich damahls in allen Gesellschafften so breit damit machte, daß König Philipp August, einer von den Nachkommen Capets, des Stamm-Vaters der dritten Linie der Frantzösischen Könige, iemanden von des Grafen tapfern Vorfahren erlaubet, künfftig das Königliche Frantzösische Mappen, nemlich die drey Lilien, in das seinige zu setzen. Ungeacht nun diese vier neue Verse an Schönheit den übrigen in dieser Satyre nicht gleich kommen, wollen wir sie doch, dem neugierigen Leser zu gefallen, mit hierher setzen:
Enivré de lui même, il croit dans sa folie
Qu'il faut que devant lui d'abord tout s'humilie;
Aujourd'hui toutefois, sans trop le ménager,
Sur ce ton un peu haut je vais l'interroger:
In sich allein verliebt, vermeint er Thorheits-voll,
Daß alles sich vor ihm demüthig bücken soll.
Doch will ichs, sonder ihn zu schonen, itzo wagen,
Ihn über diesen Thon, der ziemlich hoch, zu fragen:
4 Alfane und Bayard waren zwey Streit-Pferde alter Frantzösischer Roman-Helden, die der Herr von Canitz mit Fleiß weggelassen, weil dergleichen Dinge uns wenig angehen, und solche verlegene Frantzösische Liebes-Geschichte bey uns so selten, als unser Teutscher Herculiscus von den Frantzosen, gelesen werden.
5 So klang dieser Vers in den ersten Ausgaben, allein in der von 1701. welche die letzte war, die Boileau selbst drucken lassen, änderte er hernach denselben folgender Gestalt: Savés-vous pour la gloire oublier le repos? Kanst du um Ehr und Ruhm die süsse Ruh vergessen? ob nun gleich der Gedancke in diesem Verse schöner, so ist doch derselbe so wohl, als die vier vorher angemerckten Verse, erst in denen Editionen eingerückt worden, welche nach dem Tode des Herrn von Canitz zum Vorschein gekommen.
6 So hieß es in den ersten Auflagen. In den folgenden setzte Boileau: Plus de trente quartiers, und in den letzten: deux fois seize quartiers, weil er selbst bemerckt, daß die erste und andre Ausdrückung noch nicht deutlich genug gewesen; indem man bey der ersten weniger, bey der andern mehr als zwey und dreyßig, bey der dritten aber weder mehr noch weniger, als so viel Ahnen verstehen können, welches der höchste Beweiß ist, den man einem wegen seines Adels abzufordern pfleget; daher der Ubersetzer mit grossem Bedacht diese Zahl ausdrücken wollen.
7 Segoing, und nicht Segond, wie in vielen Auflagen des Boileau steht, war ein Advocat, und gab ein Buch von der Wapen-Kunst, unter dem Titel: Tresor heraldique, ou Mercure armorial. 1657. zu Pariß in Druck. Unser Ubersetzer hat diese Stelle mit Fleiß nur überhaupt verdeutscht, weil solche Nahmen, ausser ihrem Lande, viel von derjenigen Anmuth verliehren, welche sie sonst einer Satyrischen Schrifft zu geben pflegen.
8 La Mandille war eine Art von einem Mantel oder Uber-Rocke, ohne Ermel, den die Lackeyen trugen, und dadurch von andern Bedienten unterschieden waren. Im Jahr 1665. als Boileau diese Satyre schrieb, war solche noch zu Paris Mode: welches man darum erinnert, damit man die Richtigkeit der Verteutschung daraus beurtheilen könne.
9 Pierre d'Hozier war Königlicher Frantzösischer Genealogiste und Juge General des Armes & Blazons de France. Der Ubersetzer hat aus denen Ursachen, die wir bey Segoing angemercket, hier abermahl, wie billig, nur überhaupt die Gedancken ausgedrücket.
[307] [12] Die eilfte Satyre
Von einer klugen Aufführung
Ubersetzung des siebenzehenden Schreibens aus Horatzens erstem Buche.
Q. Horatii Flacci
Epistola XVII. Lib. I.
Fußnoten
1 Aristippus war ein Griechischer Weltweiser an dem Hofe des Sicilianischen Tyrannen Dionysius, und wuste sich besser, als andere seines gleichen, in das Hof-Leben zu schicken. Das Gespräch, welches von dem Poeten hier eingeführet wird, ist würcklich zwischen diesem Aristippus und dem beruffenen Cynischen Diogenes vorgefallen; wie solches Diogenes Laertius in der Lebens-Beschreibung des Aristippus ausführlich erzehlet.
2 Aristippus, wuste sich in alles wohl zu schicken, daher sagte Plato einsmahls zu ihm, als er ihn nach ausgestandenem Schiffbruch, sehr übel bekleidet sahe: Dir allein ists gegeben, so wohl Seiden als Lumpen zu tragen.
3 Aristippus hatte den Diogenes mit sich ins Bad geführet, und heimlich den Bade-Bedienten befohlen, dem Diogenes, statt seines alten abgetragenen Rocks, ein kostbares Kleid von Milet hinzulegen; aus welcher Stadt in Asien, damahls die kostbaren Stoffe nach Griechenland, wie noch itzt zu uns aus der Türckey, gekommen. Als aber Diogenes aus dem Bade stieg, und kein anderes als dieses prächtige Kleid fand, wolte er lieber nackigt nach Hause gehen; gab sich auch nicht eher zu frieden, biß man ihm seinen schmutzigen Rock wieder zugestellet hatte.
4 Im Lateinischen stehen zu Anfange noch fünff Verse, die der Ubersetzer mit Fleiß weggelassen, weil sie nichts sonderliches, als eine Anrede an einen den Auslegern selbst unbekannten Römischen Ritter enthalten, der den Beynahmen Scäva geführet.
5 Ferentinum war ein einsamer Flecken in Latien, nach Daciers und Cellarius Meynung, zwischen Anagnia und Frusino; für welches Dorff der Ubersetzer nicht unbillig ein anderes, nemlich sein Land-Gut Blumberg, gesetzt.
6 Weil der Ubersetzer die Anrede an den Scäva im Anfange dieser Satyre weggelassen, so hat er mit Fleiß die lateinischen Worte, so nur den Scäva angehen, hier auch nicht verteutschen wollen; sondern den Innhalt zusammen gezogen.
7 Die berüchtigte Buhlerin Lais zu Corinth ließ sich ihre Gunst so theuer bezahlen, daß nicht jeder reich genug war, ihrentwegen aus der Fremde dahin zu reisen, so hefftig er sich gleich nach ihr sehnen mochte. Daher entstund von einem ieden schweren Unternehmen das Griechische Sprichwort: Es ist nicht jederman vermögend nach Corinth zu kommen. Davor hier der Herr von Caniz wohlbedächtig unser teutsches Sprichwort gesetzt, welches von den Schützen herkommt, die alle nach einem Zwecke zielen, aber nicht alle treffen.
8 Brundisium ist das ietzige Brindisi im Neapolitanischen, wohin des Sommers, wegen der schönen Gegend, die vornehmen Römer auf ihre Lust-Schlösser zu reisen pflegten, wie dann Mäcenas den Horatz öffters mit dahin geno ien. Surrentum, heut zu Tage Sorrento, eine Stadt in dem lustigen Campanien an dem Vorgebürge der Minerva, ward von den Römern, eben wie die vorige, zur Sommers-Zeit besucht. Der Ubersetzer hat in der Verteutschung nur überhaupt von einer Lust-Reise gesprochen, weil er zwischen den nöthigen und unnöthigen Umständen in einer Ubersetzung den rechten Unterscheid sehr wohl zu machen gewust.
[313] [13] Die zwölffte Satyre
Von der Unbeständigkeit des Hof-Glücks
Ubersetzung aus der zehenden des Juvenals.
[315] Ex D. Junii Juvenalis
Satyra X.
Fußnoten
1 Sejanus der berühmte Liebling des Tiberius, war so hoch gestiegen, daß ihn der Kayser selbst bey seinem zum fünfften mahle angetretenen Bürgermeister-Amte zum Gehülffen annahm. Ungeacht nun Rom seinen Geburts-Tag öffentlich feyerte, und an vielen Orten seine Bild-Säule von Gold aufrichtete; machte ihn doch auf einmahl sein Stoltz dem Volcke so verhaßt, und dem Kayser so verdächtig, daß er plötzlich, auf die hier beschriebene Weise, gestürtzt ward. Wie Svetonius am Ende seiner Lebens-Beschreibung des Tiberius, und andere Römische Geschichtschreiber melden.
2 Es war der Gebrauch in Rom, daß man eines glücklichen Zufalls halber, die Häuser mit Lorbeer-Zweigen und anderm frischen Laubwerck auszierete, oder dergleichen Kräntze herab hängen ließ.
3 Diese Satyre ist das Meisterstück des Juvenals, aber hier nicht gantz, sondern nur von dem 56ten Verse biß zu zum 77ten verteutscht, nemlich so weit die Beschreibung von dem Falle des Sejans gehet.
4 Dieses ist die Insula Caprearum oder Capreæ bey Neapel, wo Tiberius, seiner Wollust und Schwelgerey halber, die letzten Jahre seines Lebens zugebracht.
5 Nurscia oder Nurcia war eine Göttin des Glücks, welche die Volsinier im Toscanischen anzubeten pflegten, worauf der Poet hier zielet, weil Sejanus von Geburt ein Toscaner gewesen.
[317] [14] Der Taback
Aus dem Frantzösischen des Herrn Lombard, ehmahligen Predigers zu Widdelburg.
Sur le Tabac par Monsieur Lombard
[319] [15] Regeln ohne Verdruß zu lieben
Fußnoten
1 Der Frantzösische Verfasser dieses Stücks ist unbekannt, massen man nur das Teutsche, und darunter einmahl von des seligen Herrn von Canitz eigner Hand ins reine geschrieben, mitgetheilet bekommen. Als aber Herr Hofrath Zapfe versichert, daß es eine Ubersetzung sey, hat man eine Menge Frantzösischer Poeten, und ihrer Sammlungen, wiewohl vergeblich, nachgeschlagen, biß man es endlich im Mercure galant vom Jahre 1677. des Monats August am 113. Blatte, doch ohne Benennung des Dichters, gefunden. Der Anfang davon klingt folgender massen:
Maximes d'amour
Der Herr von Canitz übersetzte es noch in demselben Jahre zu Berlin, als es zum Vorschein kam. Weil er aber eben um dieselbe Zeit die Bekanntschafft mit seiner Doris anfieng, und er es mehr nach seinen damahligen Umständen hin und her eingerichtet, als schlechterdings übersetzt; hat man für unnöthig gehalten, das Frantzösische, wie bey den andern Ubersetzungen, dem Teutschen gegen über, hier gantz einzurücken.
- Notes
- Erstdrucke: [1]–[6], [8]–[10], [12] und [13] in: Fr. R.L. von Canitz, Neben-Stunden unterschiedener Gedichte, Berlin (Joh. Michael Rudiger) 1700. [7] in: S.v.G. [Salomon von Golau], Auferweckte Gedichte, Franckfurt und Leipzig (Joh. Adam Plener) 1702. [11] in: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil, Leipzig (Thomas Fritsch) 1697. [14], [15] in: Des Freyherrn von Canitz Gedichte, mehrentheils aus seinen eigenhändigen Schriften verbessert und vermehret, Leipzig und Berlin (Ambrosius Hauden) 1727.
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- Citation Suggestion for this Edition
- TextGrid Repository (2012). Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von. Satyren und Ubersetzungen. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4AD9-D